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Happy Camper

Wie passiert eigentlich genau beim alljährlichen Trainingscamp der polnischen Ekstraliga in Thorn?


Das Ekstraliga-Camp ist so etwas wie ein Bewerbungscamp für die größte Speedwayliga der Welt – und eine Notwendigkeit für die Ligabetreiber aus Polen. Denn zwar wollen viele Drifter in Polen fahren. Doch die Trainer tun sich zusehends schwer, aus der Flut der Anfragen junge Fahrer rauszufiltern, die tatsächlich ins Anforderungsprofil passen.


Deswegen haben sie 2022 das Camp in Thorn an der Weichsel ins Leben gerufen – eine Einrichtung, bei der sie Schulung und Prüfung kombinieren. In diesem Jahr sind zwei Deutsche in der Halbliterausscheidung dabei gewesen: Mario Häusl und Tim Widera.


Widera allerdings musste sich schon nach den ersten Runden des Freien Fahrens mit einem Schlüsselbeinbruch abmelden. Auf seiner Facebookseite schreibt der Pfälzer aus Kaiserslautern: Kaum dass er den Crash bei der U21-DM in Wolfslake mit Prellungen und Abschürfungen überstanden hätte, sei er ihm nach verheißungsvollen ersten Proberunden in Thorn in der Startkurve das Hinterrad weggerutscht; er sei dabei so unglücklich auf eine Schulter gestürzt, dass er sich dabei ein Schlüsselbein gebrochen hätte.


Man lernt Starts, Fahrweise und Sitzposition besser. – Mario Häusl

Häusl hingegen konnte sich bei den beiden Rennen, die das Camp beenden, nachhaltig in Szene setzen: Zuerst gewann der 18-Jährige mit dem niederländischstämmigen Briten Ace Pijper den Paarcup, danach wurde er im Einzelwettbewerb Dritter. „Beim Einzelrennen habe die ersten drei Läufe gewonnen und im vierten Lauf den zweiten Platz gemacht“, blickt Häusl zurück. „Dann kam das Rennen mit dem punktgleichen Roman Kapustin, da ist mir der Motor hochgegangen. Wir standen am Start; das Band geht hoch, ich höre, wie mir der Motor hochgeht ist im Innenleben. Da sind die Ventile abgebrochen – haben wir im Nachhinein festgestellt.“


So wird Häusl hinter Kapustin und dem Dänen Thomas Kring Dritter. Doch nicht nur um die reinen Resultate ging’s in Thorn: „Man lernt Starts, Fahrweise und Sitzposition besser.“ Denn die beiden Rennen sind eingebettet in eine Art Speedwayfortbildungskurs und -perfektionstraining.

Mario Häusl überzeugte beim Ekstraliga-Camp im polnischen Thorn. Foto: Speedway Ekstraliga Camp
Mario Häusl überzeugte beim Ekstraliga-Camp im polnischen Thorn. Foto: Speedway Ekstraliga Camp

Los geht’s für alle Absolventen mit dem Besuch eines Ekstraligaheimrennens von Apator Thorn am Sonntag. „Der erste Tag des eigentlichen Trainingscamps ist immer montags“, schildert Häusl, der heuer schon zum zweiten Mal dabei war. „Da gehen die Fahrer auf die Bahn, um ihr Setup zu finden und mit der Bahn zurechtzukommen. Da wird noch nichts gemacht außer dass die Fahrer frei trainieren können. Und sie kriegen auch die ersten paar kleinen Tipps, wie zum Beispiel ‚setz Dich so-und-so hin am Start oder in der Kurve.‘ Dienstags lassen sie einen die ersten Runden erstmal so fahren lassen, damit jeder wieder in die Bahn reinkommt. Dann bauen sie Pylonen in einer Kurve auf. Man soll eine Runde innen fahren, die nächste nur außen – und die dritte Runde außen anfahren, dann mit einem spitzen Knick nach innen reinziehen. Sodass man außen reinfährt, den Schwung mitnimmt und dann aus der Mitte der Kurve mit Geschwindigkeit rauskommt. Dazu wird auch das noch mal ganz gezielt mit einem Start geübt. Da stehen wir alle auf Start/Ziel und bekommen gesagt, wie wir uns beim Starten verbessern können.“


Allerdings gibt es nicht nur praktische Fahrstunden, sondern man paukt auch Theorie. „In der Früh’ ist immer ein Treffen im Büro im Stadion. Da erklären sie uns noch mal mit einem Bild von der Bahn, wie wir fahren sollen. Beim eigentlichen Training sind wir dann meistens zu zweit, ganz selten mal zu dritt auf der Bahn. Da wird auch erklärt, dass man nicht immer mit Geschwindigkeit reinfahren muss, sondern die Maschine auch mal locker-entspannt reinlassen laufen kann, wenn man von außen nach innen reinfährt – damit man dabei nicht zu hektische Bewegungen auf der Maschine macht.“


Die abschließenden Wettbewerbe sind naturgemäß das, auf das alle schauen. Auch die Trainer der Ekstraligavereine. Die werden vorm Paarrennen aktiv: „Sie suchen sich die Fahrer aus. Dann läuft es ganz normal ab wie ein Teamrennen. Die Sieger bekommen am Ende der Woche, also am Donnerstag, eine Trophäe“, beschreibt Häusl. „Donnerstags ist das Einzelrennen. Da sind auch meistens alle Trainer da. Das läuft ab wie ein ganz normales Rennen. In der Abschlussgala werden die alle Teilnehmer des Camps geehrt, mit Pokalen und einer Teilnahmebescheinigung. Die ersten 3 kriegen zusätzlich noch extra Pokale und Geschenke: Als Dritter habe ich eine Uhr geschenkt bekommen. Der Erste bekam ein Gratistuning von Ashtech und einen Anzug von Meininger.“

 
 
 

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