Reiten die Hexen weiter auf dem Rekordbesen?
- Norbert Ockenga
- 15. Mai
- 3 Min. Lesezeit
In der britischen Premiership kommt es am Donnerstag zu zwei höchst brisanten Partien. Tabellenführer Ipswich ändert deswegen sogar extra seine Aufstellung.
In England macht längst ein historischer Vergleich die Runde. Schafft es Ipswich in diesem Jahr, einen Rekord von Oxford einzustellen – und über die gesamte Ligasaison hinweg ungeschlagen zu bleiben? Der Rekordversuch wird am heutigen Donnerstag auf eine harte Probe gestellt: Die Witches reisen nach Südyorkshire – zum Tabellenzweiten Sheffield.
Und die Tigers, bei denen unter anderem die Gebrüder Jack und Chris Holder fahren, sind daheim im Owlerton Stadium noch unbesiegt. Deswegen hat Ipswich für die Partie hinter dem idyllischen Gebäudeensemble aus Kirche und Indischem Restaurant seine Mannschaft neu sortiert. Nachdem die neuen Green Sheet Averages für Mai greifen, konnte man Adam Ellis neu auf die Position der Nummer 2 und damit zum Partner von Jason Doyle befördern; Emil Saijfutdinow schob man auf die 3 und den Mannschaftsführer Danny King auf die 4 sowie Tom Brennan auf die 5.

Die Überlegenheit der Witches aus Suffolk basiert auf der Stärke in der Tiefe der Aufstellung, die mit diesen Verschiebungen noch ein Mal gestählt werden soll. Die Witches sind das homogenste Team Englands – auch deshalb, weil man voll Kapital aus einer Grauzone im Regelwerk geschlagen hat. Mit der Ausnutzung eines Passus, der gedacht ist, um englische Fahrer gezielt zu fördern und ihnen Startplätze zu sichern. Britische Fahrer erhalten bei ihrer Einstufung in die Averageliste quasi einen nationalen Rabatt: Ihr errechneter Punkteschnitt wird um 2,5 Prozent reduziert. Diese Form der Vergünstigung greift bei Ipswich für King, Ellis und Brennan, der Junior Dan Thompson, im englischen System als Rising Star benamst und im Falle Thompsons derjenige Engländer mit der größten Steigerungsrate der letzten 13 Monate, kriegt sogar 25 Prozent Averagerabatt.
Die Auswirkungen in realen Zahlen: Wenn man die tatsächlichen Averages der national Rabattierten aufaddierte, käme man beim Gesamtaverage für das ganze Team auf 41,22. Maximal erlaubt sind pro Team 40. Brutto wäre Ausgansgaufstellung von Ipswich also zu gut gewesen. Doch durch die Vergünstigungen für die Einheimischen rechnet sie sich netto auf 39,72 runter – und erreicht damit fast punktgenau das erlaubte Maximum des bestmöglich zusammengewürfelten Teams.
Das war die Ausgangslage, auf der Ipswich seine Siegesserie begonnen hat. In der zweiten Fassung sind die Averages anhang der Resultate der ersten Rennwochen neu kalkuliert worden. Das hätte aber nur Auswirkungen auf die Einstufung dessen gehabt, wenn man auf die Nummer 1 setzt – und wer Reservist bleiben darf. Das konnte Ipswich auch für Mai unverändert lassen. Hinter der Nummer 1, dem rüden Australier Jason Doyle, darf der Teammanager taktisch hin und her schieben, was Ritchie Hawkins nun für das Auswärtsmatch in Sheffield erstmals auch angekündigt hat.
Sheffield belässt hingegen seine zuhause bislang ungeschlagene Aufstellung unverändert.
Die Tigers sind der härteste Gegner für die Witches. Sie können die Hoffnungen auf die Einstellung des Rekords der Oxford Cheetahs aus dem Jahre 1986 heute schon vereiteln. Oxford blieb weiland in allen 18 Rennen ungeschlagen, hatte damals einen Mannschaft mit Hans Nielsen, Simon Wigg und Marvyn Cox sowie einem Unterbau aus Andy Grahame, Per Sörensen, Nigel De'ath, Jon Surman und Kevin Smart. Die Heatleader von Oxford 1986 sind gleich stark wie jene von Ipswich heute, doch der Main Body des Teams von der Sandy Lane ist längst nicht so homogen wie bei den dominanten Witches.
Die zweite Partie, die sich zu schauen lohnt, ist vor allem aus deutscher Sicht brisant: Oxford empfängt Manchester. Also auch: Erik Riss fordert Norick Blödorn von den Belle Vue Aces heraus.
Auch Oxford hat das Team umgestellt: Der draufgängerische Däne Peter Kildemand ist die neue Nummer 2 neben Maciej Janowski, der bislang oft überforderte Rohan Tungate zieht auf die 4 und Erik Riss auf die 5. Der Memminger hat in den britischen Fachmedien vorab gesagt, er sei inzwischen ziemlich sicher, dass er auf der Bahn der Oxford Spires jederzeit die richtige Abstimmung treffen könne – egal ob tief oder glatt – und dass er dieses Können nun auch für die Auswärtsrennen verfeinern müsse.
Die nächsten beiden Begegnungen der Spires sind aber Heimrennen – gegen dicke Brocken: heute gegen Belle Vue, dann gegen Sheffield.
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