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Goldener Griff im Bayern-Krimi
Jetzt trennt ihn nur noch eine Veranstaltung von der Teilnahme an der Grand Prix-Serie 2026: die Grand Prix-Challenge im dänischen Holsted am 9. August. Hier schildert Riss in eigenen Worten, wie er den Quali-Thriller von Abensberg erlebte.
Schon der Wetterbericht hat nicht viel Gutes erahnen lassen. Als ich noch bei meinen britischen Ligarennen in England war, erfuhr ich schon von der Unwetter- und Regenfront über Deutschland. Die hat dann ja auch prompt dafür gesorgt, dass das Training in Abensberg abgesagt worden ist.
Für mich war das ärgerlich, weil ich mir vorgenommen hatte, einen Motor zu probieren, den ich dieses Jahr bis dato noch gar nicht gefahren hatte. Ich wollte ihn unbedingt ein Mal probiert haben, um zu entscheiden, ob ich diesen Motor auch in der WM-Qualifikation einsetze. Ich habe mir am Sonntagabend denn auch noch ein paar Stunden überlegt, ob ich’s riskiere – oder ob ich doch lieber auf Nummer sicher gehen sollte mit dem, was ich immer fahre.
Der Motor ist weicher zu fahren als mein anderer, mit dem ich bislang unterwegs war. Darum dachte ich: „Wenn die Bahn ruppig wird, wird’s mit dem alternativen Motor besser werden.“
Ich habe mich dann dazu entschlossen, den Alternativmotor auch ohne vorheriges Training zu fahren – und das war sozusagen der goldene Griff. Denn die Bahn im Wack-Hofmeister-Stadion ist wegen des Regens in den Tagen zuvor im Laufe des Tages immer schwieriger geworden.
Die Veranstalter von Abensberg haben immer ein bisschen Pech mit dem Wetter. Ich war zum sechsten Mal in Abensberg, und bei etwa der Hälfte davon war die Bahn in keinem guten Zustand, weil es vorher geregnet hatte. Bei den anderen Meetings dagegen war sie perfekt.
Der Bahnbelag dort ist allgemein sehr sandig; wenn da Regen drauf kommt, dringt das Wasser sofort ein. Dieses Jahr hat man schon bei der Bahnbegung gemerkt, dass die Bahn sehr weich ist. Das Wasser der letzten Tage steckte noch komplett drin. Wenn man die Tiefe der losen Deckschicht prüfen wollte – dann konnte man den Schraubenzieher glatt 10 Zentimeter weit reinstecken.
Im ersten Durchgang war die Bahn noch sehr gleichmäßig. Danach haben sich von Durchgang zu Durchgang immer mehr Rillen und Löcher rausgebildet.
Ohne vorheriges Training müssen alle Fahrer vorm ersten Heat schätzen, welche Abstimmung am besten zur Bahn passt. Das hat für mich bei meinem ersten Lauf ganz gut hingehauen. Ich habe den Auftakt gewonnen – war dabei aber schon mit der Drehzahl an der Grenze. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre mein Motor schon im Eröffnungslauf zu träge gewesen.
Dennoch habe ich für meinen zweiten Heat keine Änderungen vorgenommen. Doch da waren schon Rillen und mehr tiefes Material da; drum war mein Motorrad vom Start weg zu träge. Ich war von Anfang an Dritter und bin auch nicht mehr nach vorn gekommen.
Damit war klar: Der Kampf um die letzten beiden Plätze für Holsted wird ein echter Krimi. Ich habe daran gearbeitet, dass Motorrad ein bisschen weicher zu machen, dass es einfacher zu fahren war – mit einer anderen Übersetzung. Das hat auch gepasst.
Alles lief auf einen Zweikampf um den letzten Qualifikantenplatz hinaus, zwischen Kim Nilsson und mir. Und ich musste im allerletzten Heat raus. Kurz zuvor ist Dominik Kubera sogar noch in Führung liegend gestürzt, im ersten Lauf des letzten Durchgangs. Das zeigt schon, wie anspruchsvoll die Bahn inzwischen geworden war.
Vor meinem Lauf hat Kim Nilsson reichlich unerwartet nur einen einzigen Punkt gefahren. Da wusste ich, dass mir zwei Punkte zur Qualifikation reichen.
Einer meiner Gegner im letzten Rennen war Kai Huckenbeck. Der kämpfte noch um den Gesamtsieg in Abensberg. Wegen dieser Ausgangslage hat es kurz vorm Start auch noch eine kleine Kommunikation zwischen uns beiden gegeben. Wir haben übereinstimmend gesagt, dass wir uns nicht auf Biegen und Brechen angreifen – und uns damit womöglich um Kopf und Kragen fahren.
Ich war vom Start weg auf der zweiten Stelle – hinter Kai Huckenbeck, der vom äußeren Startplatz sofort in Führung gegangen ist. Als ich hinter ihm – und vor Glenn Moi und Martin Smolinski – einscherte, wusste ich, dass es reicht. Ich habe also gar nicht mehr versucht, Kai vor mir noch anzugreifen.
Und während der letzten zweieinhalb Runden sind wir dann beide nur noch mit Halbgas gefahren, um auf der schweren Bahn nichts mehr riskieren.
Damit holte Kai Huckenbeck den Gesamtsieg – und ich in Rang 5 das letzte Ticket für Holsted.


