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Wetter-Bericht

Kai Huckenbeck schildert, wie der turbulente Regen-Grand Prix von Schweden für ihn gelaufen ist.

Es hat schon seinen Grund, dass ich kein Lotto spiele: Über zu viel Losglück kann ich nämlich nicht gerade klagen. Das hat sich am Sonnabend in Målilla gezeigt. Wegen einer hartnäckigen Regenfront über dem Småland mussten sowohl das Freie Training als auch die Qualifikation abgeblasen werden, um die durchtränkte Bahn zu schonen. 

Deswegen entschied das Los über das Heatschema statt der angesetzten Duelle und des Viererzeitfahrens am Ende. Und habe ich meine absolute Hassnummer gezogen: die 1. Die bedeutet: jedes Mal direkt nach einem Bahndienst raus – und im ersten und letzten Heat der Vorrunde jeweils den roten, inneren Startplatz.

Das mag ich schon bei normalen Bedingungen überhaupt nicht. Und dann hat’s ja direkt vor dem Grand Prix auch noch wieder angefangen zu regnen. Die Bahn war im ersten Durchgang komplett durchtränkt, man hätte den Belag auch genauso gut für eine Fangopackung verwenden können.

Damit war klar, dass es bei diesem Grand Prix vor allem auf die Starts ankommen würde. Mein erster, von Rot, hat gleich nicht funktioniert: Es war zu schmierig, mein Hinterrad hat wild durchgedreht, ich konnte nur hinterherfahren.

Danach haben wir das Motorrad kürzer gemacht, also den Radstand verändert, um das Hinterrad nach vorn zu rücken und so mehr von meinem Körpergewicht aufs Rad zu kriegen. Dadurch erzielt man mehr Traktion. Das hat für Lauf 2 auch hingehauen: Ich habe den Start gewonnen – dann aber eingangs der Fahrerlagerkurve eine versteckte Rille erwischt. Dadurch hatte ich einen leichten Aufsteiger, sodass sowohl Jason Doyle als auch kurz drauf mit mehr Schwung noch Bartosz Zmarzlik vorbeigekommen ist.

Solche Rillen waren ein großes Thema des Abends: Der Bahndienst kann wenig machen, wenn in den Rillen noch Wasser steht liegt. Dann schleppt man das Material von außen wieder rein – schleppt damit aber nur die Rille zu, ohne deren Kanten richtig zu begradigen. Und wenn man dann im ersten Heat nach einem Bahndienst wieder raus muss, sieht man vor sich nur eine glatte Bahn – und ahnt nicht, dass sich darunter eine Rille verbirgt, die einen aus der Façon schmeißen kann. 

Ab Lauf 8 begann die Bahn abzutrocknen. Doch das Material ist weiterhin sehr schwer geblieben. Darum haben wir etwas kürzer übersetzt und zwischendurch auch ein bisschen an der Zündung herumgespielt. Die Maschine hat sich damit besser angefühlt, ich konnte auch einen Heat gewinnen – hatte aber im letzten Vorlauf wieder Rot, und der ist im Laufe des Abends immer schlechter geworden.

Es heißt zwar allgemein, dass es in Målilla regelmäßig regne. Aber wenn ich mit meiner schwedischen Elitserien-Ligamannschaft Rospiggarna Hallstavik da zu Gast war, hat’s noch nie geregnet; ich kenne eine nasse Bahn in Målilla nur vom Vorjahres-Grand Prix. Und da hat der Bahndienst sie völlig anders vorbereitet: Seinerzeit haben sie die Deckschicht vom nassen Belag komplett runtergeschleppt, dieses Jahr alles einfach liegen- und sich selbst zum Trocknen überlassen.

Training hätte da auch nicht geholfen. Oder anders gesagt: Dass sie das Training abgesagt haben, hat mich nicht gestört. Manchmal finde ich es besser, ohne Training einfach reinzufahren – gerade bei Bedingungen wie am Sonnabend, wo die Verhältnisse aus dem Training am Rennabend ohnehin nicht zu vergleichen gewesen wären.

Ich habe am Abend vorher beim Auftakt der SGP2, also der U21-WM, kurzerhand in der Box von Norick Blödorn mitgearbeitet. Ich hätte mir das Rennen ohnehin angeguckt, um einen Eindruck zu gewinnen, wie die Bahn sich entwickelt. Also habe ich einfach hingegangen und hab’ gefragt: „Soll ich helfen?“ Das fand er gut. Das macht man so – schließlich kommen wir beide ja gut miteinander aus.

Allerdings war sein Rennen auch nicht von Erfolg gekrönt. Und bei jenem Sturz, der seinen Abend geprägt hat, konnte man schon sehen, dass sich an den Kurveneingängen Rillen rausbilden. Der Australier vor ihm hat überzogen und sich zu sehr quergestellt, gleichzeitig hat Norick hinter ihm eine solche Rille erwischt und noch mal ein bisschen Griff gekriegt. Da ist beides zusammengekommen – und das hat zu dem Sturz geführt, bei dem Norick das Hinterrad von Mitchell McDiarmid erwischt hat.

Er ist sehr schnell und mit Wucht eingeschlagen, hat sich dabei den Kopf verdreht und war für einen Moment auch ziemlich duselig. Zwar nicht so schlimm wie ich nach meinem Sturz in Landsberg – aber man hat gemerkt: Gut ging’s ihm nicht gerade.

Ich habe vom SGP2-Rennen mitnehmen können, dass sich Rillen bilden. Viel mehr aber auch nicht. Denn dazu waren die Witterungsbedingungen zu unterschiedlich: freitags hat’s erst ab Lauf 16 zu regnen begonnen, bei uns dagegen den ganzen Tag zuerst Dauerregen und danach immer wieder Schauer gegeben.

Immerhin habe ich schon beim Ligarennen am Dienstag vorher und auch beim Grand Prix bemerkt, dass ich meine Verletzungen von Landsberg meist überwunden habe. Der Bluterguss im linken Oberschenkel tut zwar noch ein bisschen weh, auch die eine oder andere Prellung spüre ich noch – aber beim Fahren behindert mich das nicht.



Nach dem Grand Prix sind wir mit dem Team die Nacht hindurch nach Posen gefahren: 14 Stunden Autofahrt. Dort haben wir mit Bromberg 49:41 gewonnen. Wir sind also nach wie vor im Aufstiegsrennen mit dabei. Ich habe 10 +1 Punkte geschrieben, wobei ich oft überholen musste, weil auch dort die Starts nicht ideal waren. Posen ist eh’ eine komische Bahn: ein riesenlanges Ding, die mal griffig und mal glatt ist. Hin und wieder kann man außen fahren und überholen, dann hat man aber auch wieder das Gefühl, als würde man einfach stehenbleiben. Am Sonntag hat’s gut hingehauen.

Danach ging’s direkt wieder nach Schweden, wo Dienstag und Mittwoch ein Double-Header auf dem Programm stand: Hin- und Rückkampf gegen Lejonen Gislaved an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Die WM hat Sommerpause – aber ich nicht: Die Veranstalter der Europameisterschaft sind auf mich zugekommen. Sie haben mich für den Lauf in Güstrow am 26. Juli mit der Veranstalterwildcard als Gastfahrer eingeladen. Das hat mich überrascht, denn normaler Weise dürfen Grand Prix-Fahrer ja nicht in der EM fahren – außer eben auf Einladung mit der Wildcard. Ich freu’ mich auf Güstrow. Und es wär’ natürlich klasse, wenn man als Deutscher bei so ‘nem Rennen aufs Podium kommen würde.

Foto: FIM


 

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