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Celina Liebmann blickt in eigenen Worten auf das Trainingslager und das Goldtrophäenrennen der Speedwaydamen in Kroatien zurück.

Die Women’s Gold Trophy in Goričan ist natürlich vor allem wegen des Ergebnis’ in aller Munde: Deutschland stellt nun schon zum zweiten Mal die Titelträgerin, also die inoffizielle Damenweltmeisterin im Speedway. Im vergangenen Jahr war ich’s in Teterow, dieses Mal habe ich gegen Hannah Grunwald die Kürzere gezogen.

Natürlich ist das Sportliche das alles überlagernde Element in der Wahrnehmung. Aber in Kroatien ging es um deutlich mehr als nur um ein Rennen: Wir sind von unterschiedlichen Experten in ganz verschiedenen Bereichen geschult und weitergebildet worden. Der Motorradweltverband FIM möchte damit erreichen, dass wir als junge Frauen ein umfassendes Verständnis vom Speedway bekommen: Wir sollen auf der Bahn und auf dem Motorrad besser werden, natürlich – aber auch alle Facetten kennenlernen, die dazugehören, wenn man als Profi Erfolg haben möchte.

Das umfasst ganz verschiedene Ansätze: Fitnesstrainings mit gezielten Übungen und Tipps ebenso wie Maßnahmen zum Teambuilding – und Einheiten, bei denen einfach die Lockerheit und der Spaß im Vordergrund standen, ohne dabei allerdings einen Effekt aus den Augen zu verlieren.

Manche Übungen erinnern mich an meine zweite Leidenschaft: Fußball. Ich habe bis zu einer Verletzung selbst lange gespielt; seit das nicht mehr geht, trainiere ich eine U7-Mannschaft aus Jungs und Mädels in meinem Heimatort Albaching. Und um die Kids bei Laune zu halten, kann man sie auch nicht einfach nur stumpf um den Platz jagen, sondern muss sich etwas einfallen lassen, wie man Training mit spielerischen Elementen verbindet.

So eine Spaßübung haben wir etwa mit einem Ball im Innenfeld durchgeführt: Ich stand als Erste in der Reihe. Die Erste musste den Ball über den Kopf nach hinten weitergeben, die Zweite unten zwischen den Beinen durch, die Dritte wieder oben und so weiter. Und wenn der Ball hinten in der Schlange angekommen ist, musste die Hintere nach vorn rennen – und alles ging wieder aufs Neue los.

Auch auf der Bahn ging es teilweise spielerisch zu – dabei auch immer betont zielgerichtet. Sehr cool fand ich eine Übung, bei der wir 17 Teilnehmerinnen in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: eine zu acht, die zweite zu neunt. Dann musste man langsam auf beiden Geraden Slalom fahren und in den Kurven einen 360°-Donut drehen. Bei einer Pylone mussten wir das Motorrad ausstellen, es bis zur nächsten Pylone schieben und dann ohne Motorrad zurück zur nächsten Teilnehmerin am Start rennen; die musste man antippen, damit sie dann weiterfährt. Diese ganz besondere Form des Speedwaystaffellaufs dient nicht nur zum Spaß oder zum körperlichen Training – sondern vor allem dazu, die Fahrtechnik aufm Motorrad zu verfeinern. Denn schon der Slalom auf den Geraden, den man natürlich fahren musste so schnell es irgend ging, war alles Andere als einfach. Und den Donut hat kaum einer überhaupt gestanden. Selbst das Schieben hat seinen Sinn: Wenn man sein Motorrad zum Starten mal selber anschieben oder nach einem Sturz schnell von der Bahn bugsieren muss, braucht man dazu schließlich auch ein gewisses Tempo.

