Folter-Hammer
Celina Liebmann bloggt, warum sie trotz einer langwierigen Verletzung den Start bei der Damen-WM in Kroatien riskiert – und wie sie ihre Gesundung forciert.
Am Mittwoch geht’s auf die Reise nach Goričan. Auch wenn’s vielleicht unvernünftig ist: Die Titelverteidigung in der Women’s Gold Trophy, also der Damen-WM, werde ich mir von meiner Verletzung nicht nehmen lassen.
Ich war kurz vor der Zweitligaveranstaltung in Meißen erneut bei einem Facharzt, um prüfen zu lassen, warum ein vermeintlich einfacher Muskelfaserriss so lange zum Ausheilen braucht. Dort hat man wieder festgestellt, dass es sich um eine Weichteilverletzung in der Leiste handelt – und mir eine neue Behandlungsmethode verschrieben.
Ich mache jetzt eine Stoßwellentherapie. Dabei wird ein Gerät auf den Bereich aufgesetzt, der Probleme bereitet. Das Ding sieht aus wie eine Massagepistole mit einem Ultraschallaufsatz. Der Kopf enthält aber Wasser, das die Stoßwellen durch die Haut ins Körperinnere überträgt. Diese Übertragung hört sich an wie Strom – und sie tut unglaublich weh.
Die Sendewellen tasten in einem ersten Schritt den groben Bereich ab, von dem ich sage, dass er mir wehtut. Und wenn dann die betroffene Stelle genau erwischt wird, dann merken die Ärzte und Arzthelferinnen das sofort – weil ich dann vor Schmerzen aufschreie wie am Spieß.
Dahinter steckt Physik: Stoßwellen sind sehr energiereich. Sie durchdringen Körperflüssigkeit und Weichteile wie Muskeln oder Fett, bleiben aber an Verhärtungen, Wunden oder Ablagerungen hängen und entladen an denen ihre Energie. So tragen sie dazu bei, heilungsbildende Botenstoffe vermehrt auszuschütten, also die Wund- oder Verletzungsheilung zu beschleunigen.
In der Regel soll man solch’ eine Stoßwellentherapie nur ein Mal pro Woche machen. Aber für verletzte Speedwayfahrer gelten ja oft Sonderregeln. Die gönne ich mir hier jetzt auch: Vergangene Woche war ich zwei Mal da, diese Woche standen für Montag und Mittwoch Sitzungen in meinem Terminkalender – bevor ich dann nach Kroatien weiterfahre.
Die Damen-WM ist für mich einfach zu wichtig und wertvoll, als dass ich sie sausen lassen könnte. Einerseits wegen des rein sportlichen Wettstreits. In diesem Jahr ist gerade aus Deutschland eine starke Konkurrenz angemeldet: Hannah Grunwald, Patricia Erhart, Jenny Apfelbeck, Alina Sassenhagen und Mascha Schwendt. Einige von denen sind in diesem Jahr schon richtig schnell unterwegs. Die brennen natürlich drauf, mir den Titel abspenstig zu machen.
Dazu kommen internationale Fahrerinnen, einige sind sogar ganz aus Australien nur für diese Veranstaltung angereist. Da kann ich mich nicht kampflos geschlagen geben.
Aber die Tage in Kroatien bestehen ja nicht nur aus dem Rennen. Es gibt ein Schulungs- und Weiterbildungsprogramm auf und neben der Bahn, mit verschiedenen Lehrgängen zum Fahren, aber auch zu Begleiterscheinungen wie Fitness, Gesundheit oder Marketing. Diese Seminare sind hochkarätig besetzt und werden von echten international respektierten Fachleuten abgehalten. Da kann man für den eigenen Alltag sehr viel mitnehmen.
Die Ärzte haben mich zwar gewarnt, dass es mich mit der Verletzung um vier Wochen zurückwerfen kann, wenn ich zu früh wieder fahre. Aber bei der Women’s Gold Trophy mitfahren zu dürfen – das wäre mir selbst so einen Rückschlag wert.
Die Bilder zeigen Celina Liebmann, unten vor Jenny Apfelbeck, bei ihrem Titelgewinn der Damen-WM in Teterow 2024. Fotos: FIM

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