top of page
73056228_non_transparent.png
Bildschirmfoto 2025-03-12 um 09.39.49.png
Logo_schwarz_slogan.jpg
PHOTO-2025-04-01-12-36-25.jpg
Bildschirmfoto 2025-04-02 um 16.43.08.png
index.png
Logo_Kranimog_RGB300dpi.jpg
Huckenbeck4236.jpg

Da hilft nur: nach vorn schauen

Kai Huckenbeck schildert die Hintergründe zum enttäuschenden WM-Auftakt in Landshut – und wie er damit umgeht. 

 

Man braucht gar nicht lange drumherum reden: In den Stunden und Tagen nach dem Grand Prix in Landshut war ich ratlos. Und das gibt nicht nur mir so – sondern dem ganzen Team. Wir haben nach dem Rennen nur kurz miteinander gesprochen, da ist sofort klargeworden: Es herrscht bei allen Ratlosigkeit.

In solch’ einer Situation hilft nur eines: mit keinem mehr großartig reden, sich selbst auch nichts einreden – sondern einfach schnellstmöglich zusammenpacken, nach Hause fahren und dann vorausblicken. Volle Konzentration auf die nächsten Rennen. Das Geschehene abschütteln, natürlich seine Lehren daraus ziehen – und es dann ausblenden, um’s beim nächsten Rennen besser zu machen.

Aber klar, die Enttäuschung fährt auf der langen Fahrt von Bayern ins Emsland natürlich mit. Denn ich hatte mir im ausgerechnet, es mindestens in den Last Chance Qualifying Heat – also quasi das neue Halbfinale – zu schaffen. Und zwar auch noch nach dem Training und den Duellen in der Qualifikation am Nachmittag.

Nicht nur, weil ich in den Freien Trainings zeitenmäßig in den Top 10 lag und im ersten Qualifikationsduell Jason Doyle rausgeworfen habe. Sondern auch, weil die Probestarts im Training tatsächlich gut waren.

Solche Probestarts fährt man auf der Gegengeraden, die ist anders beschaffen als die eigentlichen Startplätze. Aber sie sagen in aller Regel trotzdem etwas darüber aus, wie es an dem Tag um die eigene Reaktionszeit bestellt ist – und ob die Kupplung generell funktioniert und die Maschine auf den ersten Metern richtig schiebt.

Und da ich ja aus meinen Jahren mit Landshut in deren Ligateam genau weiß, wie wichtig die Starts gerade an der Ellermühle sind, bin ich einigermaßen zuversichtlich in den Grand Prix gegangen.

Und dann merke ich schon gleich beim ersten Start: Da geht ja gar nichts. Ich hatte so sehr mit einem durchdrehenden Hinterrad zu kämpfen, dass ich buchstäblich stehengeblieben bin. Und wenn du in Landshut schon in der ersten Kurve hinten bist, dann hast du nicht nur kaum noch eine Chance zu überholen. Du hast auch keine Möglichkeit mehr, dein Bike richtig zu fühlen und vor deinem inneren Auge Aussagen darüber zu treffen, wie die Maschine sich im Laufe des Rennens verhält. Ein schlechter Start löst so eine Kettenreaktion aus: Du grübelst über den Start nach, noch während der Fahrt, und das überstrahlt die Analyse dessen, wie der Heat dann weiter verläuft – weil die wegen des Strahls und der Aussichtslosigkeit auf der Bahn ohnehin nicht aussagekräftig ausfällt.

Nach dem ersten Lauf haben wir die Übersetzung länger abgestimmt. Doch auch der zweite Start war eine Katastrophe; da ging wieder gar nix, ich hatte erneut Wheelspin und bin stehengeblieben.

Und nach zwei Nullern in Folge verzweifelst du. Schon auf der Maschine, aber auch nachher im Fahrerlager. Wir haben hektisch alles angefasst, was man noch ändern konnte, um die Starts zu retten: die Düse und auch noch mal eine längere Übersetzung. Wobei die genauen Details nur noch in einem Nebel vor mir liegen. Das war so ein Durcheinander in der Box, dass mich an manche Details gar nicht mehr erinnern kann.

Nach dem zweiten Eingriff bei der Abstimmung bin ich dann in meinem dritten Lauf 2. geworden. Und nach dem Zweier dachte ich, dass es in die richtige Richtung gehe. Deswegen haben wir die Abstimmung für den nächsten Heat so gelassen – und prompt hatte ich da wieder ein wild durchdrehendes Hinterrad. Deswegen haben wir für den letzten Vorlauf auf die Ersatzmaschine gesetzt – mit dem Motor von Matten Kröger statt von Bert van Essen. Aber auch damit wurde es nicht besser.

Wäre es besser gewesen, bei der Art, wie die Bahn vorbereitet war, früher auf den Motor von Matten zu setzen? Sie war außen angegrubbert und innen mit viel Wasser rutschig. Im Nachhinein lässt sich leicht sagen, dass man früher hätte wechseln müssen – oder andere Bereiche bei der Abstimmung hätte anpacken sollen. Wir hatten gute Gründe dafür, dass ich mit BvE-Motoren angefangen habe: Die haben bei meinen ersten Ligarennen in Polen immer gut funktioniert. Da waren auch die Starts zwar nicht optimal, aber doch deutlich besser als jetzt in Landshut. Auf den Erfahrungen und meinem Wissen um die besondere Charakteristik der Bahn in Landshut haben wir die Entscheidung basiert, beide Freien Trainings mit BvE zu absolvieren und auch den Grand Prix damit anzugehen.

Darüber im Nachhinein pauschal den Stab zu brechen, kommt mir zu einfach vor. Aber wir werden sicher vor Warschau einige Abläufe und Entscheidungen, wie wir dann weiter vorgegangen sind, in Details hinterfragen und das auch in Ruhe besprechen. Aber dazu muss der erste Schreck und die erste Enttäuschung erstmal verflogen und auch der erste Ärger verraucht sein. Emotionalität hilft nicht weiter, wenn man eigentlich nur nach einem solchen Rückschlag wieder aufstehen und neu kämpfen muss.

Es ist auch nicht so, dass ich den ganzen Tag heule oder in einem Tief stecke. Dass Landshut schlecht war, braucht mir keiner zu sagen; das weiß ich selber. Ich habe andere Ansprüche an mich und an das, was ich zeige. Allerdings sind die Voraussetzungen beim nächsten Grand Prix in Warschau wieder völlig anders. Also hilft nur: aufstehen, neuen Anlauf nehmen – und es besser machen.

Fotos: FIM

huckenbeck3293.jpg
Huckenbeck4236.jpg
doyle-huckenbeck-fricke-bewley3314.jpg
bottom of page