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„Das wird mich auch die nächsten Tage noch ärgern“

Kevin Wölbert analysiert das deutsche Aus bei der Grand Prix-Challenge in Holsted.


Erst im feuchten Nebel der Duschkabine findet Kevin Wölbert den Durchblick. „Da habe ich mich zum ersten Mal mit Kai unterhalten“, blickt der Mecklenburger zurück, „bis dahin habe ich gar nicht gewusst, dass er sogar noch hinter mir ist.“


Weder Kai Huckenbeck noch Kevin Wölbert haben bei der letzten Hürde der Qualifikation für die Speedway-WM 2026 den Eindruck hinterlassen, als könnten sie an jenem Abend in Dänemark hoch genug springen, um diese Hürde zu nehmen. „Bei Kai waren’s die Starts; der war in dem Lauf mit mir auch schon direkt hinten“, rekapituliert Wölbert. „Meine Starts waren dagegen gut, aber ich bin dann nicht aus der ersten Kurve rausgekommen. Ich hatte mein Motorrad nicht schnell genug übersetzt. Die Sonne machte dann den Rest.“


Wölbert hadert mit der Abstimmungsarbeit. „Das Training war morgens. Da war das Wetter noch anders. Im Laufe des Tages wurde die Bahn immer härter. Deswegen hatte ich im ersten Lauf einen Setupfehler.“ Insgesamt, rechnet er vor, hätte er mindestens drei Zähler liegengelassen. „Man braucht sich das auch nicht schönzureden“, knirscht Wölbert. „Ich habe mir da mehr ausgemalt. Der Kampfgeist war ja auch da: Ich lag ein Mal vor Andrej Lebedews, habe dann aber einen Fahrfehler gemacht. Und mein Lauf gegen Kacper Woryna und Kim Nilsson war spannender als vieles, was man im Grand Prix sieht: Ich war vor Woryna, dann ist er und mit ihm auch Nilsson noch knapp an mir vorbeigekommen.“


Man braucht sich das auch nicht schönreden. – Kevin Wölbert

Bei der Vorbereitung auf die Challenge hat das Wetter den beiden Deutschen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Mittwoch zuvor hätten sowohl Wölbert als auch Huckenbeck für Grindsted bei einem Heimrennen von Holsted für Süddänen antreten sollen. „Die haben uns kurzfristig angerufen, aber dann ist das Rennen wegen des Wetters abgesagt worden.“


Der Start außer der Reihe im Jütland hätte den beiden Deutschen den Weg bei den Anforderungen an die Maschinen weisen können. „Mein Motor ist immer noch frisch vom Service“, konkretisiert Wölbert. Da hätte mehr Erfahrung bei der Vorbereitung sicher geholfen. „Ich hatte mir für dieses Jahr zwei Sachen vorgenommen: in der polnischen Liga über 100 Punkte fahren und in der WM-Qualifikation mitmischen. Beides habe ich geschafft, obwohl neue Motoren und Teamumstellungen immer nicht einfach sind.“


Kevin Wölbert (rechts) und Kai Huckenbeck hatten in Holsted keinen schönen Abend. Foto: FIM
Kevin Wölbert (rechts) und Kai Huckenbeck hatten in Holsted keinen schönen Abend. Foto: FIM

Dennoch wurmt Wölbert die Ausbeute von Holsted. Hätte er die selbst monierten drei Punkte nicht verschenkt, sondern aufs eigene Konto gefahren, dann wäre er jetzt in der Ausgangslage eines Nachrückers. Sollte etwa Leon Madsen Europameister werden und Dominik Kubera sowie Andrej Lebedews aus eigener Kraft in der WM bleiben, könnten bis zu drei derzeitige Nichtqualifikanten aus Holsted doch noch ins WM-Feld für 2026 aufsteigen.


Ein Szenario, das in seiner ganzen Dreifaltigkeit realistisch ist: Madsen hat den EM-Lauf in Güstrow gewonnen und ist Tabellenführer Patrick Dudek auf die Pelle gerückt, Lebedews liegt sicher im Spitzenseptett der WM, Kubera hat an dieses rettende Ufer noch Anschluss.


Wölbert nickt eingedenk dieser Rechenspielchen über die vergebene Ausgangslage. „Das ist das, was mich ärgert. Und das wird mich auch die nächsten Tage noch ärgern.“

 
 
 

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