„Das Ziel ist Weltmeister“
- Norbert Ockenga
- vor 2 Tagen
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Carlos Gennerich geht mit breiter Brust ins Finale der Speedway-Jugend-WM für Viertellitermotorräder in Prag.
Wenn schon, denn schon. Carlos Gennerich nimmt alles mit, was er kriegen kann. Der 15-Jährige fährt dieses Jahr gleich dreigleisig: in der 250-Kubikzentimeterklasse für Schüler, der 500R mit gedrosselten und auf normalen 500ern für Erwachsene. Am Freitag steht für den Klubfahrer des MC Güstrow das wichtigste Rennen des Jahres an: Gennerich startet im Markéta-Stadion im Finale der SGP3, also der Jugend-WM für Viertellitermaschinen.
Gennerich und Janek Konzack haben sich in Krško für den Endlauf qualifiziert – während Thies Schweer in Slowenien als Neunter in seinem Semifinale um einen Platz an der Prager Teilnahme vorbeigeschrammt ist. Gennerich wurde in seinem Semi Vierter – nachdem er ein Stechen mit drei Punktgleichen um Rang 2 unterlegen war.

Vater Dennis Gennerich hat für das Rennen am Freitagabend eine klare Marschroute ausgegeben: „Das Ziel ist, Weltmeister zu werden. Deswegen fährt man da hin. Es bringt nichts zu sagen, man will dort auf Platz 5 landen.“
Sohn Carlos kennt die Bahn in Prag aus dem vergangenen Jahr. Damals wurde der Malchower im Markéta-Stadion Tagessieger beim letzten Lauf der 250-Kubikzentimeter-Paar-EM – gemeinsam mit Konzack übrigens. Der Erfolg bedeutete in der drei Rennen umfassenden Serie in der Tabelle Gleichstand mit Slowenien; sein Sieg im Stechen brachte den deutschen Talenten die Bronzemedaille in der EM-Endabrechnung.
Man fährt ja da hin, um Weltmeister zu werden. – Dennis Gennerich
Im Finale zeigte sich die Vielseitigkeit des Talents von der Mecklenburgischen Seenplatte. „Eigentlich fährt er lieber innen“, verrät Vater Dennis. „Aber in Prag ist er im Paar meistens außen und Janek Konzack innen gefahren. Und das hat auch sehr gut funktioniert. Also traut er sich jetzt auch für die SGP3 beides zu.“
Gerade für die Viertelliterklasse ist das Lager von Gennerich bestens gerüstet. Im vergangenen Jahr gewann Carlos Gennerich bereits das Ekstraliga-Camp in Thorn für 250-Kubikfahrer – eine der wichtigsten und härtesten Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in den kleineren Klassen. Auch sein Fuhrpark ist eindrucksvoll: „Wir haben drei Motorräder mit digitaler Box und eines ohne, dazu noch drei Fahrgestelle für die 500er“, rechnet Vater Dennis vor. Sein Tuner: Brian Karger, der auch in der großen WM engagiert ist.

Und im Team arbeiten zwei ausgemachte Experten für die 250er: Martin Ernst und Mirko Heiden. Die beiden hatten auch maßgeblichen Anteil daran, dass Sohnemann Ben Ernst 2018 Jugendweltmeister in der Viertelliterklasse wurde. „Martin Ernst ist heute der technische Kopf in unserer Box“, sagt Vater Dennis Gennerich.
Dabei erwuchs rund um die Familie Ernst eine kuriose Gemengelage: Als Ben Ernst 2018 den 250-ccm-WM-Titel holte, war dessen Großvater Hartmut – eine Legendes Bahnsports in der früheren DDR – ebenso noch in dessen Box wie Roberto Haupt als Fahrtrainer. Danach splittete der Clan sich auf: Großvater Hartmut ist heute im Lager von Tyler Haupt, dem Sohn von Carlos Gennerichs Excoach Roberto Haupt und einem Hauptgegner von Gennerich im Schülerspeedway, engagiert. Zwischen beiden Boxen fliegen auch schon mal die Fetzen, bis hin Protestandrohungen, zuletzt bei den beiden großen 500R-Rennen in Güstrow und Stralsund. Auslöser sei, so beteuern informierte Kreise, dabei oft der leidenschaftliche Großvater.
In Prag ist Carlos Gennerich mit Vater Dennis sowie den Technikern Martin Ernst und Mirko Heiden einer der Favoriten. „Das Feld ist natürlich sehr stark“, räumt der Papa ein. „Aber wir haben uns vorgenommen, ganz vorne mitzumischen. Dass Carlos das Zeug dazu hat, hat er nicht zuletzt in Prag im vergangenen Jahr bewiesen.“
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