Der Hans, der kann's (wieder)
- Norbert Ockenga
- vor 1 Tag
- 4 Min. Lesezeit
Johann Weber kehrt 2026 in den Sattel seiner Eisspeedwaymaschine zurück.
Eistanz mit dem Eishans: Johann Weber wird in der kommenden Wintersaison wieder Eisspeedway fahren – nach einer knapp zweijährigen Zwangspause infolge seiner Verletzungen von Inzell 2024. „Dass ich irgendwann zurückkomme, habe ich immer geplant“, sagt der 39-Jährige aus Schliersee. „Für wie lange – dass weiß ich auch nicht. Es ist auch eine günstige Konstellation.
Nach dem Sturz vom Chiemgau-Rennen vor nunmehr knapp zwei Jahren hatte Hans Weber seinen Start in Heerenveen 2024 und die gesamte Saison 2025 abgeblasen, aus gesundheitlichen Gründen – aber auch mit Rücksicht auf seine Frau. „Deren Bedenken sind immer noch da. Sie war nach dem Unfall in Inzell ziemlich geschockt“, gesteht Weber. „Ich hatte ja vor meinem Sturz einen Crash mit Max Niedermaier, dabei hat’s mir die Karkasse im Vorderreifen gerissen. Ich habe deswegen die Linie nicht halten können. Aber einige Fans haben von der Tribüne blöd runtergeschrien. Das haben die Angehörigen sich sehr zu Herzen genommen, weil die natürlich auch wissen, dass alle Fahrer immer ihr Möglichstes geben. Da sind solche Zwischenrufe natürlich auch problematisch.“
Dennoch hat Weber seine Gattin vom Comeback überzeugen können: „Ich hab’s irgendwann entschieden. Sie hat mich auch schon so kennengelernt – als Eisspeedwayfahrer.“ Und als Sprössling einer Eisspeedwayfamilie, denn sein gleichnamiger Vater war in den Achtzigern eine Größe im spektakulärsten Wintersport der Welt, hat sogar 1983 gemeinsam mit Max Niedermaier, dem Vater des heutigen Eisritters, die Teamweltmeisterschaft in Berlin gewonnen – bis heute eine der größten Errungenschaften in der deutschen Bahnsporthistorie.
Ich habe jetzt auch richtig Lust, dass ich fahr'. – Hans Weber
Für seine Rückkehr plant Weber mit der WM-Qualifikation im schwedischen Örnsköldsvik und peilt von dort den Sprung in die WM-Grands Prix in Inzell und Heerenveen an, auch einen Start in der Deutschen Nationalmannschaft bei der wieder aufgelegten Team-WM, ebenfalls im Thialf in Heerenveen. „Aber das sind bislang nur meine Planungen und Wünsche – offiziell nominiert ist da noch nichts.“
Zweifel an seiner Berücksichtigung dürften es freilich kaum geben. Denn die Dichte an Eisfahrern in Deutschland ist gerade nicht sehr hoch: Markus Jell macht noch ein weiteres Jahr Pause, Benedikt Monn hat ganz aufgehört. Die beiden Vettern Max Niedermaier sowie Novize Simon Mayer stehen parat, dazu Luca Bauer. „ Mich haben in den letzten beiden Jahren viele Leute drauf angesprochen, ob und wann ich wieder fahren möchte“, rekapituliert Weber. „Und für die Sportart ist es auch wichtig, denn allzu viele Fahrer haben wir in Deutschland gerade nicht mehr.“
Zur Vorbereitung wird Weber Anfang Januar nach Schweden reisen: „Ins Trainingslager in Schweden fahre ich zusammen mit Martin Posch, den ich weiterhin unterstütze. Die Zusammenarbeit mit ihm macht richtig Spaß; die hat mich auch mit dazu bewogen, dass ich selbst wieder fahr’. Denn das Drumherum gehört auch mit dazu. Wenn man da abgeschieden in Schweden ist, muss man Leute um sich rum haben, mit denen es passt“, wägt der Bayer ab. „Die schwedischen Fahrer – es ist traumhaft, das anzuschauen, wie die miteinander umgehen, wie sie zusammenhalten und was sie sich dann trotzdem für einen Kampf auf der Bahn liefern. So würde ich mir das von den Deutschen auch wünschen.“

Anders als etwa Niedermaier und Mayer, wird Weber aber nicht in einer der beiden schwedischen Eisspeedwayligen antreten, sondern sich nur auf ein Trainingslager zu Jahresbeginn beschränken. „Für die schwedische Liga habe ich mich zu spät entschieden. Aber ich bin auch froh, dass ich da nicht fahre. Ich werde nach Ö’vik zum Trainieren gehen. Und in Schweden kann man dann spontan entscheiden, ob man auf diese oder jene Bahn möchte, um dort weiter zu trainieren.“
Im vergangenen Winter erlaubte das Wetter offene Rennen auf der Natureisbahn in St. Johann in Österreich oder auch eine Offene Tschechische Meisterschaft auf einem See in der Tschechei. „Ich werde spontan entschieden, ob ich St. Johann mitnehme. Ich bin ja auch im Weißenbacher Klub; wenn da wieder was stattfindet, kann’s schon sein, dass ich da fahre.“
Für die Rückkehr hat Weber sein Team mit einer neuen Mechanikerkonstellation verstärkt. „Das hat mich auch beim Entschluss bestärkt. Mein bestehendes Team begrüßt es auch sehr. Mein Stammmechaniker Eduard Schmidt kriegt Unterstützung dazu. Da geht es auch um die Trainingsvorbereitung.“ Joachim Kugelmann werde als sein Tuner an Bord bleiben. „Ich habe neue Rahmen, aber ich bleibe bei meinem Bestandsequipment. Die Rahmen habe ich schon länger. Das ist alles fertig. Aber es noch nicht ein einziges Mal bewegt worden. Das kommt auch in diesem Winter nicht zum Einsatz. Denn ich hab’ immer eine Beziehung zu meinen Motorrädern. Ich kann die auch nicht hergeben. Mein Motorrad aus dem Jahre 2014 habe ich immer noch, und ich mag das auch nicht hergeben.“
Sollte er nominiert werden und die WM-Qualifikation packen, rückt er die Erwartungshaltung gerade: „Ich sehe mich nicht als Mitfavorit. Für mich sind Martin Haarahiltunen und Niclas Svensson die Favoriten. Ich sehe mich da nicht, dass ich groß in die WM eingreifen könnte. Ich lass’ die Saison auf mich zukommen.“
Der Eishans macht eine kurze Pause.Und in der wird klar, dass das Feuer des Eistanzes immer noch in ihm brennt. „Ich“, sagt er dann, „habe jetzt auch Lust, dass ich fahr’.“


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