Die Sache mit Kirche und Dorf
- Norbert Ockenga
- vor 15 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Roberto Diener, der Vater vom neuen Deutschen Juniorenmeister Janek Konzack, ordnet den Titelgewinn und den Abend von Wolfslake ein.
Klar, in ein paar Monaten spricht keiner mehr davon. Dann wird Janek Konzack als einer der jüngsten Deutschen Juniorenmeister aller bisherigen Zeiten in die Annalen des Speedway eingegangen sein.
Doch noch bebt der Abbruch von Wolfslake nach – und auch die unterschwellige Einschränkung, Konzack sei das direkte Aufeinandertreffen mit seinen potenziell härtesten Gegner dadurch erspart geblieben.
Konzacks Vater Roberto Diener ist selbst einer der besten deutschen Bahnsportler gewesen, war im Nachwendedeutschland mit 15 selbst Dritter bei einer U21-DM – und kann mit der ganzen Mathematik in der öffentlichen Debatte nicht viel anfangen. „Neun Punkte musst du erstmal fahren in drei Heats. Janek hatte sehr schnelle Starts und ist auch gut gefahren“, betont Diener. „Unser Ziel war, auf seiner Heimbahn gut auszusehen. Einen Platz auf dem Podest hatten wir uns fest vorgenommen.“
Das war eine ganz normale Veranstaltung. Die Bahnverhältnisse waren völlig okay. – Roberto Diener
Deswegen hatte Konzack auch noch zwei Zusatztrainings in Wolfslake absolviert, das letzte unmittelbar nach dem Paar-EM-Lauf der 250er in Danzig. „Am Mittwoch, nachdem wir von Danzig gekommen sind, hatte Janek keine Schule. ich hatte die Motoren umgebaut“, blickt Diener zurück. „Da haben wir zusammen mit Paul Weisheit, der über den Veranstalter mit reingekommen ist, zweieinhalb Stunden trainiert.“ Von jener Kniffligkeit in der Fahrerlagerkurve, die sich später als Stein des Anstoßes für die ganzen Debatten entzünden sollte, habe man da noch nichts mitgekriegt: „Beim Training war die Bahn wesentlich trockener. Da waren nur ab und zu ein paar Schrittmacher drin. Aber das ist für uns normal. Wir meckern da nicht rum. Für uns sind das skandinavische Verhältnisse.“
Auch so, wie die Bahn sich während des eigentlichen Rennens präsentiert hat? Diener winkt ab: „Das war eine ganz normale Veranstaltung. Die Bahnverhältnisse waren für mich völlig okay.“ Über den Abbruch urteilt er: „Es ist eine Katastrophe; eine Fehlentscheidung von dem Schiedsrichter und der Rennleitung. Am Ende ist Wolfslake der Doofe. Denn irgendwas bleibt da automatisch am Verein hängen – auch wenn der selbst überhaupt nichts falsch gemacht hat.“

Sein Sohn hätte zur Fraktion jener gezählt, die trotz der Stürze vor Heat 12 hätten weiterfahren wollen: „Wir sind da hingefahren mit dem Ziel, uns gut zu präsentieren und vorn mitzufahren; er kennt das ja. Du musst halt ein bisschen fahren, ein bisschen Spuren lesen. Aber das musst du können, wenn du international mithalten willst. Ich kann der Bahn nichts schlechtreden. Es waren zwei oder drei Fahrer, die nicht fahren wollten. Aber dann sollen sie sich abmelden, das wäre ja kein Problem.“
Für Konzack ist das U21-DM-Finale das siebte Rennen auf einer Halblitermaschine gewesen. Beim Karl-Heinz-Podeyn-Pokal in Ludwigslust war der Jugendliche erstmals in einer internationalen Konkurrenz angetreten, nicht nur auf nationaler Ebene wie etwa mit Cloppenburg in der Zweiten Bundesliga. „Wir gehen unseren Weg selber und setzen mehr auf internationale Rennen, damit da die Zeit nicht vergeht. Wir wissen, wie der Stand der U16 in Dänemark und Polen ist – und da sind wir noch ein Stück von entfernt. Da müssen wir aufpassen, dass wir da den Anschluss finden.“
Deswegen trainiert Konzack inzwischen in Polen nicht mehr nur in Ostrowo, sondern ist auch Mitglied der Juniorenmannschaft von Lissa und wird dort ins Trainingsprogramm eingebunden. Mit der Konsequenz, dass sein Vater vor Wolfslake damit rechnete: „Man hat zwei, drei Titelanwärter gehabt. Janek habe ich sehr weit vorn gesehen, weil er sich sehr stark entwickelt hat.“
Ein Problem verortet Diener – wie viele Andere – in der Homogenität des Fahrerfeldes. „Das Niveau war sehr gemischt. Da sind auch Fahrer nominiert worden, die da nichts zu suchen hatten – einige Anfängerfahrer. Auf der anderen Seite haben Leute gefehlt, die in der U21 eine große Rolle spielen könnten – wie Marlon Hegener oder Carlos Gennerich. Der hätte da vom Fahrerischen her auf jeden Fall reingehört.“
Von den Hochrechnungen, die leichteren Gegner in den ersten drei Läufen und der dann folgende Abbruch hätten Konzack quasi den Titel beschert, lassen die neuen Meister sich kein Wasser in den Wein kippen. „Da habe ich meine eigene Philosophie. Das Heatschema ist nun mal da. Man kann nicht vorausgucken. Sich im Nachhinein hinzustellen und irgendwas auszurechnen, das ist sportlich komplett falsch“, rückt Diener gerade. „Man muss da mal ein bisschen die Kirche im Dorf lassen. Es hätte ja auch einen Abbruch etwa wegen des Wetters geben können. Das ist so n bisschen typisch Deutsch, diese Träumerei.“
Der jüngste Deutsche Meister ist Konzack übrigens nicht: Er wird dieses Jahr 16 – während Michael Härtel im Jahr seines U21-Titelgewinns gerade erst 15 geworden war.
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