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Wie funktioniert die beste Liga der Welt?

Die Ekstraliga gilt gemeinhin als das Flaggschiff der ganzen Speedwaywelt. Doch hinter der Fassade offenbaren sich Brüche. Wie ist die Polenliga eigentlich organisiert, und wo kommt das Geld her?


Wer organisiert die Ekstraliga – die Dachstruktur

Ekstraliga Żużlowa Sp. z o.o. (die Gesellschaft)

Die Ekstraliga wird seit 2006 von einer eigenen Firma verwaltet. Offiziell gegründet am 21. Juni 2006 als „spółka z ograniczoną odpowiedzialnością“ mit Sitz in Bromberg.

Stammkapital der Gesellschaft: 831.000 Złoty. Das entspricht 196.450 Euro.

Organe dieser Gesellschaft: Vorstand (Zarząd), Aufsichtsrat (Rada Nadzorcza), und Gesellschafterversammlung (Zgromadzenie Wspólników).

Vorstand: z. B. derzeit Präsident (Prezes) Wojciech Stępniewski.

Anteilseigner („Gesellschafter“ / „Wspólnicy“): die einzelnen Vereine der Ekstraliga plus der nationale Motorsportverband Polski Związek Motorowy (PZM).

Verteilung der Anteile: PZM hält einen Anteil, die restlichen etwa gleichmäßig auf die Vereine aufgeteilt.

Damit ist die Liga formal unabhängig – nicht staatlich, nicht direkt Verband, sondern eine eigene juristische Person, gemeinschaftlich gehalten von Vereinen + Verband.


Zuständigkeiten und Verhältnis Liga – Verband – Vereine

Die Ekstraliga-Gesellschaft ist für Organisation und Durchführung der höchsten polnischen Speedway-Liga zuständig: Spielpläne, Regeln, Lizenzierung, TV-Verträge, Sponsoring etc.

Der nationale Verband (PZM) bleibt über seine Beteiligung Mitgesellschafter — er hat also Mitspracherecht bei strategischen Entscheidungen der Liga.

Die einzelnen Vereine sind Mitgesellschafter, gleichzeitig sportliche Teilnehmer. Sie unterwerfen sich den Liga-Regeln, aber behalten eigene Vereinsstruktur, Budget, Management, Verpflichtungen gegenüber Fahrern etc.

Seit 2024/2025 verwaltet Ekstraliga Żużlowa offiziell nicht nur die oberste Liga, sondern auch die 1. Liga. Ziel ist Vereinheitlichung der Ligenstruktur, Regulierung und Professionalisierung.

→ Zusammenspiel: Verband PZM + Ligafirma für Wettbewerb/Organisation + Vereine für Sportbetrieb.


Einnahmequellen

Als Liga (Ekstraliga Żużlowa)

  • TV-Verträge: Einer der zentralen Einnahmequellen. Derzeitiger Inhaber der Übertragungsrechte ist Canal+ Poland — der Sender überträgt PGE Ekstraliga. Der neue Vertrag läuft bis mindestens 2028.

  • Laut Berichten belief sich der neue Gesamtwert des TV-Vertrags auf über 200 Millionen Złoty. für die Vertragslaufzeit von 2026 bis 2028. Also über 47.281.562 Euro.

  • Titel­sponsor: Die Liga heißt „PGE Ekstraliga“ – der Großkonzern PGE (Polska Grupa Energetyczna) ist Titelsponsor.

  • Merchandising, Medienrechte, Branding und Marketing, Lizenzierung der Clubs: Wahrscheinlich weitere Einnahmen, z. B. Werbung, Sponsorenpakete für Clubs, Merch, Grafiken, digitale Produkte.


In Breslau stimmen die Strukturen und Bilanzen, in anderen polnischen Vereinen nicht so. Foto: FIM
In Breslau stimmen die Strukturen und Bilanzen, in anderen polnischen Vereinen nicht so. Foto: FIM

Als Verein

Vereine ziehen Einnahmen aus typischen Klub- bzw. Sportquellen:

  • Ticketverkäufe / Zuschauer: Speedway in Polen ist sehr populär, viele Zuschauer pro Match: damit sind Heimrennen eine wichtige Einnahmequelle.

  • Sponsoring & Werbepartner, lokal und über Klubsponsorings. Vereine werben eigene Sponsoren; manche Budgets werden ergänzt durch Firmen oder Unterstützung der öffentlichen Hand, je nach Verein. Das war ein Problem bei Vereinen mit Schulden.

  • Fördergelder und Subventionen, oft kommunal, städtisch oder regional: Viele Klubs erhalten Unterstützung aus der Stadt respektive Region, das spielt besonders in kleineren Städten eine wichtige Rolle. Das war historisch relevant bei Finanzproblemen.

  • TV-/Ligazahlungen: Da Ligaverträge mit TV und Sponsoren bestehen, profitieren die Vereine über Verteilung dieser Einnahmen. Wie das im Detail verteilt wird, hängt von Ligavertrag und interner Verteilung ab. Der ist geheim. Aber klar ist: Ein Teil der Fernsehrechtseinnahmen gehen an die Vereine.

  • Weitere Einnahmen: Merchandise, Hospitality, VIP-Tickets, Werbung im Stadion, eventuell auch Einnahmen aus Nachwuchs- und Trainingsprogrammen, Events und ähnlichen Sonderquellen.


