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Viel Lärm um nichts?

Wie wild ging es wirklich zu beim großen Rockertreffen im Motodrom Halbemond am Wochenende?


Der Witz musste einfach sein. Wenn die Rocker noch was vom Stadion übriggelassen hätten, musste sich Meik Lüders am Montag am Telefon anhören, könnte man ja mal die nächste Geschichte mit Ben Iken ins Auge fassen.


Zum Glück hat der Hanseat ein feines Gespür und auch einen ähnlichen Sinn für Humor. Deswegen kriegte er die Anfrage auch nicht in den falschen Hals – sondern konnte über den ganzen Furor, der um das Motorradtreffen „World Run“ des Gremium MC gemacht wurde, mitlachen.


Im Vorfeld hatte die ostfriesische Polizei alarmierende Mitteilungen an die Lokalpresse rausgegeben, Großkontrollen der bis zu 4.000 Besucher angekündigt, die Nadörster Straße, die von der B72 zum Motodrom führt, dann auch komplett abgeriegelt und mit Kontrollen für Staus gesorgt.


Allein die Pressemitteilungen, die von den drei großen Lokalzeitungen umgesetzt wurden, ließen einem das Blut in den Adern gefrieren. Schenkte man ihnen Glauben, fielen wilde Horden nach Ostfriesland ein, um dort zu plündern und brandzuschatzen wie einst Klaus Störtebeker im nahen Marienhafe – der Heimat von Speedwayfahrer Iken.


Und dann das. „So viel Höflichkeit, wie hier am Wochenende herrschte, haben wir lange nicht gehabt. Auch bei anderen Vermietungen nicht“, blickt Lüders am Montag zurück. „Auch unsere Bevölkerung in den Nachbargemeinden – das war alles nur positiv. Ob die hier Essen gegangen sind oder nach Norddeich raufgefahren. Da überhaupt niemand Schwierigkeiten gehabt.“


Ich wäre froh, wenn es in Deutschland auf der Straße auch so gesittet zugehen würde. – Meik Lüders

Lüders ist mit einem der Chefs des Motorradklubs seit Jahren befreundet, deswegen kam die Vermietung für die Großveranstaltung im Innenfeld des Weltmeisterstadions von 1983 zustande. Und am Montagmorgen nach dem World Run, als Lüders und Iken mit dessen Speedwaymotorrädern wieder in der Werkstatt am Stadion am Werkeln fahren, schaute die Organisationsleitung des Gremium MC-Wochenendes noch kurz vorbei. Und schilderte, was es mit den von der Polizei in der Presse breigetretenen alarmierenden Funden bei den Auto- und Motorraddurchsuchungen auf sich gehabt hätte. „Der Rockerbeauftragte von der Polizei musste mit dem Veranstalter sprechen“, rekapituliert Lüders. „Die haben einen Schlagring, ein Beil und einen Joint gefunden – und einer ist ohne Führerschein gefahren. Aber so doof muss man auch erstmal sein – ohne Kontrolle in den Führerschein. Und der mit dem Beil hatte das nur dabei, weil er den Firmenwagen mithatte, und da lag das Beil noch im Regal drin, ohne dass er das wusste.“

Zarte Klänge gab's zwar nicht in Norden. Aber das Stadion steht noch. Foto: Heike Kleene
Zarte Klänge gab's zwar nicht in Norden. Aber das Stadion steht noch. Foto: Heike Kleene

Lüders und Iken selbst waren am kontrovers diskutierten Wochenende gar nicht auf dem Areal: Der 20-Jährige war im Beisein seines Trainers und Betreuers am Samstag in Holsted in der Zweiten Dänischen Liga unterwegs und schrieb dort acht Punkte; von dort fuhren die beiden Nordlichter schnurstracks diagonal durch Norddeutschland, um in Heusden-Zolder anzutreten – unter anderem gegen den vom Bundesligamatch aus Stralsund dazustoßenden Australier Michael West. Doch das offene Speedwayrennen im flämischen Heusden-Zolder – unweit der ehemaligen Formel 1-Rennstrecke, auf der 1982 Gilles Villeneuve tödlich verunglückt war – musste am Sonntagmorgen wegen Regens abgesagt werden.


Also kurven Lüders und Iken unverrichteter Dinge wieder hoch in den Nordwesten – und kriegten noch das Ende des World Run im Weltfinalstadion mit. „Das ging alles gesittet zu“, bilanziert Lüders. „Ich wäre froh, wenn das in Deutschland so auf der Straße zugehen würde.“


Damit spiegelt der Chef des Motodroms jene Ansicht wieder, die niemanden überrascht, der schon mal auf Helgoland zufällig in die „Rock ‘n’ Roll Butterfahrt“ hineingeraten ist – ein Festival für Punk- und Rockfans, auf der genau wie beim World Run eher die ältere, aber rebellisch und freiheitsliebende Generation zugange ist: raubeinig zwar, feiernd natürlich, aber dennoch nach außen freundlich und harmlos. Ähnlich hatte sich bereits vor dem World Run von Halbemond das Alterspräsidium des Gremium MC im Gespräch mit der Nordwest-Zeitung aus Oldenburg geäußert. Die Kontrollen, werden drei der sieben Alterspräsidenten dort zitiert, seien nicht mehr als Steuergeldverschwendung.


 
 
 

1 Comment


m6m4
vor 4 Stunden

Ich kann leider die unterschwellig durchscheinende Begeisterung für den Gremium MC nicht nachvollziehen. Ich empfehle als Einstieg in eine Internet Recherche einfach den Wikipedia Artikel. Wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Weder als Motorradfahrer noch als Motorsportzuschauer möchte ich was mit solchen "Klubs" zu tun haben.

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