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Wie geht es Tschenstochau wirklich?

Neben Landsberg geriet auch der polnische Erstligist Tschenstochau in bedrohliche wirtschaftliche Schieflage. Warum? Und wie geht`s weiter?


Der prominenteste Kritiker legte sich sogar mit den polnischen Medien an. Jason Doyle grollte vor Saisonbeginn 2025, die Journalisten aus der Speedwayhochburg wüssten meist nur einen kleinen Teil der Hintergründe und Zusammenhänge – und würden dann einfach trotzdem irgendwas schreiben.


Dass der Exweltmeister aus Australien sich gerierte wie Klaus Kinski in seinen besten Talkshowtagen, hatte seinen Grund: Ihn nervten die finanziellen Zwänge in Polen, für die er, so empfand er, seinen Rücken hinhalten sollte.


Denn in der Ekstraliga und auch im Unterhaus ist längst nicht alles so rosig, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch Tschenstochau, einer der Traditionsvereine in der Ekstraliga und Doyles Arbeitgeber, ist schwer ins Schlingern geraten.


Der Klub schließt 2023 mit einem Minus von zirka 1,1 Millionen Złoty ab. Also bummelig 260.000 Euro, 2024 wird die Lage noch schlimmer: Es ergibt sich ein Verlust von etwa 1,7 Millionen Złoty, als ungefähr 400.000 Euro.


Parallel dazu hat der Verein zahlreiche kurzfristige Darlehen aufgenommen, um den Betrieb und insbesondere Zahlungen an Fahrer zu sichern. Bis Oktober 2024 belief sich das Gesamtvolumen solcher Verbindlichkeiten auf 2,437 Millionen Złoty, das sind in etwa 576.170 Euro.


Laut einer Quelle waren diese Kredite nötig, um die Gehälter der Fahrer im Verlauf des Jahres auszahlen zu können.


Warum kam es dazu? Mehrere Faktoren:


Rückgang der Einnahmen aus Zuschauer- und Sponsorquellen bei gleich bleibend hohen oder sogar steigenden Ausgaben — insbesondere durch teure Verpflichtungen von Profifahrern.


Kürzere und unzureichende Unterstützung durch die Stadt bzw. öffentliche Gelder: Für 2025 war das Budget der Stadt Tschenstochau so knapp, dass nur ein kleiner Teil für Sportförderung – und damit auch für den Speedwayverein Włókniarz – vorgesehen war.


Jason Doyle (rechts) hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Foto: FIM
Jason Doyle (rechts) hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Foto: FIM

Mögliche strukturelle Probleme liegen auch im Management: Offenbar fehlte eine langfristige Finanzplanung und Stabilitätsstrategie — stattdessen reagierte man mit kurzfristigen Krediten und Notfinanzierungen.


Unter der Führung des früheren Präsidenten Michał Świącik kam der Klub in diese Krise: Es waren seine Jahre, in denen Verluste und hohe Darlehen angefallen sind.


Die Vereinsführung versäumte offenbar, frühzeitig gegenzusteuern: Statt rechtzeitig zu sparen, zog man auf Risiko mit Darlehen und erhoffte, dass Sponsoren, Zuschauer und Sportliche Ergebnisse den Finanzbedarf decken würden — was nicht gelang.


Kritisch wurde es insbesondere, als der Klub Zahlungsverpflichtungen gegenüber Fahrern nicht erfüllte — z. B. dem Ex-Fahrer Jakub Miśkowiak: Der behauptet, der Klub schulde ihm etwa 650.000 Złoty aus dem Saisonvertrag 2023. Also umgerechnet 153.680 Euro Der Fall löste sowohl in der lokalen Öffentlichkeit wie auch in der nationalen Speedwaygemeinde Besorgnis und Kritik aus. Das Ansehen des Klubs litt, besonders weil große Namen wie Miśkowiak oder auch der frühere Star Jason Doyle öffentlich ihre Forderungen anmeldeten oder Kritik äußerten.


Einige Medien warnten davor, dass Tschenstochau dem Schicksal anderer verschuldeter Klubs drohen könnte — mit Lizenzverlust, finanzieller Instabilität oder gar sportlichem Absturz.


Auf der anderen Seite spiegelte sich aber auch Enttäuschung bei Fans und Sponsoren — viele fragten, wie ein Traditionsverein so fahrlässig wirtschaften konnte.


Im Laufe des Jahres 2025 gründete sich ein „plan naprawczy“, also ein Sanierungsplan. Der frühere Präsident und Investor legte Eigenkapital nach, um zumindest Teile der Schulden zu tilgen. So wurden Teile der Verluste aus Eigenmitteln gedeckt.


Ende Oktober 2025 übernahm der Unternehmer Bartłomiej Januszka – Inhaber der Firma Krono-Plast– den Klub. Mit dem Eigentümerwechsel kam ein neuer Präsident: Jakub Michalski.


Laut offizieller Mitteilung sei „100 Prozent der lizenzrelevanten Verbindlichkeiten“ beglichen — der Klub sei somit bereit für den Lizenzprozess für die Saison 2026.


Der neue Besitzer kündigt mehr Transparenz, bessere Finanzdisziplin und Aufbau eines stabileren Fundaments an — mit Bedacht bei Verträgen und ohne riskante Übernahmen.

 
 
 

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