Kosten und finanzielle Risiken für Vereine

Die Vereine haben hohe Kosten, darunter insbesondere:

  • Fahrerverträge & Gagen — Speedwayfahrer sind teuer, insbesondere Top-Grand Prix-Driter . Verträge müssen bedient werden.

  • Betriebskosten: Stadion, Infrastruktur, Personal, Training, Reisekosten, Wartung der Bahn und Maschinen, Sicherheit.

  • Verpflichtungen bei Transfers, Boni und Prämien — je nach Vertrag.

  • Unsichere Einnahmen — wenn Zuschauerzahlen fallen, Sponsoren abspringen oder städtische Unterstützung ausbleibt, gefährdet das das Budget. Das Risiko zeigt sich bei Klubs, die Schulden anhäuften.

Deshalb kann ein Klub in die Schuldenfalle geraten — gerade wenn er aggressive Fahrerverpflichtungen eingeht, ohne stabile Einnahmen.


Macht, Kontrolle und Lizenzierung — wer entscheidet was?

Die Liga (Ekstraliga Żużlowa) setzt Regeln — Sportregeln, Lizenzregeln, Übertragungsrechte, Medienrechte, Marketing, Sanktionen bei Verstößen etc.

Die Gesellschafterversammlung – alle Vereine und die PZM – hat Mitbestimmungsrechte bei grundlegenden Entscheidungen, etwa die grundsätzliche Struktur der Ligen.

Vereine unterwerfen sich Lizenzregelungen: Teilnahme an Liga, Verpflichtung, Finanzen müssen nachgewiesen werden — seit 2024/2025 auch bei der untersten professionellen Liga, in welcher der AC Landshut antritt.

Bei finanzieller Schieflage: Die Ligafirma kann Clubs sanktionieren, Lizenzen verweigern oder Transferverbote aussprechen. Das wurde in der Vergangenheit genutzt, um Clubs wie mit Problemen nicht zu belohnen.


Wichtige Entwicklungen: Professionalisierung und Ligareform

Seit 2006 existiert die Liga als eigenständige Firma. Damit wurde der Speedway-Sport in Polen professionalisiert — weg von rein kommunal/vereinsorientierten Strukturen.

Seit 2024 managt Ekstraliga Żużlowa nicht nur die oberste Klasse, sondern auch die 1. Liga/zweite Liga — nun unter dem Namen “Speedway 2. Ekstraliga”. Ziel: Vereinheitlichung, professioneller Rahmen, ähnliche Standards, bessere Kontrolle.

Im Rahmen der Professionalisierung: Standardisierung der Medienrechte, Marketing, Werbepartnerschaften, mediale Darstellung — TV-Verträge (z. B. mit Canal+) sind zentral.

Auch Programme zur Nachwuchsförderung und Nachhaltigkeit: Die Liga will z. B. die Jugend integrieren, Ausbildung von jungen Fahrern fördern, um langfristige Stabilität zu sichern.


Warum dieses System — und was sind Vorteile, aber auch Risiken / Schwächen

Vorteile

  • Professionelle Struktur: klare Verantwortlichkeiten, gemeinsame Regeln, wirtschaftliche Basis durch Sponsoring und Medienrechte.

  • Einheitliche Lizenzierungs- und Kontrollmechanismen: Klubs können nur teilnehmen, wenn sie gewisse wirtschaftliche Standards erfüllen. Offiziell zumindest.

  • Größere Einnahmen durch TV & Sponsoring → mehr Geld für Klubs und Fahrer, internationale Konkurrenzfähigkeit.

  • Einheitliche Organisation dreier Ligen erleichtert Administration, Werbung, Entwicklung.


Risiken und Schwächen

  • Abhängigkeit von kommerziellen Einnahmen — wenn Sponsoren, TV-Verträge oder Sponsoring fallen, droht finanzielle Instabilität der Clubs.

  • Vereine bleiben selbst verantwortlich für ihr Budget — schlechte Finanzplanung kann zu Schulden führen (wie bei einigen Klubs in der Vergangenheit).

  • Große Kosten für Sportbetrieb & Fahrer — bei zu optimistischen Planungen riskant.

  • Macht bei der Ligagesellschaftern: Klubs müssen sich oft gegenseitig kontrollieren — Interessenkonflikte möglich.


Warum viele Probleme früher entstanden — und welche Rolle die neue Struktur spielt

Früher, also vor 2006 und den starken Professionalisierungsschritten, hatten viele Klubs nur Vereins- oder kommunale Strukturen, oft mit instabiler Finanzierung, unsicheren Einnahmen, schwacher Kontrolle. Das begünstigte riskante Verpflichtungen und Schulden.

Die Gründung der Ligafirma und die Professionalisierung seit 2006 haben genau diese Schwächen adressiert. Durch gemeinsame Organisation, wirtschaftliche Basis über Sponsoring und Fernsehrechteeinnahmen, verbindliche Lizenzierung und Kontrolle können Risiken verringert werden. Allerdings bleibt die wirtschaftliche Eigenverantwortung der Vereine bestehen — und damit auch das Risiko bei schlechtem Management oder falschen Entscheidungen.


 
 
 

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