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Oranje wie verwandelt

Die Niederländer spielten bei der Langbahn-Team-WM am Samstag in Vechta keine Rolle – und wurden sonntags Gesamtzweite. Wie erklärt sich ihr dramatischer Aufschwung?


Es ist das Comeback des Doppelschlages. Am Samstagabend spielen die Niederländer beim Langbahn der Nationen in Vechta keine Rolle. Doch im Wiederholungstermin am Sonntagmorgen präsentiert sich Oranje wie ausgewechselt – und wird hinter den Favoriten aus Großbritannien Gesamtzweiter.


Die Analyse des Um- und Aufschwungs fördert zutage: Die Niederländer sind mit genau der diametralen Strategie ins Rennen gegangen wie die Deutschen. „Zu gewinnen“, berichtet Dave Meijerink, „war bei dieser Ausgangslage im Wettbewerb nicht die oberste Priorität; geschlossen Punkte zu holen war wichtiger. Und dass wir in jedem Lauf Zähler mitgenommen haben, hat uns letztlich ins Finale gebracht.“


Die Deutschen dagegen haben in Lukas Fienhage auf einen Hasen gesetzt, der bewusst auf Siege gepolt war – und auch auf Solofluchten. Mehr zu dieser taktischen Finesse von Teammanager Jörg Tebbe folgt in einem separaten, eigenen Podcast zur Langbahn-Team-WM in Vechta.


Dave Meijerink führt im Duell mit Finnland vor Jesse Mustonen, Mika Meijer und Romano Hummel. Foto: FIM
Dave Meijerink führt im Duell mit Finnland vor Jesse Mustonen, Mika Meijer und Romano Hummel. Foto: FIM

Die Niederländer, fährt Meijerink fort, hätten sich am Sonntag sogar einen harzigen Auftakt leisten können: „Wir mussten gleich zu Beginn gegen zwei Mitfavoriten ran, da haben wir ein paar Punkte liegenlassen.“ In der Tat: In Heat 1 warteten die Briten, in Lauf 6 die Deutschen. Die Engländer begannen mit einem Dreifachsieg, während Romano Hummel wegen Motorschadens ausschied. Für Deutschland gewann Fienhage, Stephan Katt und Mario Niedermeier setzten die außergewöhnlich kreative Tebbe’sche Taktik mit den Rängen 3 und 4 perfekt um und entwerteten damit die Summe aus zweitem Platz von Hummel, viertem von Meijerink und fünftem von Mika Meijer.


Wir sind typische Grasbahnfahrer. Darum war die glatte Bahn am Sonnabend nicht ideal für uns. – Dave Meijerink

Gegen Dänemark reißen die Oranjes das Ruder rum und lassen mit einem geschlossenen Einlauf auf den Rängen 2 bis 4 den Sieg des wiedergenesenen Kenneth Kruse Hansen verpuffen, gegen die Franzosen gewinnt Hummel, unterfüttert von Meijer und Meijerink auf den Plänen 3 und 4. Spätestens da wird offensichtlich: Die Niederländer stehen deutlich anders da als am Samstagabend bis zum Regenabbruch.


Meijerink kennt die Gründe genau, denn er hat sich in Vechta schon am Freitagabend beim Juniorenlauf einen intensiven Überblick verschafft: Da schraubte der 25-Jährige aus dem kleinen Dorf Schuinesloot im Grenzgebiet von Overijssel und Drenthe bereits als Mechaniker bei seinem Vetter Niek mit. „Am Samstag war die Bahn überall sehr glatt“, erläutert Meijerink. „Das war für die Speedwayfahrer im Feld besser. Wir sind typische Grasbahnfahrer; solche Bahnbedingungen sind nicht ideal für uns.“


Zum Haareraufen: Am Samstag ist die Bahn für Romano Hummel (vorn) und Dave Meijerink zu glatt. Foto: FIM
Zum Haareraufen: Am Samstag ist die Bahn für Romano Hummel (vorn) und Dave Meijerink zu glatt. Foto: FIM

In der Tat: Englands Speerspitze Chris Harris fährt auf der Insel regelmäßig sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Liga, also mindestens zwei Speedwayrennen pro Woche; Fienhage ist für den MSC Cloppenburg in der Zweiten Bundesliga unterwegs und genau wie die Franzosen auch in der Französischen Liga engagiert, Jesse Mustonen aus Finnland wechselte gerade von Landsberg nach Dünaburg im polnischen Ligagefüge und gehört genau wie Tero Aarnio zum Aufgebot der Finnen für die Paar-WM in Thorn an der Weichsel rund um den Tag der Deutschen Einheit. Auch die Dänen sind versatil in beiden Bahnsportdisziplinen am Start.


Nach einem intensiven Einsatz des Bahndienst samt Grader, dessen Umfang Lukas Fienhage und Jörg Tebbe im Vechta-Podcast von bahndienst.com genau erklären, war die Piste im malerischen Reiterwaldstadion am Sonntag wieder so tief, wie der AC Vechta sie mit der für 2025 neuen Philosophie bei der Bahnvorbereitung haben wollte: innen etwas glatter, aber rillig, außen mit viel Griff im losen Material.


Damit stieg bei den Niederländern nach der ersten Sichtkontrolle der 550 Meter langen Bahn vorm kurzen Aufwärmtraining am Sonntagmorgen die Laune sofort: „Wir hatten einen guten Teamspirit und freuten uns auf einen schönen Tag. Trotz einiger Motorschäden von Romano haben wir unser Ziel erreicht: aufs Treppchen zu fahren.“

 
 
 

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