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Schweer überrascht schwer

Bei der Junioren-EM in Kumla überrascht Thies Schweer sogar sich selber.


Der Regen prasselt blechern aufs Dach – und trommelt Vater und Sohn Schweer im Stadion von Kumla aus dem Schlaf. Vor beiden Veranstaltungstagen der Jugend-EM, die auf 250-Kubikmaschinen ausgetragen wird, regnet es so derbe, dass die Bahn der Indianer aus der Schwedenliga komplett durchnässt wird. „Bei der Anfahrt“, staunt Vater Ulli Schweer, „waren zum Teil sogar die Straßen überflutet.“


Sein Sohn Thies ist einer von vier Deutschen, die in Kumla bei der kumulierten Veranstaltung aus Halbfinale und EM-Endlauf antreten – neben Dennis Gennerich und Levi Böhme sowie Mike Jarczewski. Genaugenommen ist in André Damian sogar ein fünfter Deutscher im Feld, doch der fährt unter der Flagge Rumäniens – dem Heimatland seines Vaters.


Die drei deutschen EM-Finalisten: Carlos Gennerich, Thies Schweer und Levi Böhme (v.l.). Foto: Ulli Schweer
Die drei deutschen EM-Finalisten: Carlos Gennerich, Thies Schweer und Levi Böhme (v.l.). Foto: Ulli Schweer

Gennerich und Böhme haben im Laufe des Sommers auf 500R-Maschinen überzeugt und galten deswegen als Anwärter auf Topplatzierungen gegen die favorisierten Polen und Dänen. Schweer hingegen ist die ganze Saison über sein 250-Kubikmotorrad gefahren – und diese Erfahrung soll sich bei den schwierigen Verhältnissen von Kumla auszahlen.


Nach dem Regen von der Vorwoche bugsieren die Bahnmeister den Matsch mit riesigen Radladern von der Bahn ins Innenfeld. Danach rauen sie mit einer Egge die Tragschicht auf, sodass die Bahn extrem tief und griffig wird. Bedingungen, die Schweer schon immer gut gelegen haben. Prompt produziert der Norddeutsche im Laufe des Sonnabends den schnellsten Heat der ganzen EM-Tage.


Thies Schweer ist in Kumla bester Deutscher. Foto: Ulli Schweer
Thies Schweer ist in Kumla bester Deutscher. Foto: Ulli Schweer

Der Blondschopf aus der friesischen Kleinstadt Zetel wird in seinem Semifinale Sechster vor Levi Böhme. In Halbfinale 2 qualifiziert sich Carlos Gennerich als Fünfter ebenfalls fürs EM-Finale, André Damian und Mike Jarczewski scheiden deutlich aus. „Nach dem Halbfinale haben wir die Motorräder sauber gemacht, das Nötigste für den Sonntag vorbereitet“, rekapituliert Vater Ulli Schweer, „und dann vor Ort im Transporter geschlafen. In der Nacht ging es dann genauso weiter wie an den vorigen Tagen.“


Allerdings rückt der Bahndienst der morastigen Bahn fürs Sonntagsfinale mit anderen Methoden zu Leibe: Ein Radlager mit großer Verteilerschaufel bringt Split auf die nasse Piste auf – und macht die so unheimlich griffig.






Das Resultat sind extrem hart umkämpfte Rennen mit vielen Überholmanövern – und Thies Schweer mittendrin. Anders als seine Landsleute, bringt er gleich zu Beginn die Abstimmung auf den Punkt, beginnt mit einem zweiten Platz und lässt zwei Laufsiege folgen, dabei nutzt er vor allem die äußere Linie. Nach dem dritten Block holt der Bahndienst das lose Material wieder nach innen, sodass außen nichts mehr auszurichten ist. Schweer bekommt es zudem mit den überlegenen Polen zu tun, die am Ende einen Dreifachsieg landen werden. Deswegen flutschen die Punkte hinten raus nicht mehr so.


Die matschige Bahn von Kumla hinterlässt ihre Spuren an Schweers Front. Foto: Ulli Schweer
Die matschige Bahn von Kumla hinterlässt ihre Spuren an Schweers Front. Foto: Ulli Schweer

Franciszek Szczyrba gewinnt das EM-Finale mit Maximum vor Dawid Oscenda, Bartosz Byszewski und Villads Pedersen. Schweer wird als Siebter bester Deutscher, Gennerich Neunter und Böhme 11. „Wir haben“, gesteht Vater Ulli Schweer, „mehr erreicht als wir eigentlich wollten.“



 
 
 

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