Drei Stunden Schinderei pro Tag
- Norbert Ockenga
- vor 7 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Wie geht es Dänenstar Kenneth Kruse Hansen nach seinem frühen Verletzungsaus in Scheeßel mittlerweile?
Seine Stimme klingt immer noch ganz matt. Denn Kenneth Kruse Hansen kämpft auch 10 Tage nach dem Langbahn-Grand Prix von Scheeßel noch mit den Spätfolgen seiner Schmerzen, die ihn schon nach einer Kurve zum Aufgeben gezwungen hatten. „Ich arbeite mich gerade durch ein intensives Therapieprogramm mit meinen Physios“, berichtet der 37-Jährige aus Herlev, einem Vorort von Kopenhagen.
Kruse Hansen hatte den Eröffnungslauf in Scheeßel abbrechen müssen, nachdem er ausgangs der Startkurve einen stechenden Schmerz in einem Oberschenkel verspürt hatte. Danach war er zunächst ins Medical Centre gegangen. Von dort hatte Erik Gundersen, in Niedersachsen als Betreuer mit dabei, ihn auf seinem Elektrokrankenfahrzeug auf einen an sich nicht vorhandenen Beifahrersitz genommen und zurück zu seiner Box geschaukelt. Als die Schmerzen auch dort nach einer weiteren Ruhepause im Gartenstuhl nicht besser wurden, meldete Kruse Hansen sich krank.

Wenig später tauchte ein Rettungswagen im Fahrerlager auf. Nach eingehender Untersuchung in der Box schnallten die Sanitäter den Dänen auf der Trage fest, schoben ihn in den RTW, verharrten aber immer noch lange im Fahrerlager- „Die Sanitäter haben mich schließlich in ein Krankenhaus gebracht, das 10 Minuten von der Bahn entfernt ist und von dem sie sagten, das sei das beste Hospital für solch’ eine Geschichte“, blickt Kruse Hansen zurück. „Dort hat man eine Computertomografie gemacht, um sich ein erstes Bild zu verschaffen. Die Ärzte dort wollten auch noch eine Kernspintomografie machen – aber das wäre erst unter der Woche gegangen. Also sind wir noch am Sonntagabend heim nach Dänemark gefahren, um mich dort untersuchen zu lassen.“
Daheim rückte der frischgebackene Grasbahneuropameister ins Privatkrankenhaus Hamlet in Søborg – einem Stadtteil von Kopenhagen – ein. Die Klinik gilt als das beste Diagnostikzentrum Dänemarks. In der Röhre stellten die Ärzte die wahre Ursache für die Schmerzen fest: „Ich hatte mir den Ischiasnerv eingeklemmt.“

Direkt nach der Untersuchung begann ein intensives Behandlungsprogramm. „Im Moment übe ich drei Stunden täglich mit meinen Phyios – Aufbautraining, aber auch Stretchübungen. Mein Hauptziel ist natürlich, für die WM-Rennen in Vechta und Roden wieder voll auf dem Damm zu sein. Deswegen habe ich auch die offenen Rennen in Berghaupten und Uithuizen abgesagt, obwohl ich bei beiden hätte fahren sollen. Das wäre einfach nicht gegangen.“
Und wie sieht’s für die Mannschafts-WM in Vechta und das eine Woche später folgende Solistenfinale in Roden aus? „Im Moment ganz gut – aber das ist auch eine Sache, die sich von Tag zu Tag verändert“, ächzt Kruse Hansen. „Aber wenn’s so weiterläuft mit der Therapie, wird’s für beide Rennen hinhauen.“

Eine konkrete Ursache, wann der Ischiasnerv eingeklemmt worden sein könnte, kann der Europameister auch rückblickend nicht ausmachen. „Ich hatte dasselbe Problem auch schon in Eenrum. Aber da war die Bahn so glatt, dass mich das nicht beeinträchtigt hat. Dass die Bahn in Scheeßel nicht so schön war, hat dann sicher den letzten Ausschlag gegeben. Denn da habe ich gleich in der ersten Kurve einen enormen Schlag verspürt, der mir durch den ganzen Körper geschossen ist.“
Da aber schon in Eenrum zwei Wochen vorher das Problem aufgetreten sei, mutmaßt Kruse Hansen eher, „die Ursache liegt wohl einfach nur einem langen Leben voller Rennen – mit allem, was man da an Belastungen so mitkriegt“.
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