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Deutsche Idee wird in Holland umgesetzt

In Eenrum wird ein neues Nachwuchsprojekt für die Lang- und Grasbahn vorgestellt, das seine Wurzeln in Deutschland hat.


Die Nachricht des Telefons klimpert, und zutage tritt Überraschendes: eine Einladung nach Eenrum zu einer Präsentation des Niederländischen Motorsportverbandes für den Tag vorm EM-Finale auf der Grasbahn bei Groningen. Vorgestellt wird dort am morgigen Sonnabend eine Nachwuchsförderinitiative, die einem irgendwie bekannt vorkommt: ein Markenpokal für Lang- und Grasbahneinsteigerkinder und -jugendliche mit identischen 190-Kubikzentimetermaschinen.


Der Specials Junior Cup basiert auf einer Idee des deutschen Tuners Klaus Dammermann, die bereits seit mehr als einem Jahr im Raum steht – aber in Deutschland seither auf der langen Bank sitzengeblieben ist. Dammermann hatte mit Unterstützung von Meik Lüders und Martin Smolinski ein Projekt vorangetrieben, das seinerzeit in Videos von PITWALK TV – dem Streamingdienst der Zeitschrift PITWALK – vorgestellt worden war.



Die Idee dahinter: ein Rahmen, der mit Knotenblechen an unterschiedliche Motorgrößen angepasst werden kann – und zum Einstieg ein 190 Kubikzentimeter kleiner Serienmotor der Honda-Submarke Daytona. Diese Baukastenlösung soll den Eltern von Bahnsportnovizen gleich auf drei Ebenen Kosten senken helfen: Sie brauchen nicht für jeden Aufstieg in eine höhere Hubraumklasse ihres Kindes auch ein neues Motorrad dazu kaufen, sondern können das Chassis weiterverwenden wie bei einem Kitcar im Automobilsport. Und sie brauchen dank des Einheitsserienmotors nicht teures Geld in jene Tuner investieren, die etwa aus 125-Kubikmotoren das letzte Bisschen Leistung rauskitzeln, das aber oft zulasten der Dauerhaltbarkeit machen. Motorseitig sparen die Eltern also sowohl die Tuning- als auch die Kosten für häufige Wartungen, weil der 190-Kubikmotor von Daytona deutlich längere Laufzeiten zwischen den Revisionen hat.


Dammermann hatte das Motorrad zuerst im Motodrom Halbemond gezeigt – in genau jener Box, in der Egon Müller 1983 geschraubt hat, als er Weltmeister wurde. Denn das neue Konzept soll die Nachwuchsarbeit in Deutschland revolutionieren. Der ehemalige deutsche Teammanager für Speedway, René Schäfer, zeigte sich von dem Konzept ebenso angetan wie Lüders und Smolinski. „Wir haben dann auch ein Langbahnbike mit 190-Kubikmotoren gebaut", schiebt Dammermann nach. "Davon wird ein kleines und ein normales Fahrwerk gebaut. Die Holländer werden 12 Motorräder komplett bauen, damit der Nachwuchs damit beginnen kann. Denn sonst ist das alles nicht mehr bezahlbar.“


Das Speedway-Kitbike mit 190-Kubikmotor steht in Norden-Halbemond in jener Box, von der aus Egon Müller 1983 Weltmeister wurde. Foto: Norbert Ockenga
Das Speedway-Kitbike mit 190-Kubikmotor steht in Norden-Halbemond in jener Box, von der aus Egon Müller 1983 Weltmeister wurde. Foto: Norbert Ockenga

Der KNMV aus den Niederlanden hat die Dammermann'sche Idee nun konkret aufgegriffen, um seine Langbahnsichtungen und -nachwuchsförderungen zu stärken. Der Markenpokal, der daraus hervorgeht, wird nun am Samstag in Eenrum offiziell vorgestellt. „Unser Motorrad ist tatsächlich so ähnlich wie das Andere. Der Unterschied ist, dass dieses einen verkürzten Mittelrahmen hat und speziell für die neue Jugendklasse entwickelt wird, die wir 2026 auf den Markt bringen. Die Motorräder bleiben unter der Verwaltung einer einzigen Organisation, die den Fahrern identische Ausrüstung zur Verfügung stellt", erläutert Max de Vries vom KNMV. „Das Fahrkönnen ist ausschlaggebend, während die Kosten niedrig bleiben, da kein Tuning erforderlich ist. Nach Bekanntgabe der Pläne wird das Motorrad enthüllt. Um Allen einen Vorgeschmack auf den Specials Junior Cup zu geben, werden nach der Enthüllung einige Demorunden auf der Eenrumer Rennstrecke gefahren.“


Und in Deutschland, dem Ursprungsland der Idee? Da hängt sie immer noch in der Warteschleife, staunt Dammermann: „Josef Hukelmann war natürlich begeistert von der ganzen Sache. Aber es passiert nichts. Den Funktionären in Deutschland ist es scheinbar zu viel Arbeit, eine neue Klasse einzuführen. Dabei müssten die Leute doch langsam mal wach werden: Es sind ja kaum noch Nachwuchsfahrer da.“



 
 
 

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