„Vielleicht können wir überraschen“
- Norbert Ockenga
- 20. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Tabellenführer Inn-Isar-Racing spitzt nach dem Training von Olching insgeheim auf den zweiten Rang. Das hat Christian Platzer bei seiner Inforunde im Fahrerlager vorm Zweitligamatch rausgefunden – und wir haben dabei Mäuschen gespielt.
Celina Liebmann versucht sich in Preptalk. „Wir können zufrieden sein, wenn wir heute Dritter werden. Aber ich werde meinen Jungs vermitteln, dass es das Ziel mehr ist. Weil: Mehr kann drin sein. Wir haben’s in Teterow gezeigt. Da war ich sicher, dass wir Zweiter werden. Aber wir haben das Ding geworden“, verrät die Mannschaftsführerin von Inn-Isar-Racing eine Stunde vor dem Zweitligamatch in Olching. „Vielleicht können wir heute auch den Einen oder Anderen überraschen und Zweiter werden. Denn je nachdem, was wir heute werden, endet das ganz, ganz viel an der Endabrechnung.“
Inn-Isar-Racing geht als Tabellenführer ins benachbarte Fürstenfeldbruck, hat aber im Stadion an der Olchinger Festwiese schon seinen letzten Auftritt in der Zweiten Liga in diesem Jahr – während die Verfolger Cloppenburg und Olching noch je ein Rennen mehr haben, in Diedenbergen im Taunus. Deswegen bemüht Liebmann auch im Geiste den Rechenschieber: Werden die Liganeulinge aus Wasserburg im Münchener Vorort heute Zweite hinter den favorisierten Cloppenburgern, so erhöht das auch die Chancen auf Tabellenrang 2 in der Endwertung rapide.
Angeführt wird Inn-Isar-Racing von Lars Skupień. Der 27-Jährige aus Dortmund hat das Training am Sonntagvormittag ausgelassen: Er kennt die Bahnverhältnisse von Olching von früheren Rennen, wo er erfolgreich um die lange, tiefe und schnelle Bahn rumgekommen ist. „Ich möchte vor allem Spaß haben. Wenn ich Spaß habe, dann stimmen die Punkte auch“, avisiert Skupień im Gespräch mit Inn-Isar-Racing-Chef Christian Platzer kurz vorm Start.
Platzer verweist dabei zu Recht auf die starken Gegner auf der Nummer 1-Position, die der Westfale besetzt: Lukas Fienhage bei Cloppenburg und Martin Smolinski bei Olching. Und auf deren Reservisten Mario Häusl, den Olching jederzeit auch als direkten Gegner des Lockenschopfes einwechseln kann. Der Dortmunder mit polnischen Wurzeln aber versetzt: „Besser nicht zu viel nachdenken, sondern einfach sein Ding machen. Ich möchte mich nicht ablenken lassen von den anderen Fahrern – sondern mein Ding durchziehen und so gut wie möglich Motorrad fahren.“
Neu im Ring von Olching – und auch im Aufgebot der Tabellenführer: Mika Frehse, 19-jährige Leihgabe von den Teterower Hechten, die heute spielfrei haben. „ Ich bin zum ersten Mal hier. Ich hatte mir vorher ein, zwei Informationen gesammelt“, sagt der Wismarer. „Die Trainings liefen gut. Wir haben noch eine Kleinigkeit geändert, ich bin gut vorbereitet. Ich habe mir vorgenommen, die Starts so gut wie möglich zu machen und vorn mitzufahren.“
Besser nicht zu viel nachdenken, sondern einfach sein Ding machen. – Lars Skupień
Eine Schlüsselfigur wird ein Mal mehr der Twen Levi Böhme aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Meißen sein – die Entdeckung der Zweitligasaison 2025 schlechthin. Auch der Dreikäsehoch, der bei Inn-Isar-Racing die Juniorposition mit gedrosselter 500R-Maschine besetzt, bilanziert nach dem morgendlichen Training: „Ich bin zufrieden. Es ist eine anspruchsvolle Bahn. Die Hauptsache ist zunächst, einfach sitzenzubleiben. Von den Gegnern ist jeder gut. Ich habe mir vorgenommen, sitzenzubleiben, Punkte zu schreiben und das Beste rauszuholen fürs Team.“
Frehse hat in Carlos Gennerich einen starken Gegner verloren. Olching ersetzt den wegen einer Mandelentzündung abgereisten 500R-Fahrer durch André Damian. Obwohl Gennerich erst kurzfristig hat absagen müssen, ist die Umbesetzung in der Aufstellung der Heimmannen durchgegangen. „Die Zweite Bundesliga“, lobt Olchings Klubchef Martin Smolinski, „ist in dieser Hinsicht ganz cool: Da wird am Runden Tisch entschieden – miteinander und im Sinne des Sports und der ganzen Veranstaltung.“

Damian war beim ersten Zweitligarennen dieses Jahres in Cloppenburg wechselhaft, beim zweiten in Teterow nicht im Aufgebot – gestern im Bayerncup aber unschlagbar.
Bei den Favoriten aus Cloppenburg besetzt Thies Schweer aus Zetel die Juniorplanstelle. Doch er fährt auf einer 250-Kubikmaschine. Die hat beim Start immense Nachteile im Vergleich zu den durchzugsstärkeren 500R – und auf der langen Bahn im Münchener Speckgürtel wird die fehlende Leistung auch bei den unweigerlich nötigen Überholversuchen mehr ins Gewicht fallen als etwa zuletzt in Meißen.
Liebmann selbst ist aufgrund ihrer Muskelfaserverletzung immer noch angeschlagen. Ihr Mutter Sylvia, die Teammanagerin der Tabellenführer, hat Tochter Celi darum nur als Reservistin aufgestellt. „Wenn ich mich in Goričan erinnere, ist es da noch richtig gut gegangen“, stöhnt Tochter Liebmann nach dem Olchinger Training rückblickend auf die Damen-WM eine Woche zuvor. „Ich denke, es lag auch an den Bahnverhältnissen: Die Bahn in Goričan war einfach glatt und gut zu fahren. Da habe ich zwar Schmerzen gehabt, aber es war in Ordnung zu fahren. Hier habe ich gleich im ersten Training gemerkt, dass ich wieder brutale Schmerzen habe – die Bahn ist ruppig und mullig. Es ist schwierig heute. Deswegen bin ich Reserve. Falls jemand ausfällt, gebe ich natürlich mein Bestes.“
Ansonsten wirbelt die 25-Jährige als Spielführerin vor allem hinter den Kulissen als Assistentin von Mutter Sylvia beim Teammanagement. „Heute in Olching ist es brutal“, schwant ihr, „mit Cloppenburg und Olching, die als Lokalmatador eine richtige Bank sind.“
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