Tiger zu verkaufen
- Norbert Ockenga
- 25. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Überraschung in Yorkshire: Die Sheffield Tigers stehen zum Verkauf.
Einer der geschichtsträchtigsten Speedwayvereine der Welt steht zum Verkauf: die Sheffield Tigers. Das Nachholheimrennen der Mannschaft, die gerade aus den Playoffs ausgeschieden ist, gegen Ipswich am Donnerstagabend soll die letzte Veranstaltung unter der bisherigen Regentschaft sein. Schon jetzt hat die Firma, die hinter der Ausrichtung der Speedwayrennen im Owlerton Stadium steht, die eigene Büros für Buchprüfungen von Kaufinteressenten geöffnet.
Damien Bates und Peter Mole hatten die Rechte an den Tigers 2014 übernommen, nachdem der Verein lange Jahre von Neil Machin geführt worden war – dem Patenonkel von Tai Woffinden. Bates und Mole. Unter der Regie von Machin waren sowohl Robert Kessler als auch Mirko Wolter für Sheffield gefahren. Wolter nur halbherzig, er wollte zwischen England und Deutschland pendeln, obwohl er auf Vermittlung des MC Norden sogar in die Sportförderkompanie der Bundeswehr aufgenommen worden war. Kessler hingegen zog nach England, wo er heute immer noch lebt und als Mechaniker arbeitet – bis vor einigen Jahren auch in einer WG mit Norick Blödorn als der Schleswig-Holsteiner zum ersten Mal auf die Insel zog.
Bates und Mole übernahmen den Verein im Winter von 2019 auf 2020 und führten ihn sofort aus der Zweiten Liga in die Premiership. Das geht in Großbritannien nicht über Auf- und Abstieg, sondern über entsprechend zu kaufende Lizenzen. Corona verzögerte ihre Pläne zunächst, doch danach wuchs das Speedwaygeschäft in Hillsborough – jenem Stadtteil von Sheffield, in dem das Owlerton Stadium seit den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts steht.
Vielleicht haben wir die Dinge etwas schleifen lassen. – Peter Mole
Unter der Regie der neuen Eigner etablierten sich die Tigers zu einer Großmacht im englischen Speedway, agieren fast auf Augenhöhe mit Klassenprimus Manchester. Die beiden Vereine sind die einzigen, die sich konstant an der Spitze halten können. Andere Klubs wie Ipswich und Leicester sind ähnlichen Schwankungen unterworfen wie etwa der BVB in der Bundesliga.
Sowohl Bates als auch Mole erklärten, sie hätten andere geschäftliche Interessen und auch private Engagements. „Die Reiserei aus den Midlands hinauf ist auch nicht mehr so reibungslos wie früher“, verweist Mole. „Vielleicht haben manche Kritiker recht – und wir haben die Dinge in letzter Zeit ein bisschen schleifen lassen. Vielleicht werden frisches Blut und neue Ideen gebraucht.“
Bates fügt an: „Als wir den Verein übernahmen, fanden wir bereits sehr gute Grundlagen vor. Auf denen wir haben dann aufgebaut und Sheffield auf die nächste Stufe gehoben. Der Verein hat eine tolle Belegschaft und viele engagierte ehrenamtliche Helfer, dazu ein tolles Stadion und eine prima Bahn. Ich sehe weit und breit keinen Klub, der besser geeignet wäre, ihn nach einer unkomplizierten Übernahme weiterzuentwickeln.“

Wer die Tigers kauft, erwirbt nur die Speedwaymannschaft samt aller Lizenzen – aber nicht das Owlerton Stadium. Die Anlage gehört einer Firma des ehemaligen Fußballprofis Dave „Mad Dog“ Allen, die auch in ganz England Kasinos betreibt. In Owlerton werden nicht nur Speedway-, sondern auch die für die Insel typischen Windhundrennen mit immenser Wettbegeisterung ausgetragen. Dafür gibt’s eine eigene Rennbahn rund um das Speedwayoval herum und einen separaten Zwingerraum neben dem Fahrerlager. Auf der Speedwaybahn wiederum werden auch Autorennen der sogenannten Brisca-Formel 1-StockCar-Serie ausgetragen. Das ist jene Breitensportserie, in welcher der heutige Porsche-Le Mans-Star Nick Tandy seine motorsportlichen Wurzeln hat.
Sowohl die Hunde- als auch die Autorennen sind von dem Verkauf ausgenommen, genau wie auch das Betreiben des Stadiums. Letzteres obliegt weiterhin beim Verpächter, auf gut Englisch „Landlord“ genannt.
Bates beteuert allerdings auch, man könne sich keinen kooperativeren Landlord wünschen.
Die Veröffentlichung der Verkaufspläne sei bewusst erst im Herbst erfolgt, um die sportlichen Abläufe der Playoffs nicht zu stören.
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