„Wir alle können es besser als das, was wir da gezeigt haben.“
- Norbert Ockenga
- vor 9 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Ben Iken überlegt, wie die Schmach von Ludwigslust zustande gekommen ist.
Die Stimme klingt hörbar matt, und der ganze Mann ist es auch. „Ich lag seit Montagabend komplett flach mit einer dicken Grippe“, krächzt Ben Iken am Sonntag nach der Schmach von Ludwigslust in den Telefonhörer. „Ziemlich geschwächt bin ich auch nach Ludwigslust gekommen. Ich habe die Grippe noch gut in den Knochen gespürt – und merke sie auch nach dem Rennen wieder ordentlich.“
Dabei ist der 20-Jährige aus Marienhafe noch der Beste unter den Enttäuschenden. Aber auch Iken weiß: Diese interne Hackordnung innerhalb der deutschen U24-Nationalmannschaft ist so etwas wie die Sache mit dem Blinden unter den Einäugigen: Iken hat lediglich einen zweiten und einen dritten Platz zu den insgesamt sieben Punkten der Deutschen beim Team-EM-Aus in Ludwigslust beigesteuert. „Das Ergebnis spricht für sich“, knirscht er denn auch. „Dass es eine harte Nummer wird, war von vornherein für alle klar. Hätte alles zusammengepasst an dem Tag, hätten wir da ein Wörtchen mitreden können. Allerdings hat es das nicht.“
Es war nicht so, dass die Bahn unbefahrbar war. Aber sie war schwer. – Ben Iken
Bei der Ursachenforschung bemüht der Ostfriese weder Ausreden noch Floskeln: „Ich will die Grippe nicht als Grund nennen. Mein Problem waren wieder die Starts. Wobei ich die in den letzten Rennen gut in den Griff gekriegt hatte, doch gestern war es wieder ganz anders. Das Tempo war danach immer gut.“

Warum die Starts so wichtig waren, erklärt Iken im neuen Podcast von bahndienst.com noch ausführlicher. Die neue Folge des Online-Radios befasst sich mit dem Ausscheiden der deutschen U24-EM-Truppe – aber auch mit der Women’s Gold Trophy und dem Sieg von Hannah Grunwald in Goričan und der Langbahn-WM in Marmande, jeweils mit O-Tönen aller wichtigen Beteiligten – von Iken über Grunwald und Celina Liebmann bis hin zu Martin Smolinski und Lukas Fienhage:
Iken berichtet im Podcast über die Bedingungen in Ludwigslust: „Es hat bereits in der Nacht von Freitag bis Samstag ziemlich geregnet. Und dieses Wetter hat sich den ganzen Tag über mit kleinen Schauern hingezogen. Es war nicht so, dass die Bahn unbefahrbar war – aber sie war doch ziemlich schwer. Dementsprechend waren die Starts 95 Prozent der Läufe. Und da sie bei mir in den ersten Läufen nicht hingehauen haben, hatte ich drei Nuller. Im vierten Lauf konnte ich dann auch mal gut in die erste Ecke reinfahren.“
Das Fazit des Jungprofis aus dem Nordwesten: „Das war ein ziemlicher Tag zum Vergessen. Dabei war das Tempo an sich gut. Auch im Training, als die Bahn noch nicht so schlimm war, kam ich gut zurecht. Aber dann fing es wieder an zu regnen. Die Bahn wurde immer tiefer, mit vielen Rillen; es gab nur eine Linie, das hat es ziemlich schwer gemacht.“
So stellt Iken sich selbst ebenso wie seinen Mannschaftskollegen ein nachdenkliches Abschlusszeugnis aus: „Wir alle, die da waren, können es besser als das, was wir gezeigt haben.“
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