Die Staubwedler
- Norbert Ockenga
- vor 6 Tagen
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Das erste Grasbahn-EM-Halbfinale in Frankreich ist wegen der äußeren Bedingungen von zweifelhaftem sportlichen Wert.
Zwischenzeitlich steht sogar ein Abbruch im Raum. „Es gab eine außerordentliche Fahrerbesprechung“, berichtet Jörg Tebbe vom ersten Halbfinale der Grasbahn-EM in Saint-Marcaire, „weil die Fahrer so nicht mehr weitermachen wollten.“
Denn das Semifinale in Nouvelle Aquitaine verkommt über weite Teile zu einer reinen Startplatz- und Bahnbeschaffenheitslotterie. „Es herrschte eine unglaubliche Staubentwicklung“, stöhnt Tebbe. „Teilweise ist man selbst als Führender in den eigenen Staub aus der vorigen Runde reingefahren – und konnte dann die Kurveneingänge überhaupt nicht mehr sehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Schiedsrichter überhaupt noch erkennen konnte, was auf der Bahn passiert ist.“
Nach den ersten alarmierenden Sandstürmen fährt der Bahndienst Wasser, um den Staub zu binden – und eröffnet damit einen Teufelskreis. „Wenn viel Wasser auf den lehmigen Boden kam, wurde es zu schmierig, und man konnte deswegen nicht richtig fahren.“
Man ist als Führender in seine eigene Staubfahne aus der vorigen Runde gefahren. – Jörg Tebbe
So muss man denn vor allem auf Glück bei der Startplatzvergabe hoffen: Nur innen und außen funktioniere, alle anderen sind oft ein Vabanquespiel. Und drum nimmt das Semifinale einen erstaunlichen Ausgang. Chris Harris fährt allen davon, obwohl er am Abend zuvor noch bei einem Speedwayrennen in Glasgow angetreten und die Nacht hindurch nach Südwestfrankreich gekachelt ist. Der Cornishman ist auch der Einzige, der auf der Außenbahn überholen kann – und hinter ihm wird der Norweger Glenn Moi überraschend Zweiter. Der Wikinger bestreitet 2025 seine ersten Saison auf Lang- und Grasbahnen – und ist im Staubchaos am Fluss Garonne einer der Außenseiter, die vom Durcheinander begünstigt werden.

Das Meeting, in dessen abwechselnden Handlungssträngen auch Gespanne ihre EM-Finalqualifikation fahren und der Bahn so noch mehr abverlangen, zieht sich bis um halb 2 in der Nacht.
Aus dem Lager der Deutschen schafft es nur Tebbe wenigstens bis ins B-Finale. Daniel Spiller und Dominik Werkstetter scheiden als 14. und 16. bereits in der Vorrunde aus. Und im B-Finale scheitern in Tebbe und dem Dänen Dominik Bukhave zwei weitere Mitfavoriten an den kruden Verhältnissen. Tebbe wird beim EM-Finale in Eenrum sogar lediglich als Reservefahrer im Fahrerlager sein. „Ich bin im B-Finale Letzter geworden. Als sich das nach der ersten Kurve abgezeichnet hat, habe ich meine Runden einfach nur auf Sicherheit zu Ende gefahren.“
Im großen Finale scheinen zunächst zwei Franzosen Harris einen Strich durch die Rechnung zu machen. Beim ersten Start schießt Mathieu Tressarieu in Führung, stürzt aber in der ersten Kurve. Beim Wiederholungslauf geht der Motor von Tino Bouin bereits nach dem Start aus. Danach ist Harris der Tagessieg nicht mehr zu nehmen.
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