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Zähigkeit allein langt nicht

Das Pendel im Titelrennen schlägt früh in Richtung Ipswich aus. Doch Leicester stemmt sich länger als erwartet gegen die Niederlage.


In Lauf 11 gilt’s. Max Fricke und Luke Becker brauchen unbedingt ein 5:1 für Leicester, um die Minimalchance zu wahren. Das australisch-amerikanische Paar hat zuvor als einziges Duo der Lions einen Doppelsieg in Ipswich geholt – doch seitdem ist den Gästen der Rückkampf im Finale der Premiership mehr und mehr durch die Finger geronnen.


Denn vor allem die Ersatzfahrer der Lions, und da besonders der aus den eigenen Reihen – den Cubs, also Löwenwelpen – hervorgebrachten Joe Thompson, schwächeln in Foxhall Heath. Das direkte Duell der Reservisten und auch die Einsätze gegen die größeren Namen gehen meist klar zugunsten der Gäste aus.


Und Drew Kemp, der in Osnabrück geborene Engländer, leidet wieder unter Technikproblemen, wie schon im Hinkampf, und lässt zu Beginn wichtige Punkte für Leicester liegen. Dieses Mal ist der Motor Quell’ des Verdrusses. Erst als er auf seine Ersatzmaschine wechselt, findet Kemp zu seiner Normalform. Dazu kommt noch ein Sturz von Ryan Douglas – und schon rutscht Leicester ins Hintertreffen.


Ipswich polt Emil Sajfutdinow konsequent als Geleitschutz für seinen jeweiligen Partner statt auf Laufsiege. Der Russe gewinnt bis zum allerletzen Heat kein einziges Rennen, steuert aber konsequent die unterstützenden Zähler bei.


Tom Brennan ist einer der Erfolgsgaranten für Ipswich. Foto: FIM
Tom Brennan ist einer der Erfolgsgaranten für Ipswich. Foto: FIM

Und als ab Heat 7 eine Serie von 3:3 herauskommt, aber keine Siege für die Gäste, rückt der erste Titel für Ipswich seit 27 Jahren immer näher. Den Löwen aus Leicester rennt die Zeit weg.


Becker/Fricke müssen in Heat 11 den Trend umkehren.


Doch sie treffen ausgerechnet auf Jason Doyle. Der ist kurz zuvor in der ruppigen Anfangsphase von Kyle Howarth abgeschossen worden, rächt sich nun mit einem Start/Ziel-Sieg vor Landsmann Fricke. Becker muss sich dagegen erst vom letzten Platz nach vorn arbeiten.


Wieder nur ein Unentschieden.


Zu wenig im vorentscheidenden Moment?


Die Witches haben sich durch den Sieg von Doyle so weit abgesetzt, dass sie schon in Lauf 12 vorzeitig Meister werden können – mit einem Laufsieg von Dan Thompson oder Tom Brennan über die Lions, egal wie hoch. Dann hätten sie 13 Punkte Vorsprung – bei noch 12 zu vergebenen Punkten.


Doch die Löwen erweisen sich in den nächsten Heats als zähe Hunde, die ihre Flinten nicht ins Korn werfen.


Beim Start schießt Ryan Douglas, der jeden Start gewonnen hat, vor Drew Kemp in Führung. Brennan geht an Kemp vorbei, der fällt sogar auf den letzten Rang zurück – kann sich aber in der letzten Runde das Ipswich-Urgestein Dan Thompson wieder kaufen. Mit dem so erfochtenen 4:2 halten die Löwen sich im Rennen: nur noch neun Punkte Rückstand in der kumulierten Wertung aus Hin- und Rückkampf.


Damit liegt der Matchball bei Doyle und Sajfutdinow gegen Fricke und Sam Masters. Doyle startet wie eine Rakete – aber der Schiri wertet den Start als einen Frühstart und bricht den Lauf ab. Der Australier fängt sich eine Verwarnung, darf aber wieder ran.


Das Anruckeln geht auf eine überhitzende Kupplung samt Rauchentwicklung zurück. Beim Wiederholungslauf sitzt er deswegen auf der Maschine vom Teamkollegen und Käpt'n Danny King – dessen Motorrad eine deutlich andere Sattel- und Lenkerposition aufweist.


Trotzdem gewinnt Doyle den Start – und Sajfutdinow kann Fricke zunächst von Rang 2 verdrängen. Doch der Australier ringt sowohl den Russen als auch seinen Landsmann nieder, gewinnt den Lauf. Durch das 3:3 fehlt den heimischen Hexen immer noch eine Winzigkeit.


Sich häufende technische Probleme von Drew Kemp bringen Leicester um alle Chancen. Foto: FIM
Sich häufende technische Probleme von Drew Kemp bringen Leicester um alle Chancen. Foto: FIM

In Lauf 14 müssen also Gastfahrer Keynan Rew, der im Overall des verletzten Adam Ellis fährt, oder Edwards nur ein 5:1 verhindern. Aber: Drew Kemp und Kyle Howarth gehen vom Start in Front. Die beiden schwärmen zum Paar aus. Rew versucht alles, das Duo zu sprengen. Es klappt nicht.


Leicester kommt wieder näher.


Der Titel hängt immer noch am seidenen Faden. Ein 5:0 für Leicester im letzten planmäßigen Lauf des Endkampfs würde dafür sorgen, dass es mit einem Unentschieden „on aggregate“, also in Summe aus Hin- und Rückspiel, in die Verlängerung in Form eines Superheats geht. So ein krasses Ergebnis ist zwar megaselten – aber theoretisch möglich. „Wir müssen einen Fahrer ins Ziel bringen“, ächzt Ipswich-Teammanager Ritchie Hawkins. „Aber wir alle haben auch schon Doppelausfälle gesehen.“


Sein Gegenpol Stewart Dickson knurrt: „Ich bin zwar stolz auf meine Jungs, wie sie nie aufgeben und sich am Ende noch wieder rangekämpft haben. Aber ich ärgere mich auch über einige technische Gremlins – das sind Sachen, die in einem Finale eigentlich nicht passieren dürfen.“


Doyle und Sajfutdinow treten gegen Douglas und Fricke an.


Rutschen sie doch noch auf einer Bananenschale aus?


Douglas geht vom Start in Führung. Doch der bislang sieglose Sajfutdinow powert vorbei in Führung – und stürmt an der Spitze davon. Dahinter orchestrieren Douglas und Fricke einen Platztausch, um Fricke aus den Klauen des ihn aggressiv verfolgenden Doyle zu befreien. Dabei kommt es zu einem Missverständnis: Fricke geht nach innen, wohin Douglas schon eingelenkt hat. Der macht auf – erwischt aber das Hinterrad des Teamkollegen und wird im hohen Bogen über den Lenker abgeworfen.


Der Unfall passiert so kurz vor Schluss, dass der Schiri das Rennen schon wertet – und Ipswich so ohne Wiederholungslauf zum Meister macht.


Ipswich gewinnt das Rennen mit 46:43 und die Gesamtwertung mit 93:86.



 
 
 

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