Parnitski kann Geschichte schreiben
- Norbert Ockenga
- vor 14 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Wenn Nasar Parnitski U21-Weltmeister wird, wäre das der größe Erfolg für die Ukraine im Bahnsport seit der Loslösung von der GUS. In Riga ist Parnitski dem Traum ein Stückchen näher gekommen – auch dank tschechischer Schützenhilfe.
Adam Bubba Bednář hält mit seinen Zielen nicht hinterm Berg. Und er nimmt den derzeit besten Tschechen offensiv ins Visier. „Jan und ich sind gute Freunde“, sagt der 17-Jährige nach seinem Sieg beim SGP2-Rennen in Riga am Freitagabend. „Aber eines Tages möchte ich der Bessere von uns beiden sein. Wir sind heute schon Gegner in Tschechien, und Jan ist im Moment natürlich noch einen Ticken überlegen. Aber in der Zukunft möchte ich besser sein als Jan.“
Jan – das ist Jan Kvěch, der in den letzten beiden Jahren jeweils die Tschechische Einzelmeisterschaft gewonnen hat und der erste Tscheche seit Lukas Dryml anno 2008 ist, der Vollzeit in der Speedway-WM am Start ist. Kvěch, ehemaliger U19-Europameister, ist seit Mitte 2024 auch in der britischen Premiership unterwegs, startet auch heuer wieder für die King’s Lynn Stars – und hat seit seinem Engagement in East Anglia noch Mal einen Riesenschritt bei der fahrerischen Entwicklung genommen.
Adam Bubba Bednář ist sieben Jahre jünger als sein rivalisiertes Idol. Und er fährt noch nicht in England – ist aber mit viel Tamtam in ein Juniorporgramm in Polen aufgenommen worden. Eine schwere Schulterverletzung und ein schwieriges familiäres Umfeld – mit einem Vater, der wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein, aber mit Alkohol im Blut einsitzt – haben seine Entwicklung zuletzt stagnieren lassen. Doch seit er privat auf eigenen Beinen steht und die Schulter auskuriert ist, geht’s spürbar wieder aufwärts.
Ich war nach dem Rennabend richtig mühe. – Adam Bubba Bednář
Mit dem Sieg am Freitagabend in Riga ist der Knoten geplatzt, der kometenhafte Aufstieg des Wunderknaben, der unter anderem vom Cloppenburger Exfahrer Frank Conradi betreut wird, kann weitergehen. „Ich fahre mein erstes Jahr in der GP2, und ich möchte allen zeigen, was ich drauf habe – weil man mir ja die Wildcard gegeben hat“, umreißt Bubba Bednář. Doch das Rennen in Riga sei ihm an die Substanz gegangen: „Ich war danach richtig müde. Das war deshalb so anstrengend, weil ich ganz schlecht in das Meeting reingekommen bin. Nach dem zweiten Durchgang haben wir so gut wie alles am Motorrad verändert: die Übersetzung, die Vergaserbedüsung und die Zündung.“

Der Tscheche war in bester Gesellschaft: Die gesamte U21-Elite kam bei der Abstimmung für den zweiten von drei SGP2-Läufen in Lettland ordentlich ins Schleudern. Selbst Titelverteidiger Wiktor Przyjemski, der nach seinem dritten Rang von Riga noch immer WM-Spitzenreiter ist. „Es hat in Riga sehr viel geregnet, das wussten wir im Vorfeld. Dadurch hat die Bahn viele verschiedene Rennlinien ermöglicht. Und darum habe ich mich ziemlich abgestrudelt, eine passende Abstimmung zu finden.“
Während Bubba Bednář sich über den Hoffnungslauf fürs Finale qualifizierte, zogen der polnische Titelverteidiger und der WM-Zweite Nasar Parnitski direkt in den Endlauf ein. Der Ukrainer wurde dort vor Przyjemski Zweiter – und verkürzte so vorm letzten Rennen in Vojens seinen Rückstand in der WM. „Mein Start im Finale war nicht gut genug“, resümiert Parnitski. „Aber generell bin ich zufrieden, wie gut ich auf dieser Bahn fahren und mitkämpfen konnte. Im vergangenen Jahr lagen vor der letzten SGP2-Veranstaltung 10 Punkte zwischen Wiktor Przyjemski und mir. Dieses Mal sind’s nur vier. Wir werden alles daran setzen, dass ich mein Rennfahren weiter verbessere. Ich werde sehr viel Arbeit darein investieren – und in die Vorbereitungen auf den letzten WM-Lauf.“
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