„Ich dachte erst, das wäre ein Fake“
- Norbert Ockenga
- vor 4 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Kurz nach der kruden Pressearbeit der Nationalmannschaft verblüfft Kevin Wölbert mit einer spektakulären Medienpräsenz, die dem ganzen Sport richtig etwas gebracht hat. Was steckt dahinter?
Es ist wie ein Fingerzeig. Ausgerechnet in den Tagen nach der Kontroverse um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum WM-Titel der deutschen Junioren platzt völlig unerwartet eine Bombe: Im neuen „Playboy“ steht eine Geschichte über Speedway.
Und ausgerechnet Kevin Wölbert ist Aufhänger der Geschichte – jener Fahrer also, der der deutschen Erste-Herren-Nationalmannschaft bereits beim DM-Finale 2024 einen Korb gegeben hat und sich deswegen den Groll des Teammanagements zugezogen hat.
Damit ist Wölbert in Sachen Öffentlichkeitsarbeit der Coup des Jahres gelungen, eigentlich sogar des Jahrzehnts. Denn in „Playboy“ zu kommen, ist einer der Ritterschläge, die man in der deutschen Publizistik überhaupt nur kriegen kann.
Natürlich ist das Hochglanzmagazin wegen seiner besonders guten Aussicht verschrien. Doch wer sich in der Branche auskennt, weiß: Die Redaktion ist auch bekannt dafür, in den Geschichten abseits der Coverstorys besonders hohe journalistische Maßstäbe anzusetzen. Der „Playboy“ ist auch deshalb geschätzt, weil seine Reportage sogar für Volontärtrainings – also quasi die Berufsschule für Redakteure – als positive Lehrbeispiele herangezogen werden.
Die sind auf mich zugekommen. Ich dachte erst, das wäre ein Fake. – Kevin Wölbert
Für Speedway und Bahnsport ist die Präsenz in der Zeitschrift wertvoller als alles Andere, was sich in diesem Jahr getan hat – auch und erst recht im direkten Vergleich mit der medialen Ausbeute nach dem Junioren-WM-Titel Thorn: Der „Playboy“ spricht eine Zielgruppe an, die Speedway nur in absoluten Ausnahmefällen kennt. Weil aber nicht nur der Text, sondern auch die Fotos und das Layout – also die Optik der sechs Seiten langen Geschichte – hochwertig sind und die Dramatik und das Spektakel des Sports perfekt transportieren, ist zumindest klar: Wer im „Playboy“ zum ersten Mal mit Speedway in Berührung kommt, wird in die Geschichte und damit auch in den Sport reingezogen.
Wie aber ist es überhaupt zu dieser verblüffenden Geschichte gekommen? Kevin Wölbert antwortet: „Die sind auf mich zugekommen. Ich dachte erst, das wäre ein Fake. Aber dann haben sie sich noch Mal gemeldet – dass das nicht so sei, auch wenn sich das vielleicht kurios anhört. Dann ging das zügig vonstatten: Telefonat, Treffen und und und.“

Die Produktion ist schon ein Weilchen länger im Kasten. „Das haben wir alles ein bisschen zurückgehalten, weil nicht feststand, wann genau die Ausgabe rauskommt.“
Jetzt ist sie im Handel. Und passender Weise ist die Speedwaystory auch noch integriert in ein Heft, das sich auch anderweitig um Autos und Motorsport kümmert. So gibt es eine Reportage aus Südafrika zu lesen, wie sich der Ford Ranger Raptors für die Rallye Dakar fährt. Das Heft wird also von Männern gelesen werden, die sich eh’ für Autos und Sport interessieren – da fällt die Vorstellung von Speedway als neue Alternative auf besonders fruchtbaren Boden.
Dass es nun gerade ein Artikel über die Marathon-WM ist, der die Wölbert’sche Speedwaystory flankiert, ist besonders brisant. Denn am Dienstag wird hier auf der Website in der dann nächsten Folge der Analyse über die Malaise der Pressearbeit im Speedway und nach dem Paar-WM-Titel ausgerechnet die Marathon-WM als Gegenbeispiel ins Felde geführt, wie es besser geht.
Wölberts Story zeigt ein Mal mehr: Es sind immer Einzelaktionen, die den Sport in die Öffentlichkeit bringen; derer Beispiele gibt es viele, sie alle legen aber auch den Finger in die Wunde: Um wirklich etwas zu bewirken, bräuchte es eine konzertierte Aktion, eine geplante und strukturierte Öffentlichkeitsarbeit, die dann auch nachhaltig wirkt.
Der „Playboy“-Auftritt ist nicht nur wegen seines redaktionellen Umfeldes und seiner Zielgruppe so wertvoll für den Sport. Sondern auch wegen seiner Auflage. Der Einzelverkauf über Grossisten und Bahnhofs- sowie Flughafenbuchhandlungen wird bei allen Zeitschriften für jede Ausgabe neu berechnet und eingesteuert. Beim „Playboy“ liegt die verbreitere Auflage bei gut 152.000 Exemplaren, die verkaufte inklusive Abos bei gut 80.000.
So viel würde der Bahnsport nicht Mal erreichen, wenn er konsequent in alle anderen motorsportaffinen Medien mit eingebunden werden würde. Und das wäre der nächste Schritt, weit vor „Playboy“ und Co. Wölbert urteilt zurecht über seine Geschichte: „Das ist eine coole Sache, sechs Seiten. Ich finde das ganz cool für den Sport.“
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