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Smells Like Team Spirit

Das Finale der Paar-WM wird bei Regen und schwierigen Bahnbedingungen zu einem Survival of the Fittest.


Jack Holder strahlt. „Darauf haben wir beide hingearbeitet“, sagt er mit einem Seitenblick auf Brady Kurtz, „seit wir neun Jahre alt sind.“


Ausgerechnet im Hexenkessel der Heimmacht machen Kurtz und Holder ihren großen Kindheitstraum wahr: gemeinsam Paarweltmeister zu werden. Dabei beginnt ihr Finalabend in Thorn denkbar schlecht: mit einer 2:7-Klatsche gegen Polen.


Die Bahn ist unkalkulierbar. Es regnet. Doch bereits am Nachmittag sind Abdeckplanen über einen Teil der Piste gespannt worden, der äußere Bereich liegt eh’ unter dem Tribünendach. „Wir konnten“, sagt Robert Lambert, „bei der Bahnbegehung nicht genau gucken, wie die Bahn aussah – weil sie auch da noch teils unter einer Plane lag.“


Deswegen stochern die Aussies bei der Abstimmung zunächst im Nebel und fahren hinterher. Danach aber setzt sich der Australian Spirit durch: Die Mannschaft rückt zusammen, arbeitet mit System, passt die Motorräder an – und hält strikt an ihrem Fahrplan fest. Brady Kurtz bolzt außen Tempo, Jack Holder macht innen die Räume eng. Keine andere Nation baut so konsequent aufs Paarfahren wie die Aussies.


Mit umgebautem Maschinenpark setzen die Australier zu einer Serie von 7:2-Siegen an: gegen Dänemark, Schweden, Lettland, Tschechien und Großbritannien. Damit qualifizieren sie sich fürs Finale. Die Polen, die gegen die Mannen vom Fünften Kontinent so stark begonnen haben, schaffen es dann nicht, gegen schwächere Gegner hoch genug zu gewinnen: Sie verlieren mit einem Punkt gegen Schweden, siegen nur 6:3 gegen England – und verlieren den letzten Vorlauf gegen Dänemark mit 3:6.


Nach den ersten Phasen der Dominanz entgleitet Polen die Vormachtstellung. Und die ersten Gegner lösen sich auf: Bei Schweden wird Jacob Thorssell immer schwächer, je mehr es regnet; am Ende ist Fredrik Lindgren Einzelkämpfer und als solcher machtlos im Bemühen, die Blaugelben mindestens ins Stechen der Zweit- und Drittplatzierten zu führen.


Darauf haben wir hingearbeitet, seit wir neun Jahre alt sind. – Jack Holder

Bis zum vorletzten Block kämpft England mit um den Einzug in dieses Stechen. Die Briten fahren dieselbe Halbpaartaktik wie am Dienstag: Dan Bewley pflügt stets sofort ganz nach außen, Robert Lambert operiert mittig, aber nicht im Formationsflug. Im Duell mit den Schweden stürzt Bewley auf der Außenbahn, weil es ihm im losen Material kurveneingangs die Maschine wieder geradezieht. Dabei rammt er mit der Magengrube den Steuerkopf und muss fortan von Tom Brennan vertreten werden. Der kann zwar gegen Schweden als Drittplatzierter hinter Lambert einen knappen Sieg sicherstellen, doch in Sachen Laufpunkte ist die Bilanz der Briten zu mager, weil sie auch überraschend gegen Lettland verloren haben: draußen.


Der Regen macht die Bahn schwer zu lesen. Denn das Tribünendach hält ihn dank Seitenwinds nicht überall von der Piste fern. Es gibt immer wieder überraschende Übergänge von schmierigem zu tiefen Geläuf, auf denen die Hinterräder scharren oder die Maschinen urplötzlich vom Griff nach vorn katapultiert oder aufgerichtet werden. Die Bedingungen lassen teils große Löcher in der Hackordnung aufklaffen.


Australien ist mittwochs und sonnabends das einzige Land, das konsequent paarfährt. Foto: HighSpeedPhotographiX
Australien ist mittwochs und sonnabends das einzige Land, das konsequent paarfährt. Foto: HighSpeedPhotographiX

Australien hat im letzten Block als einziges Team zwei Heats – und holt nervenstark und unbeeindruckt die Maximalausbeute von 14 Punkten, zieht damit noch an den führenden Polen vorbei. Die lassen sich nämlich von Dänemark ein 3:6 einschenken – und müssen so gegen die Dänen ins Stechen.


In den letzten Läufen entwickeln die Gastgeber eine wahre Fallsucht. Zuerst stürzt Bartosz Zmarzlik. Es wirkt, als wäre er von einer Windböe umgeweht worden – als er auf der Außenbahn keinen Zugriff bekam und als Letzter in die erste Kurve einzubiegen drohte. Er darf im Wiederholungslauf wieder mitmischen.


Im Stechen lehnt sich dann Patryk Dudek aufs Hinterrad von Leon Madsen und fällt, doch der Däne wird dafür disqualifziert. Damit können die Polen sich mit einem zweiten und einem dritten Rang ins Finale zu den Australiern hangeln.


Allerdings haben Dudek und Zmarzlik nie als Paar agiert, sondern stets als zwei Individualisten, die sich hin und wieder zufällig auf der Strecke begegnen.


Das behalten sie auch im Finale so bei, während die Australier bei ihrer Strategie bleiben: Kurtz außen, Holder innen, volle Breite der Bahn abdecken. Nur kurz scheint Zmarzllik den Riegel knacken zu können. Doch schon nach einer Runde, auf der Kurtz den für ihn üblichen Katzenbuckel macht und so maximale Traktion erzielt, leuchtet die Spitze in Thorn gelb: Kurtz führt, Holder schirmt ihn perfekt ab. Eine weitere Runde schwärmen sie als Paar aus, dann scheren die Australier hintereinander auf die schnellste Linie ein – und fahren den Weltmeistertitel beim Speedway der Nationen sicher auf den Fünften Kontinent.


Schweden – Tschechen 7:2

Polen – Australien 7:2

Dänemark – Großbritannien 7:2

Tschechien – Lettland 4:5


Schweden – Polen 4:5

Australien – Dänemark 7:2

Großbritannien – Lettland 4:5

Tschechien – Polen 2:7


Schweden – Australien 2:7

Dänemark – Lettland 6:3

Tschechien – Großbritannien 2:7

Schweden – Dänemark 3:6


Polen – Großbritannien 6:3

Lettland – Australien 2:7

Tschechien – Dänemark 2:7

Großbritannien – Schweden 5:4

Polen – Lettland 7:2


Tschechien – Australien 2:7

Schweden – Lettland 7:2

Polen – Dänemark 3:6

Australien – Großbritannien 7:2


Polen – Dänemark 5:4


Australien – Polen 7:2


 
 
 

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