Huckenbeck reitet wieder
- Norbert Ockenga
- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit
Wie geht's eigentlich Kai Huckenbeck nach seinem monströsen Unfall von Landsberg?
Am Donnerstag geht's wieder los. Dann fliegt Kai Huckenbeck von Hamburg nach Polen, um dort am geschlossenen Mannschaftstraining von Polonia Bromberg teilzunehmen – und sich so gemeinsam mit der Mannschaft des polnischen Zweitligisten auf die nächste Partie am Abend gegen Ostrowo vorzubereiten.
Bromberg hat am vorigen Spieltag, der am Sonntag nach dem Schockunfall von Huckenbeck ohne den Emsländer mit 36:54 in Tarnow verlorenging, die Tabellenspitze in der zweiten Division an Lissa verloren, aber immer noch intakte Aufstiegschancen.
Bei dem Unfall im Grand Prix zu Landsberg hatte Martin Vaculik, der viel weiter innen fuhr als Huckenbeck, auf einer Rille die Kontrolle über seine Maschine verloren. Das Motorrad des Slowenen versetzte über die erste Rille nach außen, hoppelte dann unkontrolliert über mehrere Rillen immer weiter gen Kurvenausgang – wo Huckenbeck mit voller Fahrt und ordentlich Geschwindigkeitsüberschuss gerade dabei war, einen Überholvorgang abzuschließen und sich mindestens Rang 2, womöglich gar wieder Platz 1 über die Außenbahn zu erobern.
Weder sah Huckenbeck die hoppsende Maschine von Vaculik kommen – noch hätte der 32-Jährige viel ausrichten können, wenn er sie denn früher wahrgenommen hätte. Das Bike von Vaculik traf Huckenbeck bei voller Fahrt volley, katapultierte ihn auf den Airfence und von dort in einen Überschlag zurück auf die Bahn – wo er auch noch wuchtig und hart am Oberkörper von Vaculik anschlug.

Unmittelbar nach dem Unfall war Huckenbeck kurz bewusstlos, kam aber sofort auf der Bahn wieder zu sich. Nichts ungewöhnliches, das passiert Motorradfahrern nach harten Stürzen öfter; die Rallye Dakar-Recken auf zwei Rädern sagen dann einfach, sie hätten kurz Sterne gesehen.
Schwerer als die Ohnmacht und die folgende Benautheit wogen arge Schmerzen im linken Oberschenkel, einem Handgelenk sowie dem Hintern. Die zwangen Huckenbeck letztlich dazu, sich vom Grand Prix abzumelden. Damit hätte er selbst dann in Polen am Folgetag nicht fahren dürfen, wenn er sich morgens drauf wieder fit gefühlt hätte: Wer bei einem Prädikatslauf gesundheitsbedingt ausscheidet, kriegt damit automatisch eine Krankschreibung samt Sperre für drei Tage.
Mit dem Gelben Schein und reichlich Schmerzen fuhr er direkt nach Hause, ins emsländische Werlte. Dort spürte er in den Tagen drauf nicht nur die direkt betroffenen Stellen an Gesäß, Oberschenkel und Handgelenk – sondern jeden Knochen und Muskel im ganzen Körper. Daraufhin begab er sich zu regelmäßigen Sitzungen bei seiner Physiotherapeutin im Nachbarort. Die knetete ihn bis Mittwoch so weit wieder fit, dass er die Reise nach Polen antreten und dort auch in vernünftiger Verfassung für Polonia antreten kann.
Mentale Folgen, sagen Leute, die ihn gut kennen, stünden eh' nicht zu erwarten: Huckenbeck sei jemand, der auch happige Unfälle gut wegstecken und schnell abschütteln könne. Siehe Stralsund 2022, wo er bei einem Team-DM-Finale abgeräumt worden war und sich einen Beckenbruch zugezogen hatte. Auch den Monstersturz und die schmerzhafte Verletzung samt Krankenhausaufenthalt legte er im Kopf ab wie normale Menschen ihre Socken des Tages in einen Wäschekorb.
Kurz vor der Abreise nach Polen hinterließ Huckenbeck jedenfalls schon wieder den Eindruck, als sei er schon wieder genauso hungrig, ehrgeizig und auch fit wie vor der Abfahrt nach Landsberg vorm Grand Prix. Und dort hatte er ja vor dem Sturz seinen ersten Heat gewonnen.
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