Knappe Kiste
- Norbert Ockenga
- vor 19 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Belle Vue hat am Montagabend womöglich zu wenig vorgelegt, um die erste Playoffrunde zu überstehen.
Jaimon Lidsey gerät schier ins Schwärmen. „Wir haben“, lächelt der Australier von den Belle Vue Aces vorm Payoffhinkampf zwischen seinem Klub aus Manchester und Ipswich, „jetzt genau das Ende der Saison, über das wir schon das ganze Jahr über geredet haben.“
Die Fans der Belle Vue Aces sind bekannt dafür, in der entscheidenden Phase des Jahres stimmungsmäßig stets noch eine Stufe nachzulegen und amtlich lautstarken Fanatismus zu zünden, der das Stadion vor den Toren von Manchester zum Beben bringt. Die Aces reagieren darauf in aller Regel mit einer deutlichen Leistungssteigerung.
Das hat Manchester in den letzten drei Jahren zwei Mal den Meistertitel in der am härtesten umkämpften Liga der Welt gebracht. „Die Playoffs sind eine neue Saison“, sagt Lidsey. „Wir wissen alle genau, was wir können – und dass wir es alle packen können, die Aufgabe für uns im Rückkampf in Ipswich ein bisschen einfacher zu machen.“
Soll heißen: Ein Sieg mit möglichst hohem Vorsprung muss her, den man dann als Gewinnvortrag in den Donnerstagabend in Foxhall Heath mitnehmen kann – wo die Stimmung in den Playoffs auch jedes Mal deutlich frenetischer ausfällt als in der Vorrunde.
Doch das Vorhaben erfährt am Montagabend schon im ersten Lauf einen herben Dämpfer: Norick Blödorn, auf Nummer 2 hinter WM-Anwärter Brady Kurtz aufgestellt, scheidet im ersten Heat wegen Defekts aus, es gibt nur eine Punkteteilung. In Lauf 2 fährt Adam Ellis locker zum Sieg, sein Ipswicher Teamkollege Jason Edwards reiht sich nach einem Blitzstart dahinter ein – 5:1 für die Auswärtsmannschaft. Danach trotzen die Aces den Wisches noch zwei Unentschieden ab, liegen aber nach dem ersten Block 10:14 hinten.
Zach Cook und Lidsey gleichen nach dem Bahndienst mit einem 5:1 aus. Kurtz gewinnt im Rennen drauf, doch Blödorn wird da nur Letzter. Dan Bewley gewinnt Lauf 7, hinter ihm ringt Tate Zischke Dan Thompson nach zähem Kampf nieder – Belle Vue geht erstmals in Führung, 22:20 für die Mancunians.
Nach dem nächsten Bahndienst baut der Titelverteidiger aus dem Norden seinen Vorsprung mit einem weiteren 5:1 aus. Doch danach haut Ipswich die Bremse rein: Zuerst wehrt Tom Brennan alle Angriffe von Cook ab und gewinnt. Danach verhagelt Jason Doyle für Ipswich im Alleingang ein lange wahrscheinlich scheinendes 5:1 für Manchester: Kurtz führt lange vor Blödorn. Doch Doyle bleibt stoisch außen, baut im Griff immer mehr Schwung auf und powert auf der Gegengeraden mit dem Manöver des Tages an beiden Aces vorbei auf Platz 1.
Wir wissen, dass wir deutlich besser sein müssen. – Brady Kurtz
Doyle gewinnt auch das nächste Rennen, Heat 12, wo Ellis Jake Mulford für ein 4:2 hinter sich halten kann. In Lauf 13 bringt Bewley die Aces mit einem Sieg über Brennan noch Mal ein bisschen heran. Anschließend wird Ellis für Edwards eingewechselt und stellt in Lauf 14 ein Unentschieden sicher.
Im letzten Rennen des Abends bringt Ipswich Emil Saijfutdinow und Doyle. Die Nummer 3 der Witches kann sich zwischen die beiden Aces-Fahrer zwängen. Das letzte 4:2 sorgt dafür, dass Ipswich mit 48:42 gewinnt.

Brady Kurtz, dieses Mal am Maximum vorbeigeschrammt, nimmt’s lakonisch: „Sechs Punkte sind sechs Punkte. Das ist mehr als wir sonst Immer mitgenommen haben. Um die Playoffs zu überstehen, muss man immer das gewisse Extra geben. Das gilt für uns jetzt auch am Donnerstag. Da gibt es keine Umleitungen. Es ist alles drin. Wir haben in Ipswich schon einige gute Resultate hingelegt.“ Allerdings gerade in dieser Saison auch schon drei Niederlagen kassiert, davon im Knockoutcup sogar im Ausmaß eines veritablen Fiaskos. Brady will die Erinnerung daran abschütteln: „Wir müssen es nur ein einziges Mal auf den Punkt bringen – im Idealfall an genau diesem Donnerstag. Wir wissen, dass wir deutlich besser sein müssen als wir bei den letzten Malen da waren. Aber wissen auch, dass wir besser sein können.“
Vor allem die Fahrer aus dem zweiten Glied sind am Montagabend hinter den Erwartungen zurückgeblieben, so auch der Deutsche Meister Blödorn. „Die haben alle ihr Bestes gegeben. Ipswich ist ein schweres Team, weil deren Besetzung unten rum so gut sind. Das macht es für unsere Leute auf diesen Positionen der Aufstellungen schwierig“, relativiert Kurtz. „Sie wirkten heute in der Tat etwas saftlos. Aber sie werden alles daran geben, diesen Eindruck am Donnerstag zu korrigieren.“
Diese Analyse untermauert auch Ritchie Hawkins, der Teammanager von Ipswich: „Es gab am Abend viele 3:3-Resultate, bei denen unsere Jungs die hinteren Positionen belegt haben. Das zeigt und Kampfkraft und unsere wahre Qualität. Es gab viel Paarfahren, und wir hatten unsere Gehirnsoftware mit viel Rennintelligenz und Vernunft programmiert.“
Ich dachte immer das die härteste Liga der Welt in Polen wäre 🙂