Gefahrenstelle Staubfahne
- Norbert Ockenga
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Wie gefährlich war das erste Halbfinale der Grasbahn-EM wirklich?
Josef Hukelmann war froh, dass er seinen Flug von Bordeaux nach München erst für den Nachmittag nach dem EM-Halbfinale auf der Grasbahn gebucht hatte. Denn die Nachbesprechung des Doppelrennens in Saint-Macaire, bei dem sowohl Solisten als auch Seitenwagen ihre EM-Quali bestritten, zog sich für die Offiziellen so lange hin, dass der deutsche Teammanager erst morgens um halb 4 in seinem Hotelzimmer ankam.
Auch am Tag danach ist Hukelmann noch überzeugt: „Das war echt chaotisch. Und es war wirklich gefährlich.“
Chris Harris fährt da hin, wo Andere nicht hinfahren. – Jupp Hukelmann
Das Heckmeck begann damit, dass im Training die Startmaschine ausfiel – und dass der Bahndienst nach dem Training den Wasserwagen im Depot ließ. „Der Kardinalfehler war, dass sie nach dem Training kein Wasser mehr gefahren haben“, analysiert Hukelmann, der als jahrzehntelanger Chef der Grasbahnrennen von Werlte den Umgang mit solchem Geläuf aus dem Effeff kennt. „Du kommst auf diesem Boden nicht mehr gegen den Staub an, wenn du die Bahn nicht permanent mit leichtem Wasserbeschuss im Griff behältst.“


Der Ausfall der Startmaschine wird mit Ampelstarts kompensiert. Im ersten Anlauf wird Mika Meijer, einer der Mitfavoriten, wegen Fehlstarts disqualifiziert. Der Schiri sendet damit das Signal, dass er auch bei dieser vorsintflutlich ungewohnten Startvariante nichts durchgehen lasse. „Danach war auch Ruhe“, berichtet Hukelmann. „Aber ein Ampelstart ist immer schlecht. Denn die Fahrer haben den Reflex mit dem Blick aufs Startband Millionen Mal gelernt. Sich da plötzlich umstellen zu müssen, ist nicht gut.“
Schwerer wiegt allerdings der Staub. Dem ist auch mit dem Wasserwagen während des Meetings nicht beizukommen. Zumal der zunächst auch noch überwässert. „Anstatt dann das feuchte Material mit dem trockenen zu verbinden, hat man es einfach laufenlassen. Aber dazu muss man natürlich auch das nötige Equipment da haben“, knirscht Hukelmann. „Ins innere Drittel der Bahn ist kein Wasser hingekommen. Genau da fahren aber alle Gespanne hin – und auch ein großer Teil der Solisten. Da kann sich jeder vorstellen, wie das hochstiebt. Es war auch kein Wind da; du fährst in eine dichte Wolke hinein.“
Nur der draufgängerische Chris Harris hat sich von den heiklen Bedingungen nicht ins Bockshorn jagen lassen. Jörg Tebbe verlegte sich auf Nummer sicher. „Dominik Werkstetter fehlt in seinem Alter für solche Bahnen noch die Erfahrung, und bei Daniel Spiller hat man sehr gute Ansätze gesehen – aber den Respekt vor dem Staub deutlich gespürt. Chris Harris fährt einfach raus, wo sonst keiner hinfährt. Von dem kann bei solchen Bedingungen jeder noch was lernen.“
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