„Das ist respektlos und unfair“
- Norbert Ockenga
- 29. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Mario Häusl fordert nach dem Fiasko von Wolfslake, die U21-DM andernorts fortzusetzen oder ganz neu zu starten.
Mario Häusl ist kurz der Hut hochgegangen. Als die Deutsche U21-Meisterschaft am Samstagabend in Wolfslake abgebrochen wurde, sei er, so gesteht der Bayer, „kurz ausgetickt“. Denn der Junior des AC Landshut war nicht nur einer der heißesten Titelanwärter – sondern findet auch am Tag danach noch: „Die Bahn hatte ihre Schwierigkeiten. Die Fahrerlagerkurve war mit drei, vier Rillen oder Löchern belegt. Das war das kleine Problem daran. Aber die Bahn war trotzdem noch super fahrbar und machbar für alle – wenn man das richtige Setup dafür findet und man mit Gas reinfährt, nicht nur mit Halbgas.“
Der 18-Jährige stört sich vor allem an der Art und Weise, wie die Abbruchentscheidung zustande kam: „Manche Fahrer haben sich bei den Offiziellen komplett darüber beschwert. Manche von denen, die frisch reingekommen sind, haben gesagt, dass sie Angst haben und auf der Bahn nicht mehr fahren möchten. Und sie meinten, dass sie nichts sehen können, als es schon Abend war. Dazu bin ich bei der Fahrerbesprechung mit vielen Anderen leicht ausgetickt, aber bei mir war’s ein bisschen stärker. Denn ich fahre mit einer getönten Brille – und ich habe jede kleinste Bodenwelle gesehen; da kannst du mir nicht erzählen, dass es zu dunkel ist. Das kannst du mir nicht sagen – bei dem Flutlicht, das neu ist und wo man alles sieht.“

Laut Häusl seien diejenigen, die das Ende des Rennens erzwingen wollen, in der Minderheit gewesen – in eine Feld, das ein großes Leistungsgefälle aufwies, in dem aber das Gros der Toppiloten sicher gewesen sei, die Bahn meistern zu können. „Es gibt welche, die nicht fahren wollten und sich abgemeldet haben. Das haben sie gut gemacht“, differenziert Häusl. „Dass aber Andere sich bei den Offiziellen so beschweren, dass die das Rennen dann ganz abbrechen müssen, das hat uns komplett gestört. Denn wir Fahrer aus der Spitzengruppe sind super rumgekommen. Und wir hatten alle auch noch super Chancen in der Gesamtwertung, bei uns war noch alles offen. Hannah Grunwald ist jetzt zum Beispiel Siebte geworden; für sie ist es damit im kommenden Jahr gelaufen für die Prädikatsläufe.“
Auch über neuen U21-Titelträger hat er sich so seine Gedanken gemacht: „Janek Konzack hat in den ersten Läufen die einfachsten Gegner bekommen, hat da ein Maximum gemacht und somit gewonnen – was auch nicht verdient war.“
Die Bahn war noch für alle machbar, wenn man das richtige Setup findet und mit Gas statt Halbgas in die betreffende Kurve reinfährt. – Mario Häusl
Besonders sauer stößt Häusl ein Vorfall mit den beiden Bahnreservisten auf, die bereits nach dem ersten Block zum Einsatz kamen, weil sich Jenny Apfelbeck wegen eines mitgebrachten Bandscheibenproblems und Tim Widera abgemeldet hatten: „In meinem dritten Lauf mit – eigentlich – Alina Sassenhagen, Louis Ruhnke und Marc Winkler standen wir am Start; die Grünphase begann, und in dem Moment, wo das Grünlicht anging, hat Alina Sassenhagen sofort die Kupplung losgelassen. Und ihr Freund Ben Iken stand schon mit Helm im Fahrerlager, dass er dann sofort statt ihr drauf kann. Da verstehe ich schon nicht: Wie kann man zwei Leute als Reserve aufstellen, die im Privatleben ein Paar sind und im Speedwaysport genau dasselbe zeigen und so handeln? Sobald Jenny Apfelbeck und Tim Widera draußen waren, haben die sich alles zehn Mal angeschaut, um sich abzusprechen: ‚Du fährst die einfachen Läufe, damit Du vielleicht noch aufs Treppchen kommen kannst.’ Dass sie ins Band gefahren ist, ist von Alina auch Absicht gewesen, damit Ben dann fahren kann.“
Häusl sagt: „Ich habe mich bei den Offiziellen beschwert, beim DMSB werde ich mich auch beschweren. So eine Aktion kann man nicht durchziehen bei einer Deutschen Meisterschaft, wo Spitzenfahrer mitfahren; junge Leute, bei denen die Chancen sehr groß sind, sich zu zeigen und nach oben zu kommen. Das finde ich einfach respektlos und nicht fair.“
Der Klubfahrer des MSC Olching stellt klar: „Ich wäre dafür, dass man das Rennen woanders fortsetzt oder ganz neu startet. So einen Meister kann man doch auch nicht Meister nennen. Man kann natürlich sagen: ‚Er kam neu rein, er hat Glück gehabt.‘ Aber die nächsten beiden Läufe wären erst die richtig harten für ihn gewesen, und die wurden wegen Leuten abgesagt, die sich beschweren. Deswegen muss das Rennen aus Sicht vieler Fahrer komplett neu gestartet werden.“
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