Zwei Deutsche in Oxford?
- Norbert Ockenga
- vor 23 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Oxford hat mit seinem Rückzug aus der Premiership für viele Debatten gesorgt. Was steckt dahinter? Und fahren jetzt 2026 womöglich gleich zwei Deutsche an der Sandy Lane in Cowley?
Oxford ist eines der Zünglein an der Waage. Weil der Klub aus der Universitätsstadt sich Ende 2025 aus der britischen Premiership, also der ersten Liga auf der Insel, zurückgezogen hat, brandet seit Wochen eine Debatte um die künftige Ligastruktur in Großbritannien auf: eine oder zwei große Ligen über dem Unterbau der für Nachwuchsförderung gedachten National League?
Oxford hat einen Teammanager aus Deutschland: Peter Schroeck. Dessen Vater Otto war früher selbst erfolgreicher Motortuner, Peter Schroeck fuhr in den Neunzigern in Deutschland – aber auch bereits als Englandprofi.
Er ist bei Oxford für alle drei Teams verantwortlich gewesen: Die Erstligamannschaft, dazu ein Team in der Championship, also der zweiten Liga – und eines in der National League. „Wir sind der erste Klub auf der ganzen Welt, der es mit drei Ligen probiert hat. Aber weil ich so viele Probleme mit Fahrern gehabt habe, die gestürzt sind und verletzt waren, hat es nicht den Erfolg gehabt“, bilanziert Schroeck. „Zu Saisonbeginn haben wir mit 1.200 bis 1.500 Zuschauern begonnen. Doch als dann die Ausfälle kamen, haben die Leute sich die Rennen so rausgesucht, wie sie sehen wollten. Dann kamen nur noch an die 700. Das Jahr hat uns Geld gekostet, so funktioniert es für uns nicht. Wir haben zwar ein hartes Jahr gehabt. Doch das heißt nicht, dass wir jetzt aufgeben.“
Die großen Stars bringen auch nicht viel mehr Leute ins Stadion. – Peter Schroeck
Vielmehr baut Oxford zurück auf nur noch ein Team in der Championship, also der Zweiten Liga – und hofft darauf, dass Premier- und Championship über den Winter zu einem einzigen Championat verschmelzen. „Ich konzentriere mich lieber auf die Championship und die Juniorenliga“, nickt Schroeck. „Nur das Geld für die Stars auszugeben, die in der Premiership fahren – die bringen auch nicht viel mehr Leute ins Stadion hinein.“
Der Unterfranke, der gebürtig aus Mainaschaff bei Aschaffenburg stammt, hat sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in England genau angeschaut. Dazu zählen auch die Personalstämme bei den Ligatrupps in der Premiership. „ 75 Prozent sind Championshipfahrer, die auch in der Premiership sind. Der Rest sind dann nicht mal 20 Fahrer, die nur in der Premiership fahren. Leute wie Brady Kurtz und Ähnliche kosten auch fettes Geld; wo jetzt der TV-Deal mit seinen Rechteeinahmen nicht mehr da ist, merken die Klubs das auch. Die Championship dagegen ist gesund. Da haben wir eine Pay Structure, mit der man arbeiten kann. Deswegen wäre eine einzige Liga auch sehr interessant.“

Zumal die ihn von der Vielfalt auch an jene Zeit erinnert, als Schroeck selbst in England als Profi am Start war: „Als ich rübergekommen bin, konnten wir 40 bis 50 Rennen im Jahr fahren. Aber seit wir aus der EU draußen sind, ist es mit den Formalitäten nicht so einfach – allein schon wegen der Visa. Das muss man bei der Planung auch berücksichtigen.“
Deswegen votiert der Süddeutsche dafür, sich in Großbritannien auf die Arbeit mit jungen Fahrern zu konzentieren – statt für Grand Prix-Fahrer und vergleichbare Internationale Sonderwürste zu braten. Junge Fahrer würden sich voll zu England bekennen und von dort aus ihre Rennen beschicken, sie wüssten um die Wichtigkeit der Liga als Aus- und Fortbildungsstation.
Dass in den letzten drei Jahren vermehrt Grand Prix-Fahrer wieder auf die Insel zurückgekehrt sind, half der Reputation der Premiership zwar – trieb aber auch die Kosten. Eine Rückbesinnung sei wirtschaftlich sinnvoller und fördere zudem die Attraktivität, weil mehr unterschiedliche Mannschaften mit verschiedenen Gesichtern gegeneinander führen.
Die Anrufliste gibt Schroeck recht: Mario Häusl hat sich bereits nach einem Teamplatz in Oxford für 2026 beworben. Auch Meik Lüders, der Betreuer von Ben Iken, hat beim Franken vorgefühlt. Der fühlt sich Speedwaydeutschland immer noch ein Stück weit verbunden und nimmt beide Fahrer gedanklich genau unter die Lupe.
Und er plant auch mit einem Deutschen auf der Nummer 1-Position seiner einzigen Topligamannschaft 2026: Erik Riss war 2025 bis zu seiner Krankheit bei den Spires im Oberhaus aktiv – und ist dort trotz der langen Abwesenheit sogar als Punktbester im Jahresabschluss der Averagelisten geblieben. „Erik Riss und Sam Masters wollen bei uns bleiben“, verrät Schroeck, Mit den beiden planen wir auch als Topfahrer. Aber weil sich jetzt alles verzögert hat, weil die Zukunft der Premiership noch nicht 100-prozentig sind, können wir das alles auch noch nicht endgültig fix machen.“
Erik Riss wird am Freitagabend bei der Speedway Talk Night in Zeven in einer Interviewrunde unter anderem auch erklären, was es mit dem englischen Speedway und seiner möglichen Verlängerung bei Oxford auf sich hat. Riss wird auch einen ganzen Haufen exklusiver Devotionalien aus seiner persönlichen Sammlung und seiner Merchandisingkollektion für eine exklusive Tombola beisteuern, die im Rahmen der Speedway Talk Night in Zeven organisiert wird.



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