Heiße News aus der Motoarena
- Norbert Ockenga
- 1. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Wie ist das Training am Mittwoch gelaufen? Was steht für den zweiten Hauptrundenabend der Paar-WM zu erwarten?
Mark Lemon gibt eine klare Marschroute aus. Die Australier, sagt ihr Teammanager nach dem Training am Mittwochnachmittag, gingen „Horses for Courses“ vor: „Wir werden alle drei Fahrer durchrotieren. Das ist unsere normale Taktik für das Speedway der Nationen. Denn so können wir schauen, wer sich leistungsmäßig fürs Finale am Sonnabend empfiehlt – und gleichzeitig allen Dreien die Möglichkeit geben, sich die nötige Vorbereitungszeit auf der Bahn zu holen.“
Brady Kurtz, Jack Holder und Jason Doyle sind die klaren Favoriten auf den Gruppensieg am Mittwochabend beim zweiten Hauptrundendurchgang. „Wir müssen unsere Augen wohl vor allem auf die Dänen und die Franzosen richten“, analysiert der 55-Jährige am Mittwochnachmittag. „Aber die Finnen sahen im Training auch enorm eindrucksvoll aus.“
Deren Teammanager Appe Mustonen, ein ehemaliger Langbahnstar und heute Erster Vorsitzender des MSC Varkaus, rückt gerade: „Das Training war für alle drei unserer Fahrer sehr gut. Jesse“ – sein jüngerer Bruder – „ist zum allerersten Mal hier, er war der Schnellste unseres Teams vor Antti Vuolas.“ Dieses Duo wird für die Finnen auch das Einsatzpaar des Abends werden, Reservist Tero Aarnio ist nur für den Notfall eingeplant. Da sowohl Vuoals als auch Jesse Mustonen das Jahr über von Verletzungen verschont worden seien, geht Aki-Pekka Mustonen davon aus, dass beide „alles unter Kontrolle“ hätten. „Die Bahn ist allerdings sehr glatt, und unsere Jungs mögen es lieber, wenn’s tief ist.“
Mustonen vertraut auf einen Motor des Tuners Robert Barth aus Memmingen. Den hatte er nicht nur bei den letzten Bundesligarennen mit Stralsund im Rahmen – sondern auch in jenem seiner Langbahnmaschine bei der Team-WM in Vechta. „Denn dort“, sagt sein Bruder, „war es auch so glatt und schnell, dass wir uns entschieden haben, da mit einem Speedwaysetup auszurücken. Und damit waren wir in Vechta ja auch richtig schnell.“
Die Glätte der Bahn veranlasst Mustonen zur Prognose, Australien, Dänemark und Tschechien seinen die Anwärter auf die ersten drei Positionen. „Wir können gegen die Franzosen und die Ukrainer und vielleicht Argentinien um Rang 4 kämpfen.“ Und der vierte Rang spült das Team dann in jenes Stechen um den letzten Finalplatz, das Deutschland am Vorabend gegen Lettland verlor.
Wir werden alle drei Fahrer durchrotieren. Das ist unsere normale Taktik. – Mark Lemon
Tschechien ist ein Fragezeichen. Denn Vaclav Milík jr. ist nicht unbedingt gut drauf, soll aber trotzdem zunächst vor Adam Bubba Bednář den Vorzug erhalten. „Milík ist noch nicht so der Alte; der ist noch nicht so ganz fit nach seiner Verletzung, weil er so lange im Krankenhaus lag“, weiß Frank Conradi, der als Mechaniker von Bubba Bednář Insideeinblicke ins tschechische Lager hat. „Zdenek Schneiderwind“, der Teammanager, „wird kurzfristig entscheiden, wen er fahren lässt – und ob er alle 3 einsetzen wird.“
Das Training ließ das Pendel zugunsten von Bubba Bednář schwingen. Der Junior war um eine Zehntelsekunde schneller als Milík. Und auch um eine Hundertstel flotter als Grand Prix-Fahrer Jan Kvěch.
Die Bahn wird sich am Abend in einem anderen Zustand präsentieren als am Dienstag. „Die Bahn war rutschig. Aber sie wird nicht so viel Wasser in sich haben“, erwartet Lemon. „Denn es ist nicht so kalt heute wie gestern.“ Und auch die Luftfeuchte ist nicht so hoch.

Zudem hat der Bahndienst sie am Nachmittag ein Mal mit der Egge aufgegrubbert – dann zwar wieder zugefahren und gewalzt, dazu Wasser gefahren. Dennoch wird erwartet, dass sich mehr Linien als nur der Griff brutal weit außen bilden werden, wie ihn Dan Bewley am Dienstagabend beinahe im Motocrossstil mit Anliegern ausgenutzt hatte.
Zwar wird außen weiterhin der schnellste Weg sein, doch die andere Art der Vorbereitung soll mehr Paarfahren ermöglichen. Auch für Nationen hinter den Paarprimussen Australien und Dänemark. Aber dennoch warnt Lemon, werde es sehr glatt werden. Es sei „not like the Torun of old“, also nicht wie das altbekannte Thorn, sondern für alle „a fresh environment racing here in October“ – Neuland, so spät im Herbst dort zu fahren.
Kurtz fehlt es im Lager der Favoriten im Vergleich zu Jason Doyle und Jack Holder zwar an Rennerfahrung in Thorn. Dennoch geht Lemon davon aus, dass alle drei Aussies auf Augenhöhe unterwegs sind. Auch ohne vorheriges Sondertraining oder teamzusammenschweißende Maßnahmen. „Das haben wir nicht nötig. ‚We don’t beat around the bush.‘“
Polen nahm mit zwei Fahrern ebenfalls am Training heute teil. Nur der frischgebackene Europameister Patryk Dudek, werdender Vater, verzeichnete: Er fährt als Stammpilot vom neuen Meister Apator Thorn eh’ jede Woche in der Motorarena, und Polen hat am Sonnabend dazu noch ein Teamtraining.
In den offiziellen Zeitenlisten des Trainings vom Nachmittag tauchten die Polen, da faktisch außer Konkurrenz, nicht auf. Leon Madsen wurde dort über eine fliegende Runde als Schnellster gestoppt, 18 Hundertstel vor Jack Holder und eine knappe Zehntel vor Mikkel Michelsen, dahinter Juniorenweltmeister Nasar Parnitski mit 0,18 Sekunden Rückstand.
Inoffiziell aber war Bartosz Zmarzlik Schnellster und Eindrucksvollster.
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