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Grande Casino in Lonigo

Für Kevin Wölbert war der Kampf um den letzten Grand Prix-Challenge-Platz eine Mischung aus Chaos und Krimi. Kurz vor seinem Geburtstag blickt er auf die WM-Qualifikation in Lonigo zurück – und auf das Heimrennen in Ludwigslust am Sonnabend voraus.


Fünf Mann punktgleich – „ich habe gehört, das gab’s zuletzt 1992“, lacht Kevin Wölbert nach der WM-Qualifikationsrunde in Lonigo.


Das angehende Geburtstagskind aus Heidhof hat aber auch gut lachen. Schließlich hat er sich am Pfingstwochenende in Italien für die Grand Prix-Challenge, also die letzte Vorstufe vor der WM 2026, qualifiziert – trotz reichlich Turbulenzen.


Die Bahn in Lonigo war im Winter bei sintflutartigen Regenfällen unterspült worden. Seitdem brechen immer wieder ganze Platten aus der Deck- und auch aus der Tragschicht der Piste heraus. Paco Castagna reiste daher als Lokalmatador mit einem klaren Heimvorteil zur WM-Qualifikation an – in der Kevin Wölbert der einzige Deutsche im Feld war. „Paco hatte vorher schon gesagt, dass die das eine oder andere Problem mit dem Bahndienst haben“, erinnert sich Wölbert. „Innen sind dann auch ein oder zwei Löcher aufgebrochen. Das war mehr ein Geruckelt als ein Fahren. Und Paco hat die Ruckler mitgenommen und damit den Einen oder Anderen ausgetrickst.“

Es ist 30 Grad, und du fährst noch einen Lauf und noch einen und noch einen. – Kevin Wölbert

So in Lauf 5 auch Wölbert – der sich immer noch grämt, dass er wegen der Rumpelei zwei Mal von der inneren Linie abgekommen sei. „Zwei Punkte habe ich locker verschenkt; wenn man ganz genau hinguckt, sogar eher drei. Und nur mit einem einzigen Punkt mehr wäre uns diese ganze Stechenfahrerei erspart geblieben.“


So aber schließt Wölbert durch seinen ersten Laufsieg im letzten Heat zu Castagna, Nicolas Covatti, Jakob Thorssel und Rohan Tungate auf. Jeder aus dem Quintett hat neun Punkte, man liegt gemeinsam auf dem fünften Gesamtrang – dem letzten, der zur Teilnahme an der Challenge in Holsted im August berechtigt. „Dann ging es drunter und drüber“, bilanziert Wölbert. „Keiner hatte einen Plan, wie da was vonstatten gehen soll.“


Schließlich werden drei Stechen ausgelobt, quasi noch mal ein Miniwettbewerb mit gesondeter Punkteaddition nur für die Serie der Stechen und mit einem Finale der vier Punktbesten aus dem Quintett. Der Sieger des Finales kriegt den letzten Challenge-Platz in Holsted.


Nach erfolgreicher WM-Qualifikation startet Kevin Wölbert am Samstag als einer der Favoriten beim Karl-Heinz-Podeyn-Pokal in Lulu. Foto: Tony Schröder
Nach erfolgreicher WM-Qualifikation startet Kevin Wölbert am Samstag als einer der Favoriten beim Karl-Heinz-Podeyn-Pokal in Lulu. Foto: Tony Schröder

Wölbert stürzt gleich in seinem ersten Stechen. „Ich habe mich da in der ersten Kurve irgendwie mit Paco gehabt und hatte einen Aufsteiger. Da dachte ich, ich bin raus – und war schon umgezogen, auch die Motorräder waren schon eingeladen, als ich dann plötzlich wieder aus der Umkleide rausgeholt worden bin. Ich wurde von Mateusz Cierniak angezogen und trug sogar einen von dessen Handschuhen; wenn dessen Mechaniker und der Mechaniker von Francis Gusts mir nicht geholfen hätten, dann wäre ich fürs zweite Stechen niemals rechtzeitig fertig geworden.“


Die Jury hat den Fahrern nämlich nicht klar mitgeteilt, dass es noch mal eine Miniausscheidungsserie gibt. „Wir haben uns alle maßlos aufgeregt“, gesteht Wölbert: „Es sind 30 Grad, und du fährst noch ‘nen Lauf und noch ‘nen Lauf und noch ‘nen Lauf.“


Den entscheidenden gewinnt Wölbert vom blauen Startplatz vor Castagna und Covatti. Damit stößt er zu Erik Riss und Kai Huckenbeck, die sich wenig später in Abensberg für die Challenge qualifizieren – und seine Eingriffe an Motor und Zündung nach dem vorigen Ligarennen in Landshut, wo er ein Mal wegen Zündungsproblemen ausgefallen war. „Ich habe auf dem Weg nach Italien noch was am Motor umgebaut, war noch bei Anton Nischler“, seinem Tuner. „Da haben wir eine Kleinigkeit am Motor verändert – und vor allem eine neue Zündung eingebaut.“


Mit den PVL-Zündungen sei es hin und wieder ein Vabanquespiel. „Du merkst nicht direkt, wenn sie kaputtgehen. Du fährst ganz normal – und hast plötzlich einfach nicht mehr die Power. Dann fährst du nur noch mit 80 Prozent Leistung rum, ohne dass sich das vorher angekündigt hätte. Manchmal ist es besser, die Zündung aufs Geratewohl hin zu wechseln.“ Dass er in Lonigo mit der neuen, auf vollen Schub gepolten Zündung gefahren sei, sei auch einer der Gründe für jene Fahrfehler gewesen, die ihn zwei Mal von der innen Ideallinie hätten abweichen lassen: „Ich hatte plötzlich wieder die volle Leistung vom Motor – da musste ich meinen Fahrstil erst wieder drauf einstellen.“


Am Sonnabend ist Wölbert als Geburtstagskind beim Karl-Heinz-Podeyn-Pokal auf seiner Heimbahn in Ludwigslust am Start - in einem reichlich homogen besetzten Fahrerfeld, das einen höchst spannenden Verlauf verspricht. Allerdings macht Wölbert sich ein bisschen Sorgen, dass die Bahn wegen der Trockenheit der letzten Sommertage hart und mit wenig Überholmöglichkeiten daherkommen wird. „Ich war gestern noch auf der Bahn“, verrät er. „Die zwei Tage Regen zuletzt merkst du nicht, die sind im Belag quasi nicht angekommen. Die Bahn wird nicht hart, die ist schon hart. Man kann nur hoffen, dass sie genug Wasser fahren – und dass es nicht zu staubig wird.“

 
 
 

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