„Das kann ich nur zurückweisen“
- Norbert Ockenga
- 29. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Ben Iken nimmt im Interview Stellung zu den Vorkommnissen und Anwürfen beim Finale der Deutschen Juniorenmeisterschaft in Wolfslake.
Ich habe gehört, die Bahn in Wolfslake sei zwar schwierig gewesen – aber nicht unbefahrbar oder gar gefährlich.
Ben Iken: So habe ich es auch erlebt.
Du warst an sich gar nicht im Starterfeld, bist dann aber am Ende Dritter geworden, als nach 12 Heats abgebrochen wurde.
Ben Iken: Ich war zweite Reserve, weil ich dieses Jahr keine NBM gefahren bin. Denn es gab Überschneidungen mit der dänischen und polnischen Liga, und die Rennen dort hielt ich für meine persönliche Entwicklung wichtiger als die NBM. Ursprünglich war ich nur Nachrücker, bin dann durch Absagen auf die Reserveliste gerutscht. Zuletzt noch am Freitagabend in Güstrow: Bruno Thomas war vor einigen Wochen nach einem Zweitligarennen mit Inn-Isar-Racing in Teterow mit Handgelenkbruch ausgefallen; er saß in Güstrow erste Mal wieder aufm Motorrad, hat dabei aber gemerkt, dass es noch nicht wieder geht, und sich auch für Wolfslake abgemeldet. Dadurch bin ich als erste Reserve vorgerückt, Alina Sassenhagen ist als zweite Reserve nachgerückt.
Was war denn das Problem mit der Bahn?
Ben Iken: Vorm Training konnte man schon sehen, dass sie an einigen Stellen aufbricht; dass der Bahnbelag auseinanderbricht, weil keine Konsistenz drin gebacken war. Das war wie Pulver. Die Bahn war offenbar so ausgetrocknet, dass kein Halt mehr drin war. Vor allem in der Fahrerlagerkurve haben sich am Eingang Rillen gebildet. Wenn man im Training den Kurveneingang ein bisschen länger fuhr, dann ist man gut rumgekommen. Später war alles bumby und uneben. Aber für Fahrer, die Erfahrung mitbringen, war das noch problemlos machen. Ich nehme da gern Dänemark als Beispiel, da sind die Bahnen ja auch gern tiefer und griffiger.

Dann bist Du als Reservefahrer ins Hauptfeld gekommen – und bist trotz eines Laufs weniger auf Platz 3 in der Gesamtwertung vorgefahren. Auch deswegen, weil Du in Deinem zweiten Block gleich zwei Einsätze hattest.
Ben Iken: Nach dem ersten Durchgang gab es zwei oder drei Abmeldungen, somit hatten wir beide Reservefahrer dann unsere Läufe im Wechsel. Die Bahn war anspruchsvoll, aber ich kam damit zurecht. Ich hatte in meinen Rennen auch einige Titelanwärter gegen mich, etwa Jonny Wynant, Patrick Hajek oder Mario Häusl. Dadurch, dass sich mehrere Fahrer abgemeldet haben, musste ich zwei Mal gegen Jonny Wynant ran. In einem Lauf habe ich den Start gewonnen, er hat mich berührt, und ich bin gestürzt. Er ist dafür disqualifiziert worden, den Rerun habe ich für mich entscheiden können.
Die Konstellation, dass Du und Deine Freundin Alina Sassenhagen beide Reservefahrer waren, hat für Stirnrunzeln gesorgt. Angeblich hättet Ihr Euch abgesprochen, wer wann fährt, damit Du die leichteren Gegner hast und noch aufs Podium kommen kannst.
Ben Iken: Die Aussage habe ich auch gehört, verstehe sie aber nicht ganz. Ich weiß nicht, wie wir uns hätten absprechen sollen. Uns wurde vom Offiziellengespann gesagt, dass ich als erste Reserve im ersten Lauf antreten werde, wo ein Fahrer fährt, im nächsten dann Alina, dann wieder ich und so weiter.
Das ist ja auch das normale Vorgehen. In einem Rennen ist sie allerdings ins Startband gefahren, und Du hast sie danach ersetzt. Angeblich sei das zwischen Euch abgesprochen gewesen; Du hättest sogar schon fertig angezogen darauf gewartet, dass Du sie nach ihrer Disqualifikation ersetzt.
Ben Iken: Alina ist ihr allererstes Rennen auf 500er gefahren. Sie hatte lange pausieren müssen, aufgrund von privaten Gründen. Sie wurde ins kalte Wasser geschmissen. Dadurch, dass ich erst nachts erfahren habe, dass ich erste Reserve war, hat sie auch erst nachts erfahren, dass sie zweite Reserve ist. Sie ist unglücklicher Weise ins Band gefahren, sodass ich einen Doppelstart hatte. Den Start in dem bewussten Rennen habe ich gegen Mario Häusl gewonnen, er ist hinter mir gestürzt. Den Rerun habe ich auch gewonnen. Wäre sie nicht ins Band gefahren, wäre ich dann im nächsten Lauf dran gewesen, gegen den mit weißer Weste fahrenden Konzack.
Abgesprochen und orchestriert war das Ins-Band-Fahren und Ersetzen also nicht?
Ben Iken: Das kann ich nur zurückweisen. Ich stand auch nicht am Vorstart, sondern noch an der Box. Es gab definitiv keine Absichten, irgendwas zu schieben. Ich habe mich natürlich schon vorbereitet. Denn im nächsten Lauf wäre ich direkt wieder dran gewesen, auch von Helmarbe gelb, genau wie Alina in dem Heat, als sie ins Band fuhr. Ich stand auch nicht am Vorstart, sondern war noch in der Box. Denn die Jungs haben noch vorm vorigen Lauf, der unmittelbar davor war, an der Maschine gearbeitet.
Wie hast Du den Abbruch und dessen Sinnhaftigkeit erlebt?
Ben Iken: Wir wurden nach Lauf 12 ins Clubhaus geholt, dort wurde uns die Entscheidung direkt verkündet. Danach gab es noch viele Diskussionen. Die Offiziellen hatten sich entschieden, die Veranstaltung abzubrechen. Denen wurde es zu heikel. Sie wollten nach den ganzen Stürzen nicht, dass am Ende noch was Schlimmeres passiert. Da ging der große Trubel auf dem Rennplatz los. Ich habe mich aus allem rausgehalten. Wären wir weitergefahren, wäre ich auch weitergefahren. Es gab viel Unmut um die Entscheidung. Was ich auch verstehen kann, bei der Höhe des Prädikats, möchte man natürlich, dass bis zum Ende fair um den Meistertitel gekämpft werden kann. Da kann man jetzt noch lange drüber streiten – ob zurecht abgebrochen wurde oder ob die Fahrer, die nicht mehr fahren wollten, sich einfach hätten abmelden sollen.
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