Bomber wirft die Bombe
- Norbert Ockenga
- vor 1 Tag
- 3 Min. Lesezeit
Ein spektakulärer Auftritt von Chris Harris und ein Thriller, der in die Verlängerung geht – das sind die Handlungsstränge vom Donnerstag in England.
Dive-bomb heißt auf Deutsch im besten Freibadjargon: Arschbombe. Und im Englischen bezeichnet es ein besonders spektakuläres Überholmanöver, bei dem der Angriff reichlich plötzlich und auf der Innenseite des Vordermanns erfolgt, ohne dass der gegen das ultraspäte Einlenken oder – bei Vorhandensein einer Bremse – Anbremsen eine Chance hat.
Und Chris Harris heißt im Bahnsport allenthalben Bomber. Wie eigentlich fast jeder Mister Harris auf der Insel Bomber genannt wird, benannt nach Arthur Harris, dem Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Luftwaffenkommandant hatte den Feuersturm auf Lübeck und danach sowohl den Tausend-Bomber-Angriff auf Köln als auch die Flächenbombardements auf Städte wie Dresden, Hamburg und Nürnberg strategisch ersonnen und als Oberbefehlshaber ausführen lassen. Drum gilt er in England als Kriegsheld, Bomber Harris ist eine Art inoffizieller Adelstitel.
Da passt es doch, dass eine Premiershipbegegnung vom Donnerstagsabend im Zeichen einer Dive-Bom von Bomber Harris stand: das Aufeinandertreffen von Oxford und Harris' Verein King's Lynn. Harris' Opfer bei dem Überrumplungsangriff: ausgerechnet Erik Riss, sein Gegner in der Langbahn-WM und einer der wenigen immer zuverlässigen Punktelieferanten von Oxford.

Harris und Niels-Kristian Iversen sind bei King's Lynn mit je 13 Punkten klar die Speerspitzen; Kyle Howarth vertritt den verletzten Ben Cook und eröffnet den Abend mit einem Sieg zu einem 4:2, dem Jan Kvěch gleich Gleiches folgen lässt. Oxford hat in Rohan Tungate, Riss und dieses Mal auch Maciej Janowski drei solide Fahrer, aber keinen Überflieger, und es fehlt in der Tiefe. King's Lynn kann sich sukzessive davonstehen.
In Lauf 12 setzt Oxfords deutscher Teammanager Peter Schroeck Riss als taktische Reserve und Joker ein. Der Memmimger gewinnt auch. Doch sein Teamkollege Peter Kildemand, am Sonnabend beim Karl-Heinz-Podeyn-Pokal in Ludwigslust am Start, fällt, sodass Riss nur einen Pyrrhussieg landet. Einen Heat später sorgt Harris für die Szene des Abends: Er verfolgt Riss zunächst außen, schneidet dann vor der Attacke blitzschnell nach innen und überrumpelt den Süddeutschen. Auch das wird ein 4:2, wie so oft an diesem Abend – und einen Lauf später können Harris und Iversen mit einem 5:1 rein rechnerisch schon den Deckel draufmachen.
Dadurch haben die Stars nun neun Punkte – und einen Rückstand von deren fünf auf Leicester, deren Lions auf dem vierten und letzten Playoffplatz rangieren.
Zahlen, bitte
Oxford – King's Lynn 38:52
Ipswich – Sheffield 46:44
1. Ipswich 20
2. Sheffield 17
3. Manchester 17
4. Leicester 14
5. King's Lynn 9
6. Oxford 6
7. Birmingham 4
Im Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Ipswich und Verfolger Sheffield stürzt Gästefahrer Jack Holder, bleibt aber unverletzt. Bei Ipswich ersetzen Sam Masters und Connor Mountain die verletzten Jason Doyle und Dan Thompson, während Sheffield Anders Rowe per Rider Replacement aus den eigenen Reihen ersetzt.
Tom Brennan erweist sich zunächst als Schwachstelle bei Ipswich. Doch als er auf die Ersatzmaschine umsattelt, kommt er auch im Wettbewerb an – ab Lauf 9. Ein 4:2 von Brennan und Adam Ellis bringt die Witches in Foxhall Heath erstmals in Führung. Die Gebrüder Jack und Chris Holder sorgen drei Läufe später postwendend für den Ausgleich.
Brennan ringt dann in Lauf 13 Lews Kerr nieder, doch Mountain ist Letzter. So kommt es zur Entscheidung im letzten Heat: Brennan kann Jack Holder hinter sich halten,Emil Saifutdinow wird für Ipswich Dritter. So geht die Partie an Ipswich.
Doch weil Ipswich den Hinkampf genauso hoch verloren wie nun das Rückspiel gewonnen hat, muss noch ein Super Heat über den Bonuspunkt entscheiden. Den kriegt in England, wer in Hin- und Rückspiel kumuliert gewinnt. Jack Holder gewinnt diesen Sonderlauf. Doch dahinter holen Brennan und Saifutdinow – der Josh Pickering furios niederringt – die Range 2 und 3, was heißt: Der Bonuspunkt geht nach Suffolk, und die Suffolkites haben in der Tabelle nun je drei Zähler Vorsprung auf Sheffield und Manchester.
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