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„Das kann auch böse nach hinten losgehen“

Gleich zwei Wunderheiler kümmern sich darum, dass Martin Smolinski bis Vechta am nächsten Wochenende wieder fit wird. An einen Start in Cloppenburg am Freitag ist aber nicht zu denken.


Sein Körper wundere sich immer noch. „Er hat mit voller Kraft einen brutalen Schlag auf eine Stelle bekommen, die viel dümmer nicht hätte sein können“, sagt Martin Smolinski. „Und jetzt weiß er nicht, wohin mit der Kraft von diesem Schlag.“


Denn im Finale des Langbahn-Grand Prix in Scheeßel war der 41-Jährige aus Bayern mit seiner rechten Hüfte in die Bande neben der Gegengeraden gekracht. Und genau dort befindet sich jenes künstliche Hüftgelenk, dass Smolinski sich nach einem Trainingssturz gegen Ende der Corona-Pandemie hatte einsetzen lassen müssen. „Deswegen strahlen alle Schmerzen auch von unten in den ganzen Körper aus“, schildert Smolinski. „Ich bin nicht etwa krumm, und es ist auch nichts ausgerenkt – aber ich ein schweres muskulöses Schmerztrauma. Meine ganze rechte Seite ist betroffen; wenn ich da eine zu schnelle Bewegung mache, dann kann es sein, dass ich mich eine ganze Zeit lang überhaupt nicht mehr bewegen kann.“


Der Scheeßeler Rennarzt Dr. Adonis Delinikolas untersucht Martin Smolinski unmittelbar vor dem Neustart des Endlaufs auf dem Eichenring. Foto: Norbert Ockenga
Der Scheeßeler Rennarzt Dr. Adonis Delinikolas untersucht Martin Smolinski unmittelbar vor dem Neustart des Endlaufs auf dem Eichenring. Foto: Norbert Ockenga

Dabei begannen die Beschwerden erst so richtig, nachdem Smolinski längst wieder in seiner bayerischen Heimat in unmittelbarer Nähe von München angekommen war: „In der ersten Woche nach dem Sturz ging’s mir noch gut. Aber inzwischen muss ich jeden Tag drei bis vier Ibu 600-Schmerztabletten nehmen.“


Ich nehme jeden Tag drei bis vier Ibu 600-Schmerztabletten. – Martin Smolinski

Weil die Pein immer ärger wurde, suchte der Langbahnweltmeister am Dienstag dieser Woche seinen Hausarzt auf. Der stellte bei einem Blutbild reichlich überhöhte Entzündungswerte fest – ein Symptom, das „Smoli“ auch schon nach der eigentlichen Hüfttransplantation geplagt hat, weswegen er seinerzeit sein Comeback um einige Monate hatte verschieben müssen.


Der Fuhrpark von Martin Smolinski hat in Niedersachsen genauso viel Federn lassen müssen wie sein Fahrer. Foto: Norbert Ockenga
Der Fuhrpark von Martin Smolinski hat in Niedersachsen genauso viel Federn lassen müssen wie sein Fahrer. Foto: Norbert Ockenga

Nach dem Blutbild überwies der Hausarzt seinen schnellen Patienten zum Röntgen und zu weiteren Spezialuntersuchungen. „Aber wegen meiner künstlichen Hüfte sind viele Details im Ultraschall nur schwer zu erkennen. Auf jeden Fall hat man sicher ausschließen können, dass irgendwas gebrochen ist. Aber mein Körper ist extrem angespannt; alles, was schnell geht, überfordert ihn derzeit.“


Drum hat Smolinski nicht nur seinen Haus und Hof-Heilpraktiker Josef Gerchthold zurate gezogen, sondern auch den Physiotherapeuten Knut Nowak. Mit dem hatte zusammen mit Sascha Dörner, einem der beiden Bundesbertis der deutschen Speedwaynationalmannschaft, bereits ein Judocamp in Dörners Heimat Abensberg organisiert. Die beiden Therapeuten arbeiten nun darauf hin, Smolinski zum Langbahn-Team-WM-Finale am kommenden Sonnabend in Vechta wieder auf die Beine zu kriegen.


Für die deutsche Nationalmannschaft beginnt das Unternehmen Titelverteidigung bereits am Freitag: Teammanager Jörg Tebbe hat Smolinski als Käpt´n, Stephan Katt und Lukas Fienhage für 17 Uhr zum Essen eingeladen, danach geht’s gemeinsam ins Reiterwaldstadion, um den Juniorwettbewerb zu verfolgen.


Den lange geplanten Start bei der Night of the Fights am Freitag dieser Woche in Cloppenburg hat Smolinski dagegen absagen müssen. „Denn die Verletzung kann auch böse nach hinten losgehen – wenn sich etwa hinter der künstlichen Hüfte ein Entzündungsherd bilden sollte. Deswegen muss ich mich schonen und ganz gezielt auf die beiden wichtigen internationalen Langbahnrennen in Vechta und Roden am zweiten Septemberwochenende vorbereiten.“

 
 
 

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