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Wynant fordert Lehren aus Wolfslake

Jonny Wynant ist durch den Abbruch des U21-DM-Finales um seine letzte Titelchance in der Juniorenklasse gebracht worden. Der Niedersachse hofft, dass aus dem Heckmeck die richtigen Lehren gezogen werden.


Jonny Wynant macht zwei Mal Inventur. Das erste Mal am Sonntag nach dem Abbruch, dann noch Mal am Montag am Telefon. „Ich habe schon ein Mal im Kopf nachgezählt, auf wie viele ich komme, die auf jeden Fall weiterfahren wollten“, gesteht der 21-Jährige. Beim gemeinsamen Durchzählen kommt eine 8 raus – für die Anzahl derjenigen, denen die Bahn in Wolfslake fahrbar und sicher genug erschien, um das U21-DM-Finale durchzuziehen.


Wynant wiegelt ab: „Es ist ein Zwischending. Man muss auch die Verantwortung vom DMSB im Hinterkopf haben. Meiner Meinung war die Bahn befahrbar. Da es sich um eine DM handelt, hätte man das Rennen weiterlaufen lassen können.“ Und was machte die Piste überhaupt so grenzwertig? „Die Mischung aus dem Radius, der für viele Fahrer gewöhnungsbedürftig ist, und den Rillen. Auf einer Topbahn ist der Radius gut fahrbar. Aber weil man am Eingang und in der Mitte ein paar Löcher hatte, wo man die Fahrlinie verloren hat, ist es schwieriger geworden. Ich fand die Bahn top. Sie hatte ihre Macken und Löcher, aber sie war noch gut fahrbar. Und es gab auch einige echt spannende Rennen. Mein zweiter Lauf gegen Patrick Hyjek etwa war echt top.“


Ich den Meistertitel von Janek Konzack auf gar keinen Fall schlechtsprechen. – Jonny Wynant

Dennoch hat auch der Norddeutsche, der am Sonnabend mit Cloppenburg im Zweitligarennen in Meißen antritt, die Bedenken mitgekriegt. Sogar erste Reihe Mitte: Sein Bruder Carl musste sich verletzungsbedingt abmelden. Aber, rückt Jonny Wynant gerade, nicht weil er mit der Bahn nicht klargekommen wäre: „Carl hatte sich beim Motocrossfahren ziemlich zu Anfang des Jahres eine Hand gebrochen. Bei Schlägen aufs Handgelenk zieht’s dann noch mal richtig durch. Bei dem Fahrerfeld war’s ihm dann zu gefährlich, nicht dass er noch einen mitnimmt.“ Wynant macht eine kurze Denkpause: „Aber so ist es vielen gegangen. Jenny Apfelbeck etwa hatte auch schon vorher eine Rückenverletzung.“

Jonny Wynant – hier beim Zweitligaauftakt in Cloppenburg gegen Hannah Grunwald, Patrick Hyjek und Celina Liebmann – hatte in Wolfslake letztmals die Chance, Deutscher Juniorenmeister zu werden. Foto: Klaus Goffelmeyer
Jonny Wynant – hier beim Zweitligaauftakt in Cloppenburg gegen Hannah Grunwald, Patrick Hyjek und Celina Liebmann – hatte in Wolfslake letztmals die Chance, Deutscher Juniorenmeister zu werden. Foto: Klaus Goffelmeyer

Vor allem das Vorgehen vorm und beim Abbruch lässt Wynant die Stirn runzeln: „Da streiten sich ja die Geister. Ich fand’s einfach nur nicht sehr sportlich, dass man das ohne Rücksprache mit den Fahrern gemacht hat“, meint er. „Bei anderen Rennen auf schlechteren Bahnen hört man oft, die Fahrer beschweren sich dauernd und die Veranstalter wollen unbedingt, dass weitergefahren wird. Dieses Mal war’s genau andersrum: Alle um mich rum wollten weiterfahren, und dann wurden wir reingerufen. Da habe ich’s schon kommen sehen. Aber dass das dann einfach so verkündet wird…“


Wynant gilt als eines jener Opfer, die doppelt bestraft wurden: um die Chance gebracht, den führenden Janek Konzack im direkten Duell noch schlagen zu können – und das in seinem Fall auch noch in seinem letzten Jahr in der U21, also beim letztmöglichen Anlauf auf den Juniorentitel. „Mein Tag fing super an. Das erste Setup passte schon ganz gut. Nachher haben wir noch ein bisschen feiner gearbeitet, sodass der Speed aus Kurven raus besser und Strich ein bisschen sauberer wurde. Dann kam die Disqualifikation für einen Sturz von Ben Iken, für den der Schiedsrichter mich verantwortlich gemacht hat. Das war blöd gelaufen – da gab es einfach eine Situation und zwei Meinungen.“ Und wäre der bis zum Abbruch mit Maximum unbesiegte Konzack für Wynant schlagbar gewesen – so wie der 15-Jährige an dem Abend drauf war?


Das Nordlicht braucht nicht lange überlegen: „ Schlagbar ja. Aber ich will seinen Meistertitel auf keinen Fall schlechtsprechen: Er ist super um die Bahn gefahren an dem Tag; er wäre ein sehr harter Gegner geworden.“


Nach dem umstrittenen und unter den Fahrern heftig debattierten Abbruch hätte er noch ausgiebig mit Sportkommissar Sascha Dörner gesprochen. „Wir wollten besprechen, was man tun kann, damit sich so etwas nicht wiederholt. Mir war es wichtig, dass es durch dieses Rennen so eine Art Denkzettel gibt, damit die Kommunikation bei solchen Fällen künftig besser funktioniert.“


Auf den einzig sicheren Weg, für die erhoffte Neuaufnahme des Rennens zumindest auch sportrechtlich den ersten Schritt zu gehen, ist allerdings keiner gekommen: Irgendwer hätte noch am Abend Protest gegen die Wertung des Rennens einlegen müssen, um wenigstens die Fristen zu wahren. „Aber dafür haben wir wohl alle zu schwarz gesehen.“


Was Wynant auffiel: „Bei der Abschlussbesprechung haben einige Leute dann auch geschwiegen. Das müssen diejenigen gewesen sein, die sich zuvor über die Bahn beschwert haben. Denn alle, die was gesagt haben, wollten unbedingt weiterfahren.“

 
 
 

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