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Denen ist alles zuzutrauen

Frankreich-Intimkenner und Wahlfranzose Lukas Fienhage schätzt im Interview die Chancen der Bleues beim Speedway der Nationen am Mittwochabend ein.


Ich habe gehört, Du hattest beim letzten Rennen der Französischen Liga schon wieder einen Sturz?

Lukas Fienhage: Ja. (Lacht.) Ist ein bisschen viel in letzter Zeit. Die Bahnverhältnisse in Marmande waren nicht gut. Adam Ellis hatte vor mir einen Aufsteiger gehabt und konnte die Maschine nicht mehr halten. Ich bin halb über sein Motorrad rübergefahren und dann mit der Schulter eingeschlagen.


Mit derselben Schulter, an der Du Dich bei der Langbahn-Team-WM in Vechta verletzt hattest?

Lukas Fienhage: Mit der anderen Schulter. Aber die fühlt sich jetzt genauso an.


Dimitri Bergé gewann im Herbst den Goldhelm in Pardubitz. Foto: HighSpeedPhotographiX
Dimitri Bergé gewann im Herbst den Goldhelm in Pardubitz. Foto: HighSpeedPhotographiX

Die Französische Nationalmannschaft kämpft am Mittwochabend in Thorn um den Einzug ins Finale bei der Paar-WM. Das Team setzt sich aus lauter Fahrern zusammen, die aus der Gegend von Bordeaux stammen und die ihre Wurzeln im Grasbahnsport, aber auch in der Französischen Speedwayliga haben. Wie gut ist diese Liga?

Lukas Fienhage: Seit letztem Jahr hat man dort ein Averagesystem eingeführt, was es schwer macht, die passenden Fahrer zu finden. Denn die nehmen aus allen Ligen, die man fährt, den besten Average als Grundlage. Das ist ein bisschen doof, weil viele Fahrer außen vor bleiben. David Bellego zum Beispiel hatte zwei Rennen in Frankreich mitgefahren, beide Male ein Maximum geschrieben – hatte also den vollen Maxmimalverage aus der Frankreichliga. Damit war aber die Hälfte des Averages, den ein Team für die ganze Mannschaft hat, schon weg. Aber wenn man so guckt, wer in dieser Liga schon gefahren ist – Dan Bewley und Jaimon Lidsey etwa. Das sportliche Niveau ist durchaus hoch. Zuletzt waren die Ligarennen immer Anfang des Jahres, da war es einfacher, Fahrer zu kriegen, weil alle noch heiß sind. Dieses Jahr hätten auch drei Veranstaltungen Anfang des Jahres gefahren sollen. Doch das Rennen in Marmande ist wegen des Wetters zwei Mal verschoben worden. Deswegen fand es nun erst am vergangenen Sonnabend statt.


Bergé auf dem Weg zum Sieg beim Sechserklassiker an der Elbe. Foto: HighSpeedPhotographiX
Bergé auf dem Weg zum Sieg beim Sechserklassiker an der Elbe. Foto: HighSpeedPhotographiX

Die französische Szene ist geprägt von großen Bahnsportdynastien, fast schon vergleichbar mit der Familie Winkelhock im Automobilsport…

Lukas Fienhage: David Bellego ist da die große Ausnahme. Der hat in der Liga ein Mal ausgeholfen für Marmande – beim Rennen in La Réole. Ansonsten fährt er in Reichshof in der polnischen Liga, ist also ein echter Vollprofi. Mathias Tressarieu ist der Sohn von Stéphane und Neffe von Mathieu Tressarieu, Dimitri Bergé ist der Sohn von Philippe Bergé. Mathias wohnt eine Viertelstunde von mir entfernt, Bergé etwa 10 Minuten.


Wie ist die Infrastruktur hinter dem französischen Team?

Lukas Fienhage: Der Vater von Mathias Tressarieu hat ein Geschäft für Rasenmäher und E-Bikes. Dort arbeitet sein Sohn Mathias als Kfz-Mechatroniker. Der Vater hat auch den einzigen Speedwayshop in ganz Frankreich. Mathias fährt BvE-Motoren, ist der einzige des Teams, der nicht Vollprofi ist. Dimitri Bergé hat das ganze Jahr über Motoren von Kowalski und BvE probiert. David Bellego fährt Kugelmann, war aber auch schon bei Rempala.


Was traust Du den Franzosen am Mittwochabend in Thorn zu?

Lukas Fienhage: Deren Fahrer sind immer für eine Überraschung gut. Wenn Dimitri Bergé und David Bellego einen guten Tag haben, traue ich denen durchaus die Quali zu. Dimitri ist im Moment klar besser als Bellego, schließlich hat er ja auch den Goldhelm in Pardubitz gewonnen. Bergé war dieses Jahr ein Mal verletzt, die anderen beiden Fahrer sind gesund übers Jahr gekommen.

 
 
 

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