Ruhiger Sieger-Abend
- Norbert Ockenga
- 18. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wie Jack Holder mit seiner erklärten Lieblingsarbeitsweise den Grand Prix in Warschau dominieren konnte.
Die Niederlage kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. Als Jack Holder seinen letzten Vorrundenlauf gegen Brady Kurtz verliert, lässt der Australier zum ersten Mal Hand an die Abstimmung seiner Maschine legen. „Bis dahin war es einer von diesen Abenden, an denen ich nichts umgebaut habe“, verrät der Warschau-Sieger. „Bis mich Brady dann geschlagen hat. Vor meinem letzten Heat musste ich ziemlich lange warten, weil sich da ein paar Stürze ereignet hatten. Aber ich habe das Motorrad nicht angefasst, bis ich im letzten Lauf Zweiter wurde. Erst danach habe ich etwas fürs Finale umgebaut.“
Ich habe das Motorrad nicht angefasst, bis ich im letzten Lauf Zweiter wurde. – Jack Holder
Holder ist nach eigenem Bekunden immer dann am stärksten, wenn in seiner Box möglichst viel Ruhe herrscht und es kein Gewusel mit hektischen Eingriffen ans Motorrad gibt. Genau diese Ruhe hat der Sydneysider in Warschau in seinem Lager halten können. „Ich habe dann bei der Startplatzwahl fürs Finale mit dem inneren Startplatz ziemlich viel riskiert und wusste: Ich muss mich nach hinten absichern können. Ich habe den Start gewonnen und danach jede Rille in der Bahn so gut und gerade mitzunehmen versucht wie’s irgend geht.“

Während der Siegfahrt vor Brady Kurtz im Endlauf erlebt er kurz ein Déjà Vu, erinnert sich an den Grand Prix an selber Stelle vor zwei Jahren, als das Finale mit ihm in Führung liegend wegen eines Sturzes hinter ihm abgebrochen werden musste und Holder im Wiederholungslauf den Start und damit auch seinen möglichen ersten Grand Prix-Sieg vermasselte. „Ich habe jetzt auch das Brummen der Motoren von den Leuten um mich herum gehört, aber ich habe mich voll auf mich selbst konzentriert, versucht, bloß keinen Fehler zu machen – und konnte nur hoffen, dass die roten Lichter nicht angehen.“
Damit setzt es einen australischen Doppelsieg vor den beiden Polen Patryk Duded und Dominik Kubera, und weil Bartosz Zmarzlik einen für seine Verhältnisse außergewöhnlich schlechten Abend erwischt, wird’s auch in der WM plötzlich richtig spannend. „Wir mögen Veranstaltungen wie in Warschau“, schwärmt Holder. „Wegen der vielen Zuschauer – und weil wir unter einem Dach fahren. Es gibt keinen Regen; das Dach nimmt dir als Fahrer schon mal diese Sorge. Und das Publikum ist eines der größten des ganzen Jahres. Die polnischen Fans sind einfach nur verrückt – die Atmosphäre ist gigantisch.“
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