Grohmann beendet Nationalteamsponsoring
- Norbert Ockenga
- vor 2 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Die deutsche Nationalmannschaft verliert einen ihrer wichtigsten Partner. Denn Jörg Grohmann zieht Konsequenzen und konzentriert sich auf die EM in Güstrow und andere Partnerschaften abseits des DMSB.
Es gärt weiter. Nach vielen erfolglosen Auftritten der deutschen Nationalmannschaft in der ersten Saisonhälfte setzt es nun die erste Konsequenz: Einer der Sponsoren beendet zum Saisonende seine Kooperation.
Dabei handelt es sich um Jörg Grohmann. Der Güstrower ist seit Jahren einer der größten Förderer des deutschen und internationalen Speedway- und Bahnsports, etwa als Partner von Erik Riss, aber auch Robert Lambert und Bartosz Zmarzlik. Und der Versicherungsmakler ist am heutigen Samstag auch Hauptsponsor der SEC, also der Speedway-EM, in seiner Heimatstadt Güstrow.
Grohmann gehörte gemeinsam mit Lothar Koopmann, Christian Brunkhorst, Jürgen Baumgarten und Burkhard Timme über deren jeweiligen Firmen zu einem Sponsorpool der deutschen Nationalteams. Baumgarten – der auch lange im Eisspeedway aktiv war und etwa Megatalent Wjatcheslaw Nikulin aus dem Korsett des russischen Betonkopfverbands befreit und nach Deutschland gelotst hat – hat Teile seiner Firma verkauft. Der neue Besitzer hat kein Interesse am Bahnsport und steigt deswegen aus.
Ich habe in den letzten Jahren keine Entwicklung gesehen. – Jörg Grohmann
Nun geht dem Team in Grohmann ein weiterer Eckpfeiler von der Fahne. „Ich beende meine Unterstützung für die Nationalmannschaften. Der Hauptgrund ist meine Unzufriedenheit beim Fortschritt und bei der Entwicklung des Bahnsports in Deutschland. Die Unterstützung des Verbandes für den Bahnsport als Randerscheinung fehlt komplett“, begründet Grohmann. „Ich habe da in den letzten drei Jahren keine Entwicklung gesehen. Jeder macht und entscheidet, wie er will. Da spiele ich nicht mehr mit. Ich hatte einen Dreijahresvertrag, den verlängere ich nicht. Es ist ein Verpuffen von Geld, wenn die Fahrer allein entscheiden, bei welchen Rennen sie fahren – und wir dann mit der vierten Garnitur in Elgane antreten. Ich kann die Fahrer verstehen, dass sie nicht draufzahlen möchten. Aber da ist dann der Verband gefragt, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.“

Grohmann verhandelt schon mit den Rechteinhaber der englischen Nationalmannschaft über eine Partnerschaft, fördert aber auch weiterhin in Deutschland. Aber gezielter. Riss kann weiter auf den Güstrower als Partner zählen. Auch die Kooperation mit One-Sport, den polnischen Ausrichtern der EM, geht weiter. Sie schlägt sich heute Abend in einer großen Präsenz des Versicherungsmaklers beim zweiten EM-Lauf 2025 im Güstrower Stadion an der Player Chaussee nieder: „ Ich bin in Güstrow zum achten Mal Hauptsponsor bei der EM. Das war ich auch schon bei der SEC in Pardubitz und auch fünf Mal bei der U21-WM, als One-Sport die noch ausgerichtet hat. Meine Zusammenarbeit mit One-Sport läuft seit 2017, als Robert Lambert zum ersten Mal in Güstrow gefahren ist – und sie hat immer tadellos und partnerschaftlich funktioniert.“
Beim zweiten Durchgang der Europameisterschaft heute in Güstrow reist Patryk Dudek als Führender vor Titelverteidiger Andrej Lebedews an, in Kai Huckenbeck und Norick Blödorn sind zwei Deutsche als Gaststarter auf Wildcardplätzen dabei. Der EM-Lauf im Stadion des Bundesligameisters beginnt am Sonnabend um 20 Uhr, die Stadiontore werden um 17 Uhr aufgeschlossen.
Auch für den deutschen Nachwuchs engagiert er sich weiter – zunächst als Strippenzieher für eines der größten Talente des Landes überhaupt. „Carlos Gennerich wird unterstützt von Dirk Krause mit seinem Fuhrbetrieb aus Rostock. Ich habe als Mittler und Koordinator den Kontakt zu Tuner Ashley Holloway hergestellt. Für die neue Saison werden Dirk Krause und ein weiterer Partner einen neuen Ash-tech-Motor zur Verfügung stellen."
Im Programmheft des Güstrower EM-Rennens heute Abend wird die ganze Geschichte stehen, wie Grohmann überhaupt zum Bahnsport gekommen ist. Wie er 1973 als Knirps mit dem Papa erstmals zum Speedway gegangen sei, wie ihm aber erst im Laufe der Zeit zuerst die Faszination und später auch das Potenzial des Sports, aber auch die Notwendigkeit und Abhängigkeit von Sponsoringunterstützung klargeworden sei – und wie er den Sport auch als ein Teil des Geschäftsmodells seiner Versicherungsagentur nutzt.
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