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Wachs ersetzt Smolinski

Der neue Juniorenweltcupsieger Timo Wachs kommt am Sonntag in Roden gleich zum Einsatz in der großen Langbahn-WM.


Der Klubchef strahlt. „Das“, jubiliert Josef Hukelmann vor dem Finale der Langbahn-WM in Roden am Sonntag, „gibt den Leuten noch Mal einen extra Kick. Timo Wachs natürlich – aber auch denen, die noch in einem Glied dahinter stehen wie zum Beispiel Tim Widera. Die sehen, dass in unserem Sport etwas möglich ist; dass sie etwas erreichen können.“


Besagter Kick stammt von einem Blick ins Programmheft für Roden am Sonntag. Dort nämlich taucht Timo Wachs als Stammfahrer auf – nachdem der 22-Jährige aus Werlte, der für Hukelmanns MSC Hümmling fährt, in der Vorwoche den Juniorenweltpokal für Langbahnfahrer bis 23 geholt hat.


Der Erfolg von Vechta, betont Hukelmann, sei nicht die auslösende Initialzündung fürs Nachrücken von Wachs ins Hauptfeld gewesen. Wohl aber ein Empfehlungsschreiben.


Wer steht denn im Fokus? Die Leute mit den Medaillen. – Josef Hukelmann

In der Woche vor Roden hatten zunächst Jordan Dubernard – wegen der Sturzfolgen vom Team-WM-Finale in Vechta – und dann auch Martin Smolinski abgesagt. Aus den Reihen der Ersatzfahrer rückte der Engländer Jake Mulford auf – und Tim Wachs kletterte auf die erste Reserveposition. Nachdem Hukelmann im DMSB-Auftrag die Formalitäten für die Absagen von Smolinski und dem langzeiterkrankten Erik Riss mit der FIM abgewickelt hatte, bekam auch Timo Wachs einen Platz im Hauptfeld; de facto ersetzt er Smolinski.


Und sein Bruder Fabian Wachs ist neuer erster Ersatzfahrer, die Niederländerin Nynke Sijbesma wird – marketingmäßig äußerst clever besetzt – zweite Bahnreserve.


Timo Wachs gewinnt in Vechta die Junioren-WM. Er fährt in Roden im Finale der Langbahn-WM. Foto: Heike Kleene
Timo Wachs gewinnt in Vechta die Junioren-WM. Er fährt in Roden im Finale der Langbahn-WM. Foto: Heike Kleene

Für die Gebrüder Wachs ist die Nominierung für Roden eine Herausforderung: Beide fahren am Samstagabend noch bei der Liga Nord in Wolfslake – an der Stadtautobahn A10, dem Berliner Ring, gelegen, also reichlich weit weg von der Region Drenthe in den Niederlanden. „Die haben bei Mittwoch noch trainiert in Dohren“, weiß Hukelmann. „Sie werden Samstagabend noch Liga Nord fahren, sind nachts um zwei oder drei wieder in Werlte, werden dann um sechs Uhr morgens am Sonntag wieder weiterfahren nach Roden. Das klingt hart – aber so muss das sein, wenn man als Rennfahrer etwas werden will. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als Kai Huckenbeck bei mir in der Firma in der Lehre war: Der ist an den Wochenenden Rennen gefahren, montagmorgens in Schräglage vom Parkplatz rübergelaufen – aber er war jeden Montag pünktlich in der Firma, egal wo seine Rennen am Sonntag vorher waren.“


Auch die Gebrüder Wachs sind berufstätig. „Die haben am Morgen vor dem U23-Rennen in Vechta beide noch am Morgen um 6 Uhr an ihren Arbeitsplätzen gestanden und dann von ihren Chefs so früh freigekriegt, dass sie mittags um halb 1 los konnten.“


Die Nominierung für Roden sieht Hukelmann als eine Art Sachprämie für den Titelgewinn von Timo Wachs. Aber auch als eine anerkennende Belohnung dafür, dass beide Brüder in Mühldorf und Scheeßel als Bahnreserven angetreten seien – was eine undankbare Aufgabe in Dauerwarteschleife sein könne. Dass man aus dieser Position den Sprung ins Hauptfeld schaffen könne, sei Motivation. Genau deswegen schmeiße der MSC Hümmling Werlte am Donnerstagabend um 19:30 Uhr auch noch die große WM-Sause für Timo Wachs im heimischen Hümmlingring-Grasbahnstadion – damit Wachs merke, dass sein Erfolg wertgeschätzt werde, und damit er die Euphorie und die Anerkennung als Motivationsspritze wieder mit in den Sattel nehme.


In Roden, zeigt sich Hukelmann überzeugt, werde der 22-Jährige nicht hoffnungslos hinterherfahren: „Das Maschinenmaterial kann man nicht auf das Niveau von Grand Prix-Fahrern stellen. Aber es könnte für Roden passen – und auch die Bahn selbst könnte zu seinem Fahrstil passen.“


Der umtriebige Emsländer kann das beurteilen, denn er kennt die Gebrüder Wachs schon seit knapp 10 Jahren. „2009 kam auf ein Mal ein Gebrüderpaar auf unsere Nachwuchsbahn“, lächelt er fast schon gerührt. „Einer davon war gerade mal sechs Jahre alt…“


Für Hukelmann sind der Erfolg und das Aufrücken ins Hauptfeld auch ein Erfolg für seine Nachwuchsarbeit und sein Engagement speziell für Lang- und Grasbahnrennen. Er hätte, versichert er, schon viele Fahrer überzeugt, bei denen abzusehen sei, dass sie es im Speedway nicht zum Profi schafften, sich stattdessen auf die Langbahn zu konzentrieren – statt im Speedway bei kleineren offenen Rennen zu fahren. Denn auf Lang- und Grasbahn könnten auch sie in WM- und EM-Prädikaten ganz vorn mitmischen. „Wir sprechen da über Mario Niedermeier, Daniel Spiller, Timo Wachs; dann sprechen wir über einen großen Nachwuchsbereich. Du kannst die Ausgangslage nicht innerhalb eines Monats ändern. Aber wir gehen in die richtige Richtung. Wo sind denn die Stadien voll? Bei Langbahnrennen. Und wenn wir Sonntag noch mal Glück haben, dann haben wir drei Medaillen – und die meisten davon gehen nach Norddeutschland.“


Denn Lukas Fienhage geht als Spitzenreiter nach Roden. „Und was steht im Fokus? Die Leute mit den Medaillen.“


 
 
 

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