Jetzt spricht der Veranstalter
- Norbert Ockenga
- vor 3 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Was sagt eigentlich der Klub, der das Abbruchrennen von Wolfslake veranstaltet hat, zu den vielen Diskussionen und Diskrepanzen?
Elmo Schröder sitzt am Sonntagabend vorm Computer. Der Sportleiter des Speedwayteam Wolfslake lädt all’ jene Dokumente hoch, die ein Verein nach einem Rennen zur Verfügung stellen muss: ein Abschlussbericht an den DMSB etwa, einen an die Versicherung – auch Speedway hängt längst im Würgegriff der Bürokratie.
Dabei lässt Schröder die Gedanken schweifen. 400 Zuschauer haben fürs Finale der Deutschen Juniorenmeisterschaft für Fahrer, die höchstens 21 Jahre alt sein dürfen, den Weg nach Wolfslake gefunden – zu wenig, um als Verein mit dem Rennen finanziell gut zu fahren. Und dann auch ein höchst umstrittener Abbruch nach nur 12 Läufen, weil die Bahn zu gefährlich sei. „Mit solchen Sachen“, weiß Schröder, „kann man sich ganz schnell den Ruf versauen.“ Drum betont der umtriebige Funktionär auch: „Wir hätten die Veranstaltung durchgezogen. Aber der Schiedsrichter und der Rennleiter wollten nicht die Verantwortung übernehmen. Der Schiedsrichter hat am Ende gesagt, er könnte es nicht verantworten. Uns als Verein waren die Hände gebunden.“
Als Schiri war Lars Illgner, als Rennleiter Florian Kinter und als Sportkommissar Sascha Dörner im Einsatz – der auch einer der beiden Teammanager der deutschen Speedwaynationalmannschaft ist.

Nach einer Reihe von Stürzen und einigen Fahrern, die sich abgemeldet hatten, kam der Schiedsrichter laut Schröder zu dem Entschluss abzubrechen. „Durch die Verzögerung wurde es später und später. Er hat gesagt, wenn wir zu Ende fahren, wird es auf 24 Uhr hinauslaufen“, rekapituliert Schröder. „Zu mir ist kein Fahrer gekommen, um sich zu beschweren, dass es zu gefährlich geworden sei. Du stehst als Rennleiter immer in der Verantwortung – und diese Verantwortung will keiner mehr übernehmen. Die Fahrer konnten das nicht verstehen; die meisten wollten weiterfahren.“
Als neuralgischer Punkt hatte sich die Fahrerlagerkurve der Bahn am Berliner Ring herausgestellt. Dort brach die Piste auf und wurde rumpelig. „Es gab zwar etwas Regen vorher, aber davor auch eine lange Trockenheit. Das hat der Bahn ein bisschen zugesetzt; sie war ein bisschen ausgetrocknet“, erläutert Schröder. „Wir haben die Bahn so vorbereitet wie immer. Manchmal durch die Sonneneinstrahlung und Hitze wird das Material extrem belastet, und dann brechen solche Schollen auf.“
Wir hätten die Veranstaltung durchgezogen. Aber uns waren die Hände gebunden. – Elmo Schröder
Der Sportleiter gründelt bei der Ursachenforschung aber noch tiefer – bis hin zur Zusammenstellung des Fahrerfelds. „Da sind gute Fahrer außenvor geblieben, die ins Feld gehört hätten – Marlon Hegener, Ben Iken, Carlos Gennerich und Manuel Rau etwa. Das Ausschlag Gebende war, dass die Fahrer NBM-Rennen fahren müssen, um für die U21 nominiert werden zu können.“ Das haben aber einige Fahrer mit Verpflichtungen sowohl in der polnischen als auch der dänischen Liga nicht, weil es zu viele Terminüberschneidungen gegeben hätte. „Aus diesem Grund wurden Fahrer nominiert, die von der Leistung her noch nicht da sind, wo sie sein müssten. Die hatten schlecht und einfach Probleme rumzukommen. Die sind mit den Bedingungen nicht klargekommen."
Hat also die Nominierungspolitik des Verbandes ihren Teil dazu beigetragen, dass das Leistungsgefälle im Feld zu groß war – und so die Stürze auf einer schwer zu nehmenden, aber lat Aussagen vieler Drifter eben nicht unfahrbaren oder gar gefährlichen Bahn provoziert?
Ein Argument, das im Schwange des Abbruchs ebenfalls mit waberte, lautet: Sichtprobleme bei einbrechender Dunkelheit. Schröder zieht die Brauen hoch: „Wir haben ein schwächeres Licht als andere Anlagen. Aber wir haben eine Bahnabnahme für Flutlicht bekommen. Wir haben die vorgeschriebenen mindestens 100 Lux erreichen können. Meistens ist es überall mehr, auch an den schlechteren Stellen. Vielleicht liegt es auch an unserem dunklen Bahnmaterial. Allerdings habe ich auch von einigen Fahrern gehört, die von Sichtproblemen nichts wissen wollten.“
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