Zum Repertoire der Theoriestunden gehörten auch Medienschulungen, Reaktionstests – und ein Seminar zum Thema Anti-Doping. Es war hervorragend, dazu eigene Experten aus der Schweiz vor Ort zu haben. Denn dieser Bereich ist sehr komplex; es gibt Dinge und Zusammenhänge, da kommt man selbst dann nicht drauf, wenn man schon länger international im Sport unterwegs ist. Ich persönlich fand eine Schilderung besonders faszinierend: Es gibt einen Schnüffelstift, der einem hilft, wenn die Nase zu ist. Ein Engländer hat den immer benutzt. Dann ist er nach Amerika zu einem Wettkampf gefahren, hat sich in den USA einen neuen Stift der gleichen Marke gekauft – und wurde dann wegen Dopings gesperrt, weil in dem Stift andere Wirkstoffe sind als in dem aus den England. Das fand ich krass: Dass in einem absolut gleich aussehenden Produkt von Land zu Land verschiedene Wirkstoffe drin sind, die einem sogar eine Dopingsperre einhandeln können – das hatte ich so nicht auf dem Schirm. 
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Neben den verschiedenen Seminaren und Trainings hatten wir in Greg Hancock und Glen Philips zwei ehemalige Fahrer, die uns als Trainer und Coach auf der Bahn viel beigebracht haben. Von solchen Koryphäen kann man immer noch etwas lernen, selbst man schon öfter vergleichbare Camps mitgemacht hat. Die Beiden sind individuell auf jede einzelne Fahrerin eingegangen, schließlich sind alle auf einem anderen Stand. Dabei kommen immer neue Sachen heraus. Was ich vergangene Woche über mich zum ersten Mal gehört habe: dass ich beim Start, wenn ich die Kupplung loslasse, automatisch auch gleich die Füße locker lasse. Dadurch rutsche ich aber im Sattel nach hinten, und die Maschine steigt zu sehr an. Greg Hancock ist das nach ein paar Probestarts sofort aufgefallen, und er hat mich gezielt darauf hingewiesen, dass ich beim Start die Unterschenkel ins Bike pressen muss als ob ich auf dem Rücken eines Pferdes säße.

Insgesamt waren wir acht Mal pro Tag für jeweils zwei Minuten auf der Bahn. Dabei haben wir auch ganz klassisch mit Pylonen gearbeitet, um mal die äußere, mal die innere Bahn zu fahren und auch ein Überziehen oder ein Langmachen der Gerade zu schulen. 

Die reine Fahrzeit klingt zunächst nicht nach allzu viel. Aber man soll nicht nur beim Fahren, sondern auch im Fahrerlager was lernen. Die beiden Coaches sind immer wieder zu jeder Einzelnen von uns gekommen, um sich etwa die Kupplung anzuschauen, die Sitzposition oder die Lenkereinstellungen. Dabei haben sie vor allem den jüngeren Teilnehmerinnen viel beibringen können.

Beim abschließenden Rennen an sich habe ich dann sowohl meine Verletzung von Pfarrkirchen, die mich bis zur Women’s Gold Trophy in Kroatien lahmgelegt hat, gespürt – als auch eine handfeste Erkältung, die ich vorab mit Tabletten zu bekämpfen versucht habe. Die Verletzung hat mich dabei am meisten behindert. Vor allem am Kurveneingang.

Dabei war die Bahn reichlich glatt. Für meinen Geschmack sogar zu glatt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie griffiger ausfällt – fürs reine Fahren, aber auch für die Spannung im Wettbewerb. So waren die meisten Heats doch eher ein Entenmarsch.

Der rote Startplatz war klar der beste. Aufgrund der Teilnehmerinnenzahl hat das Heatschema es nicht hergegeben, dass Hannah Grunwald und ich schon in einem der Vorläufe aufeinandertreffen. Wir sind beide mit 12 Punkten ungeschlagen ins Finale gegangen. Davor wurde gelost, wer zuerst den Startplatz wählen darf. Hannah hat das Los gewonnen und logischer Weise Rot genommen. Damit hat sie den Start für sich entschieden. Ich war in der ersten Kurve auf der extrem glatten Glatze; da ist Jenny Apfelbeck vorbeigekommen. Die hat mich zunächst ein bisschen aufgehalten. Als ich mich an ihr vorbeigekämpft habe, war Hannah an der Spitze schon über alle Berge – und hat so letztlich verdient gewonnen.

 Am Ende einer Woche, die uns allen eine ganze Menge gebracht hat. Sowohl auf als auch neben der Bahn.
 

Fotos: FIM

Women in Uniform

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