„In Deutschland macht Speedway mehr Spaß“
- norbertockenga
- vor 4 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Jakub Jamróg hat sich am Samstagabend zum Master of Speedway gekürt. Im Interview mit Norbert Ockenga schildert der 33-Jährige aus Tarnów, wie das Regenrennen in Friesland verlief und warum er bei seinen Deutschlandgastspielen immer so stark ist.
Du hast am Samstagabend das Master of Speedway in Moorwinkelsdamm gewonnen. Die Veranstaltung hat sich dabei ziemlich in die Länge gezogen, weil kurz vor dem Start ein Regenguss runtergekommen ist. War das Rennen nach dem Schauer schwierig? Vielleicht sogar zäh?
Jakub Jamróg: Aber das war doch kein richtig dicker Regen. Die Bahn war vielleicht nicht mehr perfekt, aber Immer noch gut befahrbar. Moorwinkelsdamm hat generell recht enge Kurven. Wenn der Belag da nicht mehr optimal ist, tut man sich schwer, noch sicher zu überholen. Die ersten vier Läufe waren dann ja auch ziemlich hart, weil viel Wasser und Gischt aufgeworfen worden sind.
Ist der Belag durch den Regen auch matschig und schwer geworden? War der Strahl deswegen also doppelt hinderlich?
Jakub Jamróg: Wenn der Belag in Moorwinkelsdamm trocken ist, kommt er einem vor wie an einem Strand. Durch die Nässe ist er natürlich schwerer geworden. Aber auch nur ein bisschen. Einige Fahrer haben ziemlich drastisch darüber gesprochen, dass es nicht mehr sicher sei, auf der Bahn zu fahren. Aber das fand ich nicht. Man konnte seine Maschine recht einfach an die Bedingungen anpassen, und dann war die Bahn auch nicht mehr problematisch.

Wie das?
Jakub Jamróg: Indem man das Fahrverhalten beruhigt. In den ersten beiden Läufen hatte ich mein Motorrad auch noch ziemlich aggressiv eingestellt. Danach verlängerte ich den Radstand und baute ein Kettenblatt mit weniger Zähnen, also einer längeren Übersetzung ein. Das hat die Maschine dann eben genau so beruhigt, wie man es für diese Bahn- und Witterungsbedingungen gebraucht hat. Und danach habe ich dann ja auch angefangen zu gewinnen. Ich fand nicht so wild. Aber ich fahre ja auch schon lange und verfüge über eine Menge Erfahrung. Vielleicht weiß ich deswegen ein bisschen besser, was ich bei solchen Bedingungen ändern muss, als jüngere Fahrer, von denen ja auch sehr viele im Feld waren.
Trotzdem ist die Vorrunde um einen kompletten Durchgang verkürzt worden, und man ist direkt zu den Halbfinals übergegangen.
Jakub Jamróg: Den letzten Vorrundenblock zu streichen, war eine Entscheidung des Schiedsrichters – nachdem so viele Fahrer sich darüber beklagt hatten, dass die Bahn gefährlich werden könnte. Aber diese Entscheidung hätte man so nicht fällen brauchen. Denn es hat sich später rausgestellt: In den Halbfinals und im Endlauf ist die Bahn stetig immer besser geworden. Je länger gefahren wurde, desto besser wurden die Bedingungen. Auf der anderen Seite finde ich es prinzipiell gut, dass der Schiedsrichter mit den Fahrern gesprochen und auch auf die Fahrer gehört hat. Das kenne ich aus Polen anders. Da drücken die Schiedsrichter einfach ihre Meinung und oft auch die Rennstarts durch, ohne auf die Fahrer zu hören. Bei einem Rennen wie Moorwinkelsdamm wollen die Fahrer doch vor allem Freude am Speedway haben. Ihre einzelnen Ligaprogramme in Polen, Schweden und England sind für sie wichtiger als solche offenen Rennen. Deswegen gehen viele da auch nicht das allerhöchste Risiko ein. Wenn da die Kommunikation mit dem Schiedsrichter klappt, ist das begrüßenswert.

Hast Du für solche Rennen speziell vorbereitetet Motorräder?
Jakub Jamróg: Nein. Alle meine Maschinen stehen prinzipiell gleich da – mit Motoren von Fleming Graversen. Natürlich passe ich ihre Abstimmung an. Aber nur im Rahmen des Normalen, ich habe keine besonders vorbereiteten Motorräder.
Du bist offenbar eine Art Geheimfavorit und Spezialist für solche Einladungsrennen wie Moorwinkelsdamm. Als wir beide uns vor knapp drei Jahren kennengelernt haben, bist Du auf den letzten Drücker für das Herbstspektakel in Dohren verpflichtet worden, als Ersatz für Martin Smolinski – und hast da gleich gewonnen. Jetzt hier in Moorwinkelsdamm, auch in der nordwestdeutschen Tiefebene, also gleich wieder. Liegen Dir die Rennen ganz oben im Nordwesten besonders?
Jakub Jamróg: Ich mag solche Veranstaltungen, ja. In Moorwinkelsdamm war ich 2022 zum ersten und bislang einzigen Mal dabei. Die deutschen Rennen gefallen mir generell – mit ihrer ganz besonderen Atmosphäre, auch mit dem vielen Feuerwerk. Alle Meetings in Deutschland wirken auf mich sehr spektakulär. Und gleichzeitig ist die Atmosphäre sehr angenehm – man kann den Speedwaysport leicht und locker genießen. In Polen steht man als Fahrer deutlich mehr unter Druck. Solche offenen Rennen in Deutschland nutze ich gern als Gelegenheit, befreit zu fahren, dabei sowohl mein Material als auch mich selbst körperlich zu checken. Ich bin gern bei solchen Meetings in Deutschland. Da macht Speedway einfach ein bisschen mehr Spaß. Außerdem passt es oft auch zeitlich sehr gut: Ich bin direkt von Moorwinkelsdamm nach Schweden hochgefahren. Da stand am Montag unser Trainingstag und am Dienstagabend das erste Ligarennen in der Elitserien an.

Ja, gegen den Verein, in dem Kai Huckenbeck fährt.
Jakub Jamróg: Genau, gegen Hallstavik. Da bin ich im vergangenen Jahr auch noch gefahren, dann aber nach Eskilstuna gewechselt. Am Dienstag treffe ich also auf Kai und meine alten Vereinskameraden.
Bist Du direkt von Moorwinkelsdamm hoch nach Schweden gefahren?
Jakub Jamróg: Nein, zuerst zurück nach Polen. Denn ich habe da eine günstigere Fährverbindung nach Schweden als von Deutschland aus. Aber ich wohne weit im Süden Polens. Ich bin also gar nicht mehr nach Hause gefahren, sondern direkt nach Norden, zum Fährhafen nach Swinemünde an die Ostsee.
Комментарии