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Deutschland verliert Megatalent Bager

Niklas Bager fährt ab sofort als Däne statt als Deutscher. Was hinter der Fahnenflucht des Toptalents steckt.


Deutschland verliert eine seiner vielversprechendsten Kinder- und Jugendhoffnungen im Speedway. Niklas Bager fährt ab sofort als Däne – und nicht mehr mit deutscher Lizenz und unter schwarzrotgüldner Flagge. „Er hat sich Möglichkeit bekommen, auf eine dänische Elitesportschule zu gehen. Die arbeitet mit dem Dänischen Sportbund zusammen“, verrät seine Mutter Sabrina Harms, die lange Jahre erfolgreich als Teammanagerin für die Bundesligatruppe des MSC Brokstedt wirkte.


Niklas’ Vater Henning Bager ist Däne und ehemaliger Speedwayprofi. Der Sohn hat deswegen beide Staatsbürgerschaften, fuhr bislang aber als Deutscher.


Doch das Speedwayelternpaar ist mit der ganzen Familie in die Nähe von Esbjerg an der Nordseeküste gezogen, wo sich auch die Sportförderschule befindet. „An der sind alle Sportarten vertreten, nicht nur Motorsport“, führt die Mutter weiter aus. „Aber die Kinder werden mit einem Lehrplan gezielt auf eine Sportlerlaufbahn vorbereitet: Sie haben jeden Tag 90 Minuten Morgensport mit Begleitung eines Physiotherapeuten, wo sie ein speziell auf ihre Disziplin hin abgestimmtes Training absolvieren. Dazu gibt es Mountainbike- und Koordinationstrainings, die Ernährung wird ihnen auch ganz anders beigebracht als bei uns in Bio, wo es nur um Kohlehydrate und Fette geht. Um in der Schule überhaupt aufgenommen zu werden, musst du sportliche Erfolge aufweisen können.“


In Dänemark tun sich andere Türen auf. – Sabrina Harms

Familie Bager sei vor etwa einem halben Jahr über die Grenze ins nördliche Nachbarland gezogen, Sohnemann Niklas gehe seit Ende der Osterferien auf die neue Bildungsanstalt. „Wir haben am Anfang gar nicht darüber nachgedacht“, gesteht Sabrina Harms, „dass es ein Problem sein könnte, dass er nicht zu 100 Prozent dänisch ist. Aber uns wurde nahegelegt, ihn doch auch als Dänen anzumelden.“


Niklas Bager wechselt die Farben und segelt künftig unter dänischer Flagge. Foto: Norbert Ockenga
Niklas Bager wechselt die Farben und segelt künftig unter dänischer Flagge. Foto: Norbert Ockenga

Deswegen zieht die Familie von dem Supertalent-Kind, das schon von seinen Genen her eine Art Max Verstappen des Bahnsports sein kann, nun die logische Konsequenz: Niklas Bager fährt mit dänischer Lizenz und auch einem nordischen Pass.


Das hatte auch Erik Gundersen indirekt angemahnt, als er sich bei einem SGP4-Lauf mit Bager unterhalten hatte. Denn Papa Henning Bager ist auch ein Schützling des ehemaligen Weltmeisters gewesen, der in seiner Heimat ein perfektes Nachwuchsförderprogramm Kinder ab dem Grundschulalter aufgelegt hat. Durch die Fahnenflucht weg von Deutschland gehört nun auch Niklas Bager zum Kader von „Gunder the Wunder“ und nimmt alle 14 Tage an den Trainingslager der DMU-Jugend auf wechselnden Bahnen teil.


Vater Henning Bager ist Däne und Exprofi. Sein Sohn biegt jetzt in seine Spurrillen. Foto: Norbert Ockenga
Vater Henning Bager ist Däne und Exprofi. Sein Sohn biegt jetzt in seine Spurrillen. Foto: Norbert Ockenga

Dafür verliert der Bursche aber seine Startmöglichkeiten in der Zweiten Bundesliga für den MSC Cloppenburg, in der NBM und auch in der Liga Nord. Denn überall dort sind Ausländer nicht zugelassen. „In Deutschland hatten wir durch die NBM mehr Rennen. Das ist natürlich schade. Aber dafür tun sich in Dänemark andere Türen auf: Nun hat man alle 14 Tage geführtes Training.“


Seinen Platz in Cloppenburg soll Thies Schweer aus Zetel einnehmen. Der ist aber in der Viertelliterklasse unterwegs, hat keinen 500-Kubikzentimeter für eine 500R, mit der Bager für die Fighters aus der Museumsdorfstadt unterwegs gewesen ist.


Ob Niklas Bager damit für den deutschen Speedway auf alle Zeiten verloren ist, mag Sabrina Harms noch nicht abschätzen: „Es ist keine Entscheidung, die für alle Ewigkeiten fest so bestehen bleiben muss.“


Niklas Bager, hier bei seinem letzten Zweitligaeinsatz in Cloppenburg mit Vater Henning und Kai Huckenbecks damaligem Manager Andreas Borgmann, wird in Dänemark auf eine Elitesportschule gehen und rückt auch in den Förderkader von Erik Gundersen auf. Foto: Norbert Ockenga
Niklas Bager, hier bei seinem letzten Zweitligaeinsatz in Cloppenburg mit Vater Henning und Kai Huckenbecks damaligem Manager Andreas Borgmann, wird in Dänemark auf eine Elitesportschule gehen und rückt auch in den Förderkader von Erik Gundersen auf. Foto: Norbert Ockenga

 
 
 

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