Wie Doyle in den Norden kam
- Norbert Ockenga
- vor 4 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Die Verpflichtung von Jason Doyle bildet einen neuen Höhepunkt für die Night of the Fights am Freitagabend in Cloppenburg. Und so schafften die Norddeutschen den Coup.
Freitagabend gibt es ein ebenso seltenes wie spektakuläres Gastspiel: Jason Doyle, der draufgängerische Australier aus der WM, der auf der Bahn reinhält wie kaum ein Anderer und sich abseits der Piste auch gern Mal mit polnischen Journalisten vom Medienmarktführer anlegt, wird bei der Night of the Fights in Cloppenburg an den Start gehen.
Bei dem Rennspektakel in einem Industriegebiet vor den Toren der Museumsdorfstadt stellt Doyle die neue Hauptattraktion in einem ohnehin schon hochkarätig besetzten Feld dar: Er trifft unter anderem auf den designierten Deutschen Meister Norick Blödorn, den noch amtierenden Langbahnweltmeister Martin Smolinski, die Osteuropa-Hotshots Francis Gusts und Przemyslaw Pawlicki sowie die dänischen Sympathieträger Nicolai Klindt und Mads Hansen – und natürlich Lokalmatador Jonny Wynant.
Ich habe ihn um sieben Uhr angeschrieben, 10 Minuten später hatte ich die Antwort. – René Deddens
Der ursprünglich eingeplante Dimitri Bergé verletzte sich bei einem Sturz in Polen – im Halbfinale der Zweiten Polnischen Liga gegen Polonia Bromberg. Dort kollidierte der 29-jährige Franzose aus Marmande in der Startkurve mit dem Bromberger Szymon Woźniak und seinem eigenen Teamkollegen Jakub Wieszczak, wurde abgeworfen und mitsamt des Motorrads unter dem Luftfangzaun eingeklemmt.
Gleichzeitig hatte René Deddens schon vorher Gespräche mit Jason Doyle über eine Rückkehr ins Emsterkerfeld geführt. Der ehemalige Profirennfahrer aus Cloppenburg ist inzwischen bei den Grand Prix-Wochenenden Permanenter Rennleiter für die Rahmenrennserien wie GP2 und tiefer, fungiert auch als Stellvertretender Renndirektor von Phil Morris – und sieht Exweltmeister Doyle deswegen ohnehin jedes zweite Wochenende.

Die Verpflichtung des streitbaren Australiers habe sich aber nicht über die Grands Prix angehant, schildert Deddends – sondern über die Sozialen Medien: „Ich habe ich vor zwei oder drei Wochen unser Veranstaltungsplakat gepostet, und er hat darauf reagiert – zuerst mit einer Flamme, und dann hat er dazugeschrieben, ‚I wish I could be there again‘. Daraufhin haben wir uns schon ein bisschen unterhalten und gesagt, wir warten den Sonntag vorm Rennen noch ab – dann habe ich ihn am Dienstagmorgen um 7 Uhr angeschrieben, und 10 Minuten später hatte ich die Zusage als Antwort.“
Ein Kaliber wie Doyle sprengt allerdings den finanziellen Rahmen, der in der internen Budgetplanung für diese Planstelle im Fahrerfeld vorgesehen war. „Wir haben für Doyle noch finanzielle Unterstützung von Trucks Cloppenburg erhalten“, verrät der Cloppenburger Marketingmann Markus Strehle. „Das ist ein langjähriger Sponsor vom MSC Cloppenburg, der uns nun geholfen hat, diesen Coup auch finanziell möglich zu machen.“
Doyle hat mit Rennen in dieser Region im Nordwesten schon gute Erfahrungen gemacht: Der 40-Jährige ist sowohl in Dohren als auch in Cloppenburg bereits am Start gewesen. Dass er nun anstelle von Bergé das Feld in Cloppenburg deutlich aufwertet, ist ein bemerkenswerter Zufall. Denn die Wege der Beiden sind ohnehin gerade ziemlich verwoben: Bergé fährt für Wiki Krosno – und dorthin wird Doyle im kommenden Jahr wechseln, nachdem er am vergangenen Sonntag noch mit einem Maximum dafür gesorgt hat, dass sein derzeitiger Arbeitgeber Tschenstochau den Abstieg vermeidet und auch 2026 im polnischen Oberhaus, der Ekstraliga, bleiben kann.
Die Night of the Fights am Freitagabend gilt als eine der besten Kombinationen aus Speedwaysport und Show seit dem legendären „Hammer“, den Gerd Sievers in den Neunzigern in Wolfslake aufgezogen hat. Ein Musik- und Feuerwerksspektakel umrahmt das extrem hochwertig besetzte offene Speedwayrennen auf einer kurzen, wegen der harten Teertragschicht schwer zu lesenden Bahn im Emstekerfeld, das am Freitagabend um 19:30 Uhr beginnt.
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