Der Raketenmann
- norbertockenga
- vor 1 Tag
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Ist Anders Thomsen der wahre Geheimfavorit beim Grand Prix in Landshut?
Ist er der große Geheimfavorit für Landshut? Während alle Welt von Bartosz Zmarzlik, Freddie Lindgren und Robert Lambert spricht, hat sich ein ganz anderer Fahrer, fein unter dem Radar, in eine Ausgangsposition als Favoritenschreck gebracht: Anders Thomsen.
Der Däne war im vergangenen Jahr nicht für die WM qualifiziert, hat sich in der ruhigeren Saison mit seiner damals neuen Freundin ein Haus draußen auf dem Dorf zugelegt und sich in einem ruhigeren Lebensstil mental besser eingerichtet als in der Hektik seines früheren Lebens. Das hatte er bereits im Vorfeld jenes Grands Prix erzählt, bei dem er 2024 mit der Wildcard als Gastfahrer eingeladen war.
Doch für 2025 gesellt sich zu dieser ihm wohltuenden Hyggeligkeit auch eine neue Hardware. Und diese Kombination sorgt dafür, dass Thomsen sich in allen Ligen in bestechender Frühform zeigt. Zwar wird er beim Heimsieg seiner Mannschaft Vojens über Slangerup in der dänischen Liga von seinem Maximum fahrenden Teamkollegen Andrzej Lebedews überstrahlt. Und in der polnischen Liga werden die Leistungen des 31-Jährigen aus Odense auch dadurch verwässert, dass sein Arbeitgeber Landsberg in einer veritablen Krise steckt.

Doch insbesondere die Vorstellungen von Thomsen in Polen lassen nur den Schluss zu: Gerade auf der besonderen Bahn in Landshut wird mit dem Dänen schwer zu rechnen sein. Denn am vergangenen Ligawochenende hat Thomsen in Polen einen neuen Topspeedrekord aufgestellt. Mit einem offensichtlich bärenstarken Motor.
Und das ist für Landshut relevant. Denn die Bahn an der Ellermühle weist auch enorm lange Geraden auf. Im vergangenen Jahr waren all’ jene Fahrer im Vorteil, die länger übersetzt und – fast schon langbahnmäßig – auf hohe und bis spät auf den Geraden anliegende Topspeeds gebaut hatten.
Also genau so, wie Thomsen seine Rekordmaschine für Polen charakterisiert hat. „Natürlich“, antwortet der Däne auf eine entsprechende Anfrage in der Woche zwischen dem Rekord und Landshut, „werde ich den Motor auch dabei haben.“
Im Verlauf der Unterhaltung fällt der Begriff einer Rakete, um den Motor zu beschreiben. Thomsen nimmt die Charakteristik für sein Aggregat scheinbar ungerührt auf. „Ich habe im Moment zwei Tuner: Karger – und Jabłoński aus Polen.“
Jabłoński– das ist Krzysztof Jabłoński, ein ehemaliger Europameister aus Gnesen. Der heute 47-Jährige fuhr früher auch in der polnischen Nationalmannschaft – und hat sich mit einem Tuningbetrieb zu Beginn vor allem auf das Veredeln von 250-Kubikmotoren für die Jugend versteift. Unter anderem präparierte er die Motoren für seinen jüngeren Bruder Mirosław Jabłoński.
Dieser Motor ist eine Rakete für glatte wie auch für griffige Bahnen. – Anders Thomsen
Bei der Arbeit an den Viertelliteraggregaten erlernte Krzystof Jabłoński vor allem Fertigkeiten bei Details der Zündzeitpunkte. Die geht er heute auch bei seinen Halblitermotoren noch anders an als viele klassische Tuner.
Thomsen macht auch auf hartnäckiges Nachbohren ein Staatsgeheimnis um seine Rakete. „Manche Motoren funktionieren auf der einen Bahn besser, manche auf der anderen“, bleibt er kryptisch. „Aber wenn man einen guten Motor hast, dann passt der eigentlich überall. Wir haben vielleicht zwei oder drei Motoren, die wir die ganze Zeit verwenden. Und dieser eine ist eine Rakete für glatte, aber auch für griffige Bahnen.“
Also für beide Varianten, die man aus Landshut kennt: Bei den Ligarennen ist die OneSolar-Arena hart und glatt, beim Grand Prix im Vorjahr war sie tief und griffig. Wenn sich am Sonnabend im Training rausstellt, dass die Rakete in Bayern ähnlich zündet wie zuletzt in Polen – dann wird die Konkurrenz sich ganz schön langmachen müssen, um gegen Thomsen bestehen zu können.
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