Stralsund will den Grand Prix
- Norbert Ockenga
- 3. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Das Paul-Greifzu-Stadion in Stralsund wird nach und nach für die Austragung eines Speedway-Grands Prix flottgemacht.
Gibt es bald einen zweiten Speedway-Grand Prix in Deutschland? Der MC Nordstern Stralsund bringt sich bei der FIM und bei Vermarkter Warner Bros. Discovery in Stellung, um mittelfristig einen WM-Lauf ins Paul-Greifzu-Stadion an der Ostsee zu holen.
Dazu wird die Anlage vor den Toren der historischen Hafen- und Hansestadt in mehreren Stufen ausgebaut. Bereits vorm EM-Rennen im vergangenen Jahr, das parallel zu einem Tag der offenen Tür bei der Riesenwerft an der Ostsee stattfand, wurden mehr als 2.000 neue Sitzschalen eingebaut. Bis zu diesem Frühling wurde der Umbau in Eigenleistung fortgesetzt. Über 7.500 Tonnen Material sind im Stadion bewegt worden, um Hänge auf den Naturtribünen aufzuschütten. Die Zuschauer sitzen jetzt höher sowie um neun bis 10 Meter dichter an der Bahn, die Anlage erhält dadurch deutlich mehr Stadionfeeling.
Steinelemente mit Wellenbrechern und Geländern sind bereits aufgebaut, später werden die aufgeschütteten Hänge mit L-Stützen aus Beton stabilisiert, um die Ränge noch weiter in Richtung einer Arena ausbauen zu können.

Bernd Sagert ist Klubchef des MC Nordstern Stralsund, gleichzeitig auch Schiedsrichter sowie Teammanager der deutschen Abordnung im Eisspeedway. „Hinter dem Ausbau steckt ein größerer Plan“, verrät Sagert. „Wir möchten einen Grand Prix nach Stralsund holen. Dazu müssen wir das Stadion in seiner ganzen Infrastruktur und Größe auf das Niveau kriegen, dass die Warner Bros. Discovery dafür verlangt.“

Sagert hat eine Tendenz bei den Veranstaltern aufgespürt, der er mit den WM-Plänen gerecht werden möchte. Er wuchert nicht nur mit dem Stadion, sondern auch mit der Stadt Stralsund als solche. „Es ist ganz was Anderes, wenn man einen Grand Prix in einer historischen Stadt ausrichtet, die Weltkulturerbe ist. Auch die ganze Infrastruktur mit Hotels und touristischen Einrichtungen ist voll auf viele Besucher ausgelegt, da profitiert man auch bei einem Grand Prix von.“
Das wäre dann ein zweiter Grand Prix in Deutschland. – Bernd Sagert
In der Tat möchten die WM-Ausrichter immer noch den alten Plan verfolgen, in größeren und bedeutsamen Städten zu fahren. Doch die Zeiten von Tagesbahnen in großen Arenen wie Cardiff oder Warschau neigt sich dem Ende entgegen: Die Stadionbetreiber sind bei den Kosten für den Bau der nicht-permanenten Bahnen ebenso in Vorleistung getreten wie bei allen anderen Aufwendungen für die Grand Prix-Veranstaltung. Zur Kostendeckung sind sie auf volle Stadien angewiesen. Aber weil die Kosten infolge der allgemeine Teuerung bei Energie und Baumaßnahmen immer weiter steigen, gleichzeitig aber die Einnahmen stagnieren oder wie in Cardiff sogar drastisch sinken, rentieren sich Speedway-Grands Prix auf Tagesbahnen nicht mehr. „Es ist ja kein Zufall, dass Cardiff schon für dieses Jahr abgesagt worden ist“, verweist Sagert.
Und Warschau wackelt für 2026 auch erheblich.
Der Ausweg sind vorhandene Speedwaystadien in oder vor den Toren von großen, touristisch wertvollen Städten. Manchester und Breslau etwa erfüllen solche Kriterien, genau wie Landshut. Und Stralsund gleich in doppelter Hinsicht: Neben der eigentlichen Stadt liegt die Insel Rügen nur eine lange Autobahnbrücke weit entfernt vorm Sund in der Ostsee – ein doppelter Touri-Hotspot auf dem Festland und auf der Insel zugleich. Stralsund passt also genau ins Anforderungsprofil der WM-Macher. „Das wäre dann“, verrät Sagert, „ein zweiter Grand Prix in Deutschland.“


Denn Landshut soll bleiben – und um ein weiteres Rennen ergänzt werden. So war es ursprünglich schon fürs vergangene Jahr mit Frankfurt geplant. Die Betreiber des dortigen Stadions, in dem auch die Eintracht ihren Bundesligafußball spielt, waren von sich aus an Warner Bros. Discovery herangetreten, um sich für einen Grand Prix zu bewerben. Die WM-Macher zeigten sich auch interessiert an einem zweiten Lauf in Deutschland, zogen Frankfurt sehr ernsthaft in Erwägung – doch auch die Hessen schreckten vor den Kosten für den Bahnbau zurück und entschieden sich deshalb für andere Events, um ihre Arena an mehr Tagen auszulasten. American Football etwa.

Damit ist der Weg frei für Stralsund als zweiten deutschen Rennort. Und die Nordsterne bereiten den Weg gerade emsig vor – mit der sukzessiven, konsequenten, aber gleichzeitig mit Augenmaß angegangenen Ertüchtigung des Stadions.
Ein Grand Prix in Stralsund ist nur noch eine Frage der Zeit.
Das wäre ein Hammer für Stralsund und für den Speedway Sport der ist so Geil und was für ganze Kerle