Meister zu verkaufen
- Norbert Ockenga
- vor 12 Minuten
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Im Geschacher um die Zukunft der britischen Ligalandschaft wird die nächste Eskalationsstufe gezündet.
Die Bombe platzt am Freitag um 18:51 Uhr. Genau da teilt Ipswich mit: Die Witches, also der Gesamtsieger der Premiership, stehen zum Verkauf. Promotor Chris Louis hätte sich nach einer Besprechung am Donnerstagnachmittag dazu entschlossen – und dass auch den anderen Veranstaltern der Premiership umgehend mitgeteilt.
Dahinter steckt das Ringen um die Zukunft von Erster und Zweiter Liga, also Premier- und Championship. Louis ist ein Verfechter zweier Ligen, notfalls auch nur mit fünf Vereinen im Oberhaus, doch hinter den Kulissen schwenkt die Meinung mehr zu einer großen Liga.
Mein Vater und ich haben 77 Jahre unserer Leben in den Verein gesteckt. – Chris Louis
Die Weichenstellung dafür läuft bereits. Alle bisherigen Zweitligavereine dürfen ab 2026 nur einen einzigen Fahrer mit einem Average von über acht Punkten im Aufgebot haben, dieses Jahr waren noch deren zwei erlaubt. Deswegen nimmt das Wechselkarussell Fahrt auf: Drifter, die bei den bisherigen Zweitligisten zu den Heatleadern zählten, orientieren sich neu. So wechselte etwa Danny King von den Redcar Bears zu den Plymouth Gladiators – weil die Mannschaft aus dem Vorort von Middlesbrough Charles Wright als Nummer 1 mit einem Average von über 8,00 behalten möchte, war für King bei den Bären kein Platz mehr.

King ist einer jener Fahrer, die in beiden britischen Ligen fahren: Er gehört auch zum Meisteraufgebot von Ipswich. Doubling-up – so heißt das im Fahrerlagerenglisch. Er bekennt offen: Nur wenn er für zwei Vereine fahren könne, rechne sich für ihn das Profidasein ohne Starts außerhalb Englands. Falle diese Möglichkeit weg, müsse er sich nach Vereinen im Ausland umsehen – was er wegen seiner Familie aber eigentlich nicht wolle.
Genau das Doppeln soll nach dem Willen der Ligarebellen wegfallen, weil es dem Ansehen des Sports in einer breiten Öffentlichkeit schade. Durch den Rücktritt von Louis eskaliert der Konflikt endgültig. Der ehemalige U21-Weltmeister und Superligafahrer des MC Norden bekennt, er hätte sich mit schwerem Herzen zu diesem Schritt entschieden, schließlich hätten sein Vater und er insgesamt 77 Jahre ihrer Leben in die Arbeit für die Ipswich Witches investiert. Aber die Dinge hätten sich so entwickelt, dass sie für ihn nicht mehr passten, krittelt Louis, deswegen sei die Entscheidung zum Verkauf des Vereins gefallen.



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