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Kriegs-Erklärung aus Bayern

Martin Smolinski resümmiert, wie er in Marmande die Tabellenführung in der Langbahn-WM verlor.


Es ist ein Fazit wie ein Paradoxon: „Ich bin zufrieden, obwohl ich nicht zufrieden sein darf“, philosophiert Martin Smolinski nach dem zweiten Lauf zur Langbahn-WM. „Marmande ist immer eine technisch sehr anspruchsvolle Bahn. Seit meiner Hüftverletzung habe ich auf solchen Bahnen öfter Defizite bei meiner Haltung.“


Das ungewöhnliche Layout und der artige lehmige Untergrund spielen Hand in Hand, um Smolinski das Leben schwerzumache: „Ich habe immer noch eine künstliche Hüfte drinstecken und deswegen immer noch meine Beweglichkeits- und Kraftprobleme, wenn ich das Motorrad runterlege und dabei sehr tief runtergehen muss. Ich habe meinen Fuß immer sehr gern vor dem Motorrad. Da tue ich mich auf solchen Bahnen immer schwer.“


Das hätte er bereits im Training gemerkt – und das dann fürs Rennen, das am späten Abend unter Flutlicht stattfand, sukzessive ausgemerzt: „Im Training hat mein Motorrad sehr geschoben. Da tat ich mich schwer, die Maschine unter Kontrolle zu halten. Mein Team hat aber sehr gut gearbeitet, ich wurde vom Rennen zu Rennen immer schneller.“


Dennoch kam er in den ersten beiden Läufen nicht gut genug vom Start weg und schrieb jeweils nur einen Punkt. Auf seinen ersten Heatsieg musste Smolinski bis zum vorletzten Durchgang warten. Im letzten Heat hielt er Kenneth Kruse Hansen in einem sehenswerten Duell zwar hinter sich – doch langte der zweite Platz hinter Zach Wajtknecht schon nicht mehr, um den direkten Einzug ins Finale zu packen.


Ich bin zufrieden, obwohl ich eigentlich nicht zufrieden sein darf. – Martin Smolinski

Dazu hätte es nicht mal mehr gereicht, wenn Smolinski seinen zweiten Qualiheat vor dem Briten gewonnen hätte.


Also musste der WM-Tabellenführer und -Titelverteidiger in den Hoffnungslauf – und wurde dort hinter Chris Harris und Jordan Dubernard Dritter, verpasste so den Einzug ins Finale und leitete damit auch bereits den Verlust der WM-Tabellenführung ein: „Ich bin da vier Runden lang hinter dem Franzosen hergefahren. Da hätte ich ein bisschen mehr Risikobereitschaft bringen müssen. Man fährt einen halben Meter von der Bande weg; man ist wirklich am Limit unterwegs, da fehlte mir die Risikobereitschaft.“

Martin Smolinski holt erst im letzten Block vor Mathias Trésarrieu und Anthony Chauffour seinen ersten Laufsieg. Foto: FIM
Martin Smolinski holt erst im letzten Block vor Mathias Trésarrieu und Anthony Chauffour seinen ersten Laufsieg. Foto: FIM

Das Finale beobachtete Smolinski damit als Zaungast – und zeigte sich beeindruckt von der Leistung sowohl von Sieger Wajtknecht als auch vom zweitplatzierten Lukas Fienhage: „Zach Wajtknecht war eins mit seinem Motorrad: Er hat super Linien gefahren und hat’s außen laufen lassen – genau wie auch Lukas Fienhage.“ Die beiden, urteilt Augenzeuge Smolinski, hätten mit ihrer kontrolliert aggressiven Fahrt auf der äußeren Spur selbst dem als unerschrocken geltenden Chris Harris keine Chance gelassen: Bomber hätte nie Zugriff auf die äußere Linie bekommen und nie dorthin fahren könne, wo sein bevorzugtes Jagdrevier sei.


In der WM haben Wajtknecht und Exweltmeister Fienhage das Zepter übernommen; nach zwei von insgesamt nur vier Langbahn-Grand Prix in diesem Jahr wirken die Rückstände von Smolinski und Harris in acht respektive 10 Punkten auf den neuen Tabellenführer aus Bristol beinahe schon wie eine Vorentscheidung zu Ungunsten der beiden Routiniers.


Doch davon mag Smolinski nichts hören: „Ich habe jetzt acht Punkte Rückstand. Aber der Krieg ist erst beendet, wenn er aus ist.“

 
 
 

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