Der seidene Quali-Faden
- norbertockenga
- vor 2 Tagen
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Deutschland kämpft mit einem Quartett in Elgane um den Einzug ins Finale der Team-EM – und braucht dazu einen Kraftakt, um auf Rang 2 und damit weiterzukommen.
Richard Geyer ist extra früh losgefahren. „Von uns in Meißen bis Elgane sind’s 1.800 Kilometer“, rapportiert der DM-Vierte. Deswegen teilt er sich die Fahrerei auch mit Ronny Weis – dem Exfahrer aus seiner Heimatstadt, der inzwischen die mannigfaltigen Aktivitäten des dortigen Motorsportvereins lenkt.
Geyer ist einer der nur vier Fahrer, die Deutschland am Samstagabend bei der Qualifikation zur Mannschafts-EM in Elgane vertreten. Neben dem Lauf in Norwegen steigt das zweite Semifinale in Pardubitz in Tschechien. Und neben Geyer sind Valentin Grobauer, Jonny Wynant und Patrick Hyjek für die Deutschen am Band. Nationalmannschaftsteammanager Mathias Bartz verzichtet auf einen Ersatzfahrer – beziehungsweise, er nominiert Hyjek auf die Reservistenposition, um so zumindest taktische Spielmöglichkeiten bei der Einwechslung zu haben.

Schweden und die Gastgeber aus Norwegen treten mit vollem Fünfmannkader an, Lettland rückt ebenfalls nur mit einem Quartett aus.
Der Ersatzfahrer darf ingesamt sechs Mal reingebracht werden. Hyjek wird also vier Mal regulär kommen und kann ein, vielleicht auch zwei Mal eingetauscht werden. Das zweite Mal aber nur als taktische Reserve, die bei einem Rückstand von mindestens sechs Punkten gezogen werden kann.
Wobei auch jeder andere Fahrer der Mannschaft als taktischer Ersatzmann eingewechselt werden darf. Und wobei es zwei Heats gibt, die ohnehin ausschließlich Reservisten vorbehalten sind. Bleibt netto ein Jokerauftritt für Hyjek neben den etatmäßigen Starts als zweiter Deutscher im Aufgebot hinter Grobauer.
Elgane liegt etwa 50 Kilometer südlich von Stavanger, unweit des Dorfes Varhaug. Die Anlage vom Motorsykkel Elgane Klubb ist das Flaggschiff des norwegischen Speedway – der seit dem Karriereende von Lars Gunnestad und Ole-Eynar Kylingstad sowie dem Auswandern von Rune Holta keine nennenswerten Fahrer mehr aufzuweisen hat, nun aber in Mathias Pollestad gerade ein Jungtalent heranreifen sieht. „Jonny Wynant ist der Einzige von uns, der schon mal in Elgane gefahren ist“, berichtet Geyer. „Aber es muss eine sehr kleine Bahn sein: nur 290 Meter lang, aber mit einem schönen Radius; mit gleichmäßigen und runden Ecken.“

Schweden muss mit dem Aufgebot aus Jungtalent Philip Hellström-Bängs, dem Ex-Grand Prix-Piloten Kim Nilsson, den Team-WM-Kadermitgliedern Oliver Berntzon und Victor Palovaara sowie Ersatzmann Casper Henriksson als Favorit gelten. „Die Schweden und die Letten sind sehr stark aufgestellt“, sinniert Geyer. „Aber auch Norwegen wird es uns auf ihrer Heimbahn nicht leichtmachen. Wir können nur alles geben und hoffen, dass wir es unter die ersten Zwei schaffen.“
Die Bahn ist nur 290 Meter lang, aber mit einem schönen Radius. – Richard Geyer
Dabei wird viel darauf ankommen, wie die Deutschen in den Abend hineinfinden. Denn gleich zu Beginn haben sie lösbare Aufgaben: Geyer wird in Heat 1 vom inneren Startplatz gegen Ernests Matjusonoks, Lasse Madland Fredriksson und Palovaara antreten. Den Lauf kann der Ostdeutsche holen: Palovaara ist der ärgste Gegner, aber sehr schwankend in seiner Form und auf dem schlechteren Startplatz. In Heat 2 startet Wynant zwar von außen, aber in Truls Kamhaugs und Oliver Berntzon auch gegen zwei schlagbare Gegner. Läuft alles plangemäß, holt Grobauer in Heat 3 Rang 2 hinter Hellström-Bängs. Dann muss Hajek gegen Pollestad und Nilsson dran.
Die Chancen, dass die Deutschen nach dem ersten Block punktgleich mit den Schweden liegen, sind da. Und dann kann als Grundstein reichen, sich als Bester der beiden Zweitplatzierten das letzte Ticket fürs EM-Finale der Teams zu sichern.